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Kullmann

Kullmann

Titel: Kullmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Schwab
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schnell wieder ein.
    »Anke fragte daraufhin:  Woher willst du das wissen?  und Esther antwortete:  Horst hat mir alles erzählt!  Den Rest der Unterhaltung hatte ich mir nicht mehr angehört, weil ich mir so schäbig vorgekommen bin!«
    Kullmann rannte in seinem Büro hin und her, schüttelte den Kopf, bis er endlich sagte: »Warum? Warum hast du den Mund gehalten? Warum dann immer noch, als ich Anke aufgefordert habe, Urlaub zu nehmen? Ich habe nichts von alledem gewusst, habe Anke beschuldigt, was sie gar nicht verantworten konnte. Ich habe genau den Fehler gemacht, vor dem sich jede Frau fürchtet, wenn sie auf diese Weise in Bedrängnis gerät. Vielleicht hatte sie auf mich gehofft, aber ich trampelte auf ihrer verletzten Seele mit Füßen herum, weil ich völlig ahnungslos war. Das alles hätte verhindert werden können, hättest du mich auf diese Unterhaltung angesprochen.«
    »Du hattest Anke bereits beurlaubt, als dieses Gespräch stattfand«, wehrte Jürgen sich schwach, fühlte sich dabei aber keineswegs besser.
    Kullmann übersah Jürgens bedrückte Miene. Zu sehr war er mit seinen Gedanken beschäftigt.
    »Sag mal, hatte es wirklich nur ethische Gründe, mir nichts von dieser Unterhaltung zu sagen?«, überlegte Kullmann laut und blieb direkt vor Jürgen stehen.
    Jürgen schaute in das zornesrote Gesicht seines Vorgesetzten und antwortete: »Nein!«
    »Sondern?«
    »Ich musste befürchten, dass du mir nicht glaubst und mir vielleicht sogar eine Verwarnung gibst, weil Esche für dich so etwas wie der perfekte Kriminalbeamte ist. Du bist ja völlig überzeugt von ihm und hast keinen Zweifel daran gelassen!«
    Nun war Kullmann völlig sprachlos. Eine Weile schaute er Jürgen an und nickte dann bedächtig, bevor er sprach: »Stimmt! Nach seinen früheren Erfolgen war ich sehr überzeugt von ihm. War das so auffällig?«
    Als Jürgen nickte, schüttelte der Alte den Kopf: »Mein Gott! Kein Wunder, dass Anke mir nicht mehr vertraute. Natürlich musste sie Angst haben, dass ich ihr nicht glauben würde, wenn du es ebenso empfunden hast.«
    Eine Weile schwieg er, bis er weitersprach: »Wurde von Esche eigentlich eine Aussage schriftlich festgehalten, wie er zu dieser Beule gekommen ist?«
    »Ich glaube nicht. Als er uns von Robert Spenglers Tätlichkeit erzählte, hast du alles mobilisiert, um Anke zu retten«, spielte Jürgen auf den Großeinsatz des Sondereinsatzkommandos an. »Danach ist dieser Vorfall nie mehr erwähnt worden!«
    »Stimmt! Esche ist wirklich verdammt gut. Er hat genau gewusst, wie ich reagiere, wenn es um Ankes Sicherheit geht. Ganz geschickt hat er die Situation so dargestellt. Nichts hat er dem Zufall überlassen, gar nichts.«
    »Und du bist dir nun ganz sicher, dass Robert Spengler nicht derjenige war, der Esche eins übergezogen hat?«, zweifelte Jürgen immer noch.
    »Ja! Anke hatte ihren Schlagstock seit ihrem Dienstbeginn in meiner Abteilung noch nicht gebraucht. Woher sollen deiner Meinung nach die Spuren kommen, die eindeutig daran festgestellt worden sind?«
    Jürgen nickte und nach einer kurzen Bedenkzeit fragte er weiter: »Aber es ist auch nicht ausgeschlossen, dass Robert Spengler ihm diese Beule beigebracht hat?«
    »Und wann sollen die beiden sich begegnet sein?«, fragte Kullmann hitzig zurück. »Nach Esches Aussage sind die beiden sich nach Feierabend vor dem Altenheim begegnet, aber Robert Spengler weiß angeblich nichts von einer solchen Begegnung! Es gibt keine Zeugen, nichts, was in dieser gottverlassenen Gegend kein Wunder ist.«
    »Die Gegend eignet sich für Esches Geschichte, weil sie so verlassen ist«, stimmte Jürgen seinem Chef zu. »Aber wenn das so ist, was hat dann Robert Spengler mit Ankes mutmaßlichem Schlagstockeinsatz auf Esche zu tun?«
    »Ganz einfach: Anke liebt Robert! Esche lässt keine Gelegenheit aus, bei Anke zu landen. Nun kann ich mir denken, was wirklich passiert ist: Anke hat Esche mit ihrem Schlagstock abgewehrt, und Esche rächt seine verletzte Eitelkeit damit, dass er ihren Liebhaber einfach als Mörder verdächtigt und festnehmen lässt. Das ist ihm glänzend gelungen!« Kullmann klang verbittert.
    »Aber die Tatwaffen wurden doch tatsächlich bei Robert Spengler gefunden«, widersprach Jürgen.
    »Genau da liegt der Hund begraben! Ausgerechnet Esche war bei dieser Hausdurchsuchung dabei. Er hat die Voraussetzungen dazu geschaffen. Dabei konnte er sich unbeobachtet in Robert Spenglers Wohnung und Umgebung bewegen. Hinzu kommt, dass

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