Kullmann
Dienhardt?«, erinnerte Jürgen wieder an ihr Gespräch, bevor Erik Tenes das Zimmer betreten hatte.
»Wir machen Folgendes: Jürgen und Erik, ihr beide fahrt zu Stevens Wohnung und nehmt den Jungen fest. Er hat sich grundsätzlich verdächtig gemacht, weil er hier nicht aufgetaucht ist. Sollte er nicht zu Hause sein, dann besorgt ihr über den Hausmeister einen Schlüssel zur Wohnung. Die Genehmigung bekomme ich von Staatsanwalt Foster, da habe ich keine Bedenken«, ordnete Kullmann an.
»Und was machst du?«, fragte Jürgen.
»Ich fahre zu Anke. Ihr Telefon ist immer besetzt, über Handy habe ich sie nicht erreichen können. Deshalb werde ich jetzt bei ihr vorbeifahren und mich in aller Form entschuldigen. Ich werde sie wieder zum Dienst zurückbeordern. Ohne Ankes Einsatz kommen wir hier nämlich nur sehr beschwerlich voran!«
Erik Tenes schaute seinen Vorgesetzten etwas verwundert an, stellte aber keine Fragen. Zusammen mit Jürgen verließ er das Büro. Kullmann setzte sich mit Staatsanwalt Foster in Verbindung, bevor er zu Ankes Wohnung fuhr.
Ankes Auto stand vor der Wohnung auf der gegenüberliegenden Straßenseite geparkt, worüber Kullmann sich freute. Das bedeutete, dass sie zu Hause war. Zufrieden klingelte er an der Tür und wartete geduldig, dass sie endlich öffnete. Aber nichts geschah. Wieder klingelte er; wieder tat sich nichts. Ungeduldig suchte Kullmann einen Weg zum hinteren Teil des Hauses, aber das Tor war fest verschlossen. Die Fenster zu Ankes Wohnung lagen so hoch, dass er keine Möglichkeit hatte, hineinzuschauen. Frustriert ging er wieder zu der alten, verwitterten Haustür und klingelte so lange, bis eine Nachbarin ein Fenster aufriss und empört rief: »Können Sie nicht kapieren, dass niemand da ist? Das ganze Haus hört schon den Lärm, den Sie machen.«
»Ist alles in Ordnung bei Frau Deister?«, fragte Kullmann, ohne auf die schlechte Laune der Frau zu achten.
»Vermutlich. Sie wird nicht zu Hause sein, was in letzter Zeit öfter bei ihr vorkommt!«
»Aber ihr Auto steht doch vor der Tür!?«, beharrte Kullmann weiter.
»Sie ist letzte Nacht mit dem Taxi weggefahren, das habe ich zufällig beobachtet!«
Damit gab Kullmann sich vorläufig zufrieden und fuhr wieder zum Landeskriminalamt zurück.
Dort waren in der Zwischenzeit auch Erik und Jürgen eingetroffen. Von Steven Dienhardt gab es keine Spur! Nachdem Kullmann berichtet hatte, dass er Anke in ihrer Wohnung nicht angetroffen hatte, sahen die beiden allerdings sehr beunruhigt aus.
»Was ist mit euch? Gibt es etwas, was ich wissen muss?«, fragte Kullmann sofort.
»Wir waren in Steven Dienhardts Wohnung und haben alles durchsucht, was darauf hinweisen könnte, wo er sich versteckt; dabei sind wir auf etwas sehr Interessantes gestoßen!«
»Auf was?«
Jürgen und Erik sahen sich an, bevor Erik weitersprach: »Wir haben Fotos von Nimmsgern, Biehler und Hübner gefunden.«
»Und? Rede weiter!«, wurde Kullmann ungeduldig.
»Aber das waren nicht alle Fotos.«
»Macht es nicht so spannend, mir ist nicht nach Rätselraten!«
»Es war auch ein Foto von Anke dabei!«
Nun verstand Kullmann.
»Mein Gott! Ich habe sie in ihrer Wohnung nicht angetroffen. Hat sie den Kollegen des Einbruchdezernats gesagt, wo sie hinfahren wollte?«
Erik antwortete: »Zu den Kollegen des Einbruchsdezernats sagte sie unmissverständlich, dass sie endlich nach Hause fahren wollte.«
»Dann müssen wir wieder zu ihrer Wohnung zurückfahren! Ich habe keine Ruhe, bis ich weiß, dass sie in Sicherheit ist«, eilte Kullmann den Kollegen voran zum Dienstwagen.
»Bisher hat der Polizistenmörder alle seine Opfer draußen im Wald mit der eigenen Waffe erschossen!«, überlegte Erik, der sich unaufgefordert einfach ans Steuer setzte. »Halten Sie es denn für möglich, dass er seine Methode ändert?«
»Ich bin kein Profiler. Ich befürchte jedoch, dass er bei ihr anders vorgeht, weil er keine andere Möglichkeit hat, an sie heranzukommen. Bisher war Anke niemals alleine im Wald und erst recht nicht im Stadtwaldgebiet am Schwarzenberg. Wenn sie im Wald war, dann immer hoch zu Ross am Schanzenberg und immer zusammen mit Robert Spengler. Für den Mörder war es nicht gut möglich, sie dort zu töten, weil es einen Zeugen gegeben hätte. Aber in ihrer Wohnung kann er sie alleine antreffen. Deshalb dürfen wir nicht ausschließen, dass er seine Strategie ändern wird«, überlegte Kullmann. Doch plötzlich schlug er sich mit der flachen Hand an die
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