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Kullmann

Kullmann

Titel: Kullmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Schwab
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was soll das Schmierentheater? Ist dir der Erfolg so wichtig? Wenn du meinst, mit solchen Ermittlungsmethoden den schnellen Erfolg für deine Karriere zu sichern, muss ich dich enttäuschen. Ich werde nämlich melden, dass du mit unlauteren Methoden arbeitest, Schätzchen. Dein Körpereinsatz wird dir nichts nützen.«
    Anke war für einen Augenblick sprachlos über so viel Dreistigkeit. Hatte Esche sie tatsächlich am Wochenende überwacht, um sie bloßstellen zu können? Aber warum nur? Er war mit dem Fall Spengler doch gar nicht betraut.
    »Und nun erzähl mir nicht, dass der Sohn der Mutter von dem Tod der eigenen Mutter nichts weiß!«, fügte er gehässig an.
    Anke wollte sachlich bleiben, obwohl es in ihr brodelte. Sie zwang sich zu einem kühlen Ton: »Robert hat mit dem Tod seiner Mutter nichts zu tun. Das müsstest du doch noch wissen nach deinen eigenen Ermittlungen, die du mit Nimmsgern durchgeführt hast. Ihr habt Robert verhört, und es kam dabei heraus, dass er zum Zeitpunkt des Mordes an Luise Spengler gar nicht hier war.«
    »Robert Spengler hat dich schon voll im Griff«, bemerkte Esche sarkastisch. »Im Blenden ist er ein Meister, stelle ich fest. Wie ist es ihm so schnell gelungen, dich zu erobern, während ich mir die Hacken dafür ablaufen muss?«
    Anke kochte innerlich: »Hast du nichts Besseres zu tun, als mir nachzuspionieren?«
    »Nein, ich habe nichts Besseres zu tun. Schließlich bin ich bestens darüber informiert worden, dass du ganz schön gerissen sein kannst, wenn es um deine eigenen Bedürfnisse geht.« Esche kam Anke bedrohlich nah. »Aber ich habe auch Bedürfnisse. Vergiss diesen Robert! Wenn deine Libido verrückt spielt, so schweife nicht in die Ferne, denn das Gute liegt so nah. Schau mich an, ich habe einen tadellosen Körper«, präsentierte er sich mit ausgebreiteten Armen. »Wir können es jetzt und hier tun. Auf dem Schreibtisch soll es verdammt aufregend sein.«
    Ankes Kopf fühlte sich an, als müsste er platzen. Das Rauschen in ihren Ohren wurde immer lauter und das Herz schlug rasend schnell. Was bezweckte Esche mit diesem widerlichen Erpressungsversuch? Hatte er tatsächlich vor, ihr Steine in den Weg zu legen, weil sie sich mit Robert traf? Und an sein Gefasel, dass sie in einem früheren Fall aus persönlichen Interessen eine falsche Fährte ausgelegt hätte, wollte sie keinen Gedanken verschwenden. In ihrer bisherigen Laufbahn gab es nichts, woraus man ihr einen Strick drehen könnte.
    »Raus!« Wütend zeigte sie ihm die Tür.
    »Zier dich doch nicht so. Wie ich aus guter Quelle weiß, bist du ein ganz liebestolles Mäuschen. Jede Stellung ist dir ein Hochgenuss!«
    Ankes Kopf glühte, als sie diese Anspielungen hörte.
    »Du bist ein kluges Köpfchen und deshalb weiß ich genau, dass du bald nachgeben wirst. Denn ich habe dich in meiner Hand, Süße, und wenn du meinst, dich zieren zu können, werde ich mit meinen Informationen zu Kriminalrat Wollny gehen!«
    »Du kannst mir noch so viel drohen, darauf falle ich nicht rein!«
    Esche lächelte herablassend: »Weißt du überhaupt, von welchem Fall wir hier reden?«
    Sie wollte an die Tür stürmen und sie aufreißen, doch Esche stellte sich ihr in den Weg. Als er seine Hand nach ihr ausstreckte, fuhr Anke mit einem schrillen Schrei zurück. Esche schaute sie eindringlich an und meinte beschwichtigend: »Ich tu dir nichts.«
    Mit einem Grinsen ging er hinaus und flüsterte ihr zu: »Du wirst von ganz alleine zu mir kommen!«
    An Arbeiten war nicht mehr zu denken. Schmerzlich wurde Anke bewusst, dass sie Esche allein gegenüberstand. Seine Angriffe auf ihr Privatleben, ihre berufliche Arbeit und auf ihre Integrität als Frau lasteten als dickes Paket auf ihren Schultern. Sie befürchtete, dass Kullmann ihr nicht glauben würde, wenn sie ihm diesen Vorfall meldete, weil dessen Meinung über Esche viel zu hoch war.
    Den Rest des Vormittags konzentrierte sie sich verbissen auf die Akten, die auf ihrem Schreibtisch lagen, um den Vorfall zu vergessen, was ihr auch ganz gut gelang. Als die Mittagspause näher rückte, spürte sie, dass es ihr wieder besser ging. Esche verschwand in immer weitere Ferne, so dass ihr die morgendliche Situation schon fast wie ein böser Traum vorkam.
    Umso mehr freute sie sich, als Kullmann ausgerechnet in dieser Mittagspause unerwartet in ihr Büro trat und sie zu einem deftigen Mittagessen in Marthas Kneipe einlud. Lange war sie nicht mehr in diesem gemütlichen Lokal gewesen, dessen

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