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Kullmann

Kullmann

Titel: Kullmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Schwab
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schnellstem Weg verließ sie das Landeskriminalamt.
    Nach Hause fahren wollte sie nicht, weil dort niemand auf sie wartete. Also beschloss sie, in den Stall zu fahren, in der Hoffnung, Rondo reiten zu können. Sie hatte Glück. Rondo stand in seiner Box. Hocherfreut ging sie in seine Box und verwöhnte ihn mit Leckereien und Streicheleinheiten.
    Plötzlich trat Robert an die Box und meinte: »Bei dir möchte ich Pferd sein. Am besten Rondo! Der Junge wird ja so von dir liebkost, dass ich eifersüchtig werden könnte!«
    »Ich hatte heute einen sehr unangenehmen Tag. Es würde mir bestimmt sehr gut tun, wenn ich heute Rondo reiten könnte«, sprach Anke aus, was sie beschäftigte, ohne auf Roberts Anzüglichkeit einzugehen.
    »Das ist kein Problem. Ich schlage vor, wir reiten aus. Nepomuk ist im Gelände sehr brav und Rondo auch.«
    Sofort spürte Anke, wie sich eine weitere Enttäuschung in ihr ausbreitete. Sie hatte mit ihrem Hinweis darauf gehofft, dass er auf ihre Gemütslage eingehen und ihr zuhören würde. Stattdessen erzählte er ihr etwas von seinem braven Pferd. Aber sie sprach ihn nicht darauf an. Sie dachte über seinen Vorschlag, mit ihm auszureiten, nach. Das lenkte sie ab, weil sie noch niemals ausgeritten war. Konnte sie das überhaupt?
    »Ausreiten? Das kann ich doch gar nicht!«
    »Das wirst du schaffen, so gut, wie du schon reitest. Du bestimmst, in welchem Tempo wir reiten. Wenn du traben willst, traben wir und wenn du galoppieren willst, dann galoppieren wir.«
    »Und wenn ich mir das nicht zutraue?«
    »Dann reiten wir gemütlich im Schritt!«
    Ihre Bedenken lösten sich, und sie stimmte zu. Nachdem Rondo seine Begrüßungsration gefressen hatte, führte sie ihn in den Hof zur Anbindestelle und begann ihn zu putzen. Robert ging zur Reitlehrerin, um mit ihr über den Ausritt zu verhandeln. Anke beobachtete ihn, wie er sich bewegte, wie er auf Susanne einredete und wie er sich ständig mit der Hand durch seine blonden Haare fuhr. Er gefiel ihr immer besser.
    »Alles klar, uns steht nichts mehr im Wege!«, stand er plötzlich vor Anke und riss sie aus ihren Gedanken.
    »Ich hatte ohnehin keine Bedenken, dass du Susanne überreden würdest!«
    Gemeinsam machten sie ihre Pferde fertig und ritten los. Obwohl sie sehr vorsichtig ritten, hatte Anke Herzklopfen. Rondo war sehr brav und schritt gelassen über die Waldwege. Sie ritten unter Laubbäumen hindurch, deren erstes Grün sich gerade entfaltete. Vogelgezwitscher begleitete sie. Ab und zu sahen sie ein Reh, das sie hellwach und fluchtbereit beobachtete. Eichhörnchen hasteten an den Baumstämmen hoch, bis sie nicht mehr zu sehen waren. Der Frühling hatte begonnen, seine Spuren zu zeigen.
    Lange ritten sie im Schritt durch den Wald; Anke wurde immer sicherer auf dem braven Schulpferd, bis sie sich endlich wagte, auf einer längeren Geraden anzutraben. Sie parierte danach Rondo zum Schritt und war stolz wie ein König. Lobend klopfte sie dem braven Tier auf den Hals.
    »Siehst du, du machst das wie ein Profi«, lobte Robert, dass Anke sogar lachen musste.
    »Alleine hätte ich mir das nicht zugetraut«, gestand Anke, worauf Robert meinte: »Dazu braucht man immer Gleichgesinnte, die einen mitziehen. Ich habe es auch so gelernt.«
    Als sie wieder am Stall ankamen, war Ruhe eingekehrt. Die Kinder waren nach Hause gegangen, nur noch wenige Pferdebesitzer ritten ihre Runden auf dem Außenplatz, der im verträumten Abendrot lag. Doris Sattler war ebenfalls noch aktiv, was Anke stutzig machte. Noch nie hatte sie Doris so spät am Stall gesehen. Sofort fuhr Anke ihre Antennen aus. Was bedeutete das?
    Sie wollte gerade die Anbindestelle ansteuern, als sie sah, wie Robert zum Reitplatz ritt. Zufällig folgte sie ihm mit Rondo. Als Robert sich fragend nach ihr umdrehte, meinte Anke schulterzuckend: »Tut mir leid, aber Rondo klebt an Nepomuk wie eine Klette. Ich bekomme ihn einfach nicht in eine andere Richtung!«
    Doris kam auf die beiden zu. Anstatt einer Begrüßung schaute sie nur zu Robert hinauf, stemmte die Hände in die Seiten und wartete.
    »Es tut mir Leid, dass ich unsere Abmachung vergessen habe«, erklärte Robert leise. Anke konnte trotzdem jedes Wort verstehen.
    »Kann es sein, dass deine Begleiterin verhindert hat, dass ich Nepomuk reite?«, reagierte Doris schnippisch.
    »Kann es sein, dass Robert keine Lust hat, sich weiterhin deine Belästigungen gefallen zu lassen?«, konterte Anke nicht minder bissig.
    »Belästigungen?«, wurde Doris

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