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Kullmann

Kullmann

Titel: Kullmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Schwab
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müssen, dann wirst du mich mal kennen lernen.«
    »Willst du mir drohen?«
    »Nein, dich nur warnen. Lass einfach die Finger davon oder es wird dir noch Leid tun!«
    Höhnisch lachend verließ Biehler den Stall durch den anderen Ausgang. Schnell stahl Anke sich davon, damit Robert nicht bemerkte, dass sie gelauscht hatte. Dieses Gespräch hatte sie erschreckt, aber darauf wollte sie Robert auf gar keinen Fall ansprechen. Für diesen Tag hatte sie seine Geduld schon zur Genüge auf die Folter gespannt, als sie über den Tod seiner Mutter gesprochen hatten. Noch ein Gespräch, das sich wie ein Verhör anhörte, wollte sie nicht riskieren, dafür war ihr die Freundschaft zu ihm zu wichtig. Gelassen schlenderte sie durch den Hof und beobachtete das Mädchen, das wieder fleißig damit beschäftigt war, alle Utensilien Biehlers, die zum Turnier gebraucht worden waren, zu reinigen und wegzuräumen. Zum Abschied winkte sie Anke zu und fuhr mit ihrem Fahrrad davon.
    Gleichzeitig heulte ein Automotor auf, mit einem Kavaliersstart fuhr Biehler los; Sand, Steine und Staub wirbelten durch die Luft. Erschrocken schaute Anke zu ihm herüber, aber er fuhr so schnell davon, dass sie ihn bald aus den Augen verlor.
    Plötzlich nahm Robert sie von hinten in die Arme und flüsterte ihr ins Ohr: »Was hältst du davon, mit mir essen zu gehen? Ich kenne ein wunderschönes Restaurant mit Terrasse, wo wir im Sonnenuntergang sitzen und den Tag ausklingen lassen können.«
    Diesem Vorschlag konnte Anke nicht widerstehen. Gemeinsam verließen sie den Hof, als ihnen Sybille begegnete. Kopfschüttelnd ging sie auf dem Platz hin und her; sie wirkte völlig orientierungslos. »Das gibt es doch nicht, das kann doch nicht sein!«, stammelte sie fassungslos vor sich hin.
    Robert beobachtete sie nur belustigt, während Anke fragte: »Was gibt’s?«
    Verwirrt schaute sie Anke an und meinte: »Peter ist einfach weggefahren, er ist einfach ohne mich weggefahren!«
    »Na ja, vielleicht merkt er ja noch, dass er dich vergessen hat«, spottete Robert und schob Anke energisch zu seinem Auto. Er wollte den Rest des Abends ungestört mit ihr verbringen.
    Das Restaurant, von dem Robert gesprochen hatte, befand sich auf dem Saarbrücker Schlossplatz. Die Terrasse bot ihnen eine wunderschöne Aussicht über die ganze Stadt und über die Saar, in der sich das rot werdende Licht der untergehenden Sonne spiegelte. Lange saßen sie unter freiem Himmel bei einem Glas Wein und plauderten, bis die Kellner sie höflich daran erinnern mussten, dass das Restaurant schließen wollte.
    Anke lachte vergnügt, als sie von Robert wieder nach Hause gebracht wurde. Inzwischen war Mitternacht vorbei, aber sie hatte gar nicht bemerkt, wie schnell die Zeit vergangen war. Von den Ereignissen des Tages war sie noch viel zu aufgeregt, so dass sie lange nicht einschlafen konnte. Deshalb wollte sie in Erinnerungen schwelgen und ihr Glück genießen, aber das gelang ihr nicht. Ständig tauchte Doris Sattlers Gesicht auf! Immer wieder, wenn sie sich selig vor Glück glaubte und langsam in ihren wohlverdienten Schlaf sank, wurde sie durch die Bilder, die Robert und Doris bei ihr hinterlassen hatten, wieder geweckt. Dadurch dauerte es lange, bis sie endlich einschlafen konnte. Nur leider sollte es kein erholsamer Schlaf werden.
    Am Montagmorgen wurde Anke wieder von der Sonne geweckt. Die unruhige Nacht zeigte ihre Spuren, denn sie fühlte sich übernächtigt. Aber die Erinnerungen an den letzten Tag hoben ihre Laune mächtig an. Sie fuhr zur Dienststelle. Zuerst kochte sie Kaffee, der obligatorische Beginn ihres Arbeitstages. Kullmann war schon da und las wie üblich zu dieser frühen Stunde in der Lokalzeitung. Als Anke sein Büro betrat, wirkte er nachdenklich.
    Sie sprach ihn auf seine bekümmerte Miene an, worauf er antwortete: »Die Zeitungsberichte bringen Details, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind. Das erschwert unsere Arbeit!«
    »Sie sind doch durch solche Kleinigkeiten nicht zu erschüttern. Ich vertraue auf Sie, egal, was die Zeitungen berichten«, stellte Anke klar.
    Kullmann freute sich über dieses Lob.
    Sein Gesicht hellte sich auf, als er Anke ansah. Seine Lesebrille, die kunstvoll auf seiner Nasenspitze balanciere, nahm er ab, setzte ein schelmisches Grinsen auf und fragte: »Was ist Ihnen denn Gutes widerfahren?«
    Anke errötete sofort, was Kullmann mit einem noch breiteren Grinsen bedachte.
    »Sie brauchen nicht zu antworten«, winkte Kullmann sogleich

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