Kullmann
einfach auf die Seite gelegt, weil ich ungestört sein wollte. Da kommen Sie gleich mit der ganzen Tür ins Haus gefallen und unterstellen mir, dass ich nicht geschlafen habe. Das wird ja immer schöner. Außerdem bin ich beurlaubt, da kann ich ohnehin machen, was ich will. Was soll also dieser Auftritt?«
Kullmann war wirklich zu weit gegangen. Grübelnd rieb er sich das Kinn und überlegte, bevor er endlich zugab: »Sie haben Recht! Ich war so voller Sorge um Sie, dass ich einfach nicht mehr überlegt habe.«
Eine Weile schwiegen beide, bis Kullmann noch anfügte: »Ich möchte Sie bitten, den Dienst wieder anzutreten, weil ich Sie brauche. Ohne Ihre Hilfe bin ich nur ein halber Ermittler!«
Anke staunte. Sie konnte kaum glauben, was sie da gehört hatte. Aber sie wollte auch nicht zu lange zögern. Viel zu sehr hatte sie auf diese Chance gehofft, die sie sich jetzt nicht durch ihren Trotzkopf entgehen lassen wollte. Mit einem verschmitzten Lächeln fragte sie. »Sie haben doch nicht die Tür eintreten lassen, nur um mir das zu sagen?«
»Nein«, schüttelte Kullmann den Kopf, während er sein Handy aus der Tasche zog und eine Nummer wählte. Auf Ankes fragenden Blick meinte er: »Ich rufe eine Firma an, die Ihnen heute morgen noch die Tür repariert. Außerdem stelle ich einen Beamten vor der Tür ab, bis alles wieder in Ordnung ist. Dann können Sie sich ganz unbesorgt ausschlafen und morgen wieder zum Dienst kommen.«
»Warum diese übertriebene Sorge um mich? Der Überfall letzte Nacht galt Robert und nicht mir. Als der Einbrecher mich sah, ist er geflüchtet. Also wollte er nichts von mir. Warum sollte er seine Meinung ändern?« Anke fühlte sich durch Kullmanns Sorge geschmeichelt, so dass sie ihre Abwehrhaltung endlich aufgab und sich zu ihrem Chef setzte.
»Es hat sich einiges ereignet in den letzten Tagen. Das werde ich Ihnen morgen bis ins Detail berichten. Außerdem bin ich sehr gespannt auf Ihren Bericht über den Einbruch in Roberts Wohnung. Sie haben ja in letzter Zeit wirklich viel durchmachen müssen. Aber eine Frage muss ich jetzt schon stellen: Kennen Sie Steven Dienhardt?«
Anke dachte nach und schüttelte dann den Kopf: »Nein, wer soll das sein?«
»Seine Großmutter, Maria Dienhardt, wurde vom Auto erfasst, das mutmaßlich Hübner und Biehler gefahren haben. Die beiden sollen einfach geflüchtet sein und Steven Dienhardt behauptet, alles mit angesehen zu haben«, erklärte Kullmann.
»Und was hat das mit mir zu tun?«
»Wussten Sie von dem Unfall?«
»Nein! Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass Hübner zu so etwas fähig war. Außerdem würde ich so etwas niemals unterstützen, was Sie eigentlich wissen müssten«, murrte Anke.
»Sicher, das weiß ich. Trotzdem sind Sie in Gefahr! Nimmsgern ist der Onkel von Steven Dienhardt. Er hatte von dem Unfall erfahren und wollte angeblich helfen, was nie geschehen ist. Das einzige, was er gemacht hat, war, Steven Dienhardt die Namen der Kollegen zu geben. Warum er das getan hat, werden wir nicht mehr erfahren. Aber so haben wir endlich einen Zusammenhang für alle drei Polizistenmorde«, erklärte Kullmann.
In der Zwischenzeit war ein Polizist eingetroffen, der die Aufgabe übernahm, Ankes Wohnung zu bewachen.
»Heißt das, Robert ist aus dem Schneider?« Das war für Anke die wichtigste Bedeutung, die sie aus den Worten ihres Chefs entnahm.
»Sagen wir so: Es erleichtert seine Situation erheblich!«
»Aber nun weiß ich immer noch nicht, was das alles mit mir zu tun hat!«
»Steven Dienhardt ist nicht zum Verhör erschienen. Daraufhin haben wir seine Wohnung durchsucht und Fotos von allen drei Opfern gefunden!« Kurz zögerte Kullmann, bevor er anfügte: »Er hatte auch ein Foto von Ihnen. Verstehen Sie nun meine Sorge?«
Anke schaute das Foto von Steven Dienhardt eingehend an, konnte aber nur kopfschüttelnd bemerken, dass sie diesen Mann nicht kannte.
»Welchen Grund sollte er haben, auch mich zu töten? Ich kenne ihn nicht und bin nie mit ihm in Berührung gekommen«, zweifelte Anke.
»Leider ist das nicht so einfach! Könnte es nicht sein, dass Hübner in irgendeiner Weise mit Steven Kontakt aufgenommen hatte, als Sie zum Beispiel in seiner Nähe waren?«
»Wie soll das gehen? Dann hätte ich den Jungen ja gesehen!«
»Vielleicht haben Sie im Auto gewartet und konnten ihn nicht sehen. Wenn er Sie aber gesehen hätte, könnte er auch Sie in seinem unermesslichen Hass auf die Polizei einfach mitschuldig an dem Unfall
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