Küstengold: Kriminalroman (German Edition)
Frau Bester von der Kieler
Rundschau um einen Kontakt in dieser heiklen Angelegenheit gebeten haben. Natürlich
haben wir der Presse Informationen zugeschanzt, wobei wir aber anonym geblieben
sind. Wir müssen vorsichtig sein, weil sich sonst die Medien sofort wie Hyänen auf
uns stürzen würden.«
Kommissar
Hansen tat verwundert. »Bin ich Ihnen denn nicht genug, meine Herren?«
Der Syndikus
wehrte händeringend ab und bekundete erneut die Freude über sein Erscheinen.
Für Hansen fügte sich langsam das
Puzzle zu einem Gesamtbild zusammen. Offen blieb für ihn nur, was in Laboe passieren
würde. »Ihre Vorsicht kann ich nachvollziehen, Dr. Eckstein. Aber Sie hätten vielleicht
die Jagd auf Korschunow und Denisow in Laboe verhindern können.«
Das Gemurmel
der Manager wurde lauter. Daraufhin nahm der Syndikus den Kommissar zur Seite. »Können
wir bitte nebenan einmal vertraulich unter vier Augen sprechen?«
Warum nicht?
Hansen nickte und folgte Eckstein zu einer Tür neben den Toiletten, die in einen
Nebenraum führte. Der Syndikus stieß die Tür weit auf. Der Herr im blauen Anzug,
der in der Mitte des Raumes stand, zuckte zusammen und drehte sich nur langsam um.
Der Kommissar
erkannte ihn sofort von den Observationsfotos im Fall Bergfeld. Es war eindeutig
Denisow, der Chef der UniProm. Wieso war er nicht bei Korschunow in Laboe? Was suchte
ausgerechnet Denisow in Blankenese in der Höhle des Löwen?
Dr. Eckstein
unternahm einen Versuch der Aufklärung. »Hauptkommissar Hansen, Dimitrij Denisow
war nicht in Laboe. Er hatte wenig Lust verspürt, sich mit kaltblütigen Mordgesellen
zu treffen. Er wird ein Angebot von uns annehmen und die Ethanolgewinnung in Südamerika
optimieren. Ein wichtiges zukunftsträchtiges Feld, um endgültig vom Atomstrom wegzukommen.
Ein Gemeinschaftsprojekt mit der UniProm übrigens, unserem neuen Partner.«
Hansen nickte
Denisow kurz zu. Dann nahm er den Syndikus beiseite. »Dr. Eckstein, ganz am Rande,
wenn wir schon so vertraut miteinander reden. Woher kennen Sie eigentlich meine
genaue Amtsbezeichnung?«
Der Syndikus
erschrak. »Wie habe ich das zu verstehen? Herr Plack hat uns das so mitgeteilt.
Hat er sich etwa geirrt? Wir können das in unseren Schriften sofort korrigieren.«
Nun war
es heraus. Frank Plack musste die Dossiers verfasst haben. Und die Manager hatten
dann die Texte anschließend für die Öffentlichkeitsarbeit entsprechend der Philosophie
ihrer Firmen umgeschrieben.
Dr. Eckstein näherte sich ihm nun
mehr, als Hansen lieb war, denn er offenbarte einen üblen Mundgeruch. »Jetzt einmal
ganz ohne Etikette, unter uns, sozusagen. Sehen Sie bitte unsere Nöte. Für unsere
Unternehmen arbeiten Zehntausende von Menschen, und das nicht nur in Europa. Das
darf man sich doch nicht durch einige Verrückte kaputt machen lassen. Wir haben
uns sehr subtil in einer Art und Weise gewehrt, die uns keine Sympathien in der
Bevölkerung kosten durfte. Wir haben gegenüber früher gelernt und Informationen
gesammelt, und das alles im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten. Was für unsere
Unternehmen gut ist, kann schließlich nicht schlecht für den Standort Deutschland
sein, oder?«
Der Syndikus
kam dem Kommissar wie ein kleines Kind vor, das ausschließlich auf sein Spielzeug
schielt. Hansen hatte genug davon. »Dr. Eckstein. Vielen Dank für den kleinen Plausch.
Gruß an die Kollegen, ich muss leider weiter. Herrn Denisow würde ich gerne mit
nach Kiel nehmen. Einverstanden?«
Denisow
nickte ergeben. Er tuschelte kurz mit Dr. Eckstein, bevor er mit dem Kommissar das
Restaurant durch die Hintertür verließ. Die Regenwolken waren einer kleinen Wolkenlücke
gewichen, und es war nicht schlecht, unter dem Nachthimmel wieder saubere Luft einzuatmen.
Sein Handy klingelte. Es war sein
aufgeregter Oberkommissar Stüber. »Chef, wir haben es geschafft. Die Mutter von
dem Meyer-Riemenscheidt hat die eidesstattliche Aussage unterschrieben.«
Das mochte
sein, aber Hansen trieben andere Sorgen. »Sagen Sie, Stüber, gibt es Neuigkeiten
aus Laboe?«
»Laboe?
Wo soll das denn liegen? In Südfrankreich?« Sein Oberkommissar schien zerknirscht
zu sein, weil er nicht gelobt wurde.
Der Kommissar
ließ nicht locker. »Stüber, Sie wissen ganz genau, was ich meine.«
Der gab
nicht nach. »Hansen, und Sie wissen genau, dass der Chef uns allen einen Maulkorb
verpasst hat. Wir haben einen Verräter in den eigenen Reihen. Jeder kann es sein.
Woher weiß ich, dass Sie nicht der
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