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Kullmann

Kullmann

Titel: Kullmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Schwab
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Nepomuk wieder in Sichtweite kam.
    »Wenn du das Risiko so sehr liebst, dann brauche ich auf dich ja keine Rücksicht mehr zu nehmen«, schimpfte Robert, als er wieder neben Anke war.
    »Was soll das?«, wehrte Anke sich. »Du hast selbst gesagt, ich soll Rondo rennen lassen!«
    »Aber doch nicht in diesem Tempo! Du warst so schnell, dass Nepomuk nicht mehr hinterhergekommen ist.«
    »Das war Rondo, nicht ich!«, gestand Anke.
    Zufrieden schnaubte Rondo. Dieser ausgiebige Galopp hatte ihm sichtlich gut getan.
    »Weißt du überhaupt, wo wir hier sind?«, murrte Robert immer noch unfreundlich.
    »Nein!«
    »Wir sind hier an der gefährlichsten Stelle des Schanzenbergs – die ideale Stelle für ein Abenteuer«, meinte Robert erbost und übernahm wieder die Führung.
    *
    Über Funk gab Kullmann den Ort bekannt, an dem Robert Spengler zuletzt gesehen worden war. Mit dem Geländewagen konnten sie problemlos tiefer in den Wald hineinfahren. Mit jedem Meter, den sie zurücklegten, wurde der Alte nervöser, während Esche, der das Auto fuhr, einen sehr gelassenen Eindruck machte. Erik Tenes wirkte so neutral wie immer. Ihn konnte Kullmann einfach nicht einschätzen, sein Gesichtsausdruck änderte sich nie. Nur seine Augen waren unentwegt in Bewegung, damit ihnen auch nichts entging.
    Ein einzelner Reiter auf einem sehr großen Rappen kam ihnen entgegen. Es war Helmut Keller, der Turnierreiter, den Anke zu Peter Biehlers Ermordung befragt hatte. Schnell öffnete Kullmann wieder das Seitenfenster und rief ihm zu: »Wir sind auf der Suche nach Anke Deister und Robert Spengler. Haben Sie die beiden gesehen?«
    »Ich habe nur Robert gesehen, wie er im schnellen Galopp an mir vorbeigeritten ist. Total bescheuert der Kerl, in so einem Tempo über die engen Reitwege zu reiten, auf denen auch noch andere Reiter unterwegs sind.«
    »Und Anke?«
    »Von ihr habe ich nichts gesehen, aber es gibt hier viele Wege, das muss also nichts heißen!«
    Diese Antwort konnte Kullmann keineswegs beruhigen. Beunruhigt stieg er aus dem Wagen aus und faltete die topografische Karte auseinander. Als Helmut Keller erkannte, dass ihr Gespräch noch nicht zu Ende war, stieg er von dem großen Rappen ab und warf einen Blick auf die Karte.
    »Wo könnte Robert hingeritten sein und wo könnte er hergekommen sein?«, fragte Kullmann.
    Eine Weile schaute Helmut Keller auf die Karte.
    »Er hatte eindeutig die Richtung zum Messebahnhof eingeschlagen«, meinte er.
    »Ist dort der bewaldete Übergang?«
    Helmut Keller nickte.
    »Wie gefährlich ist es dort?«
    »Wenn man ausgerechnet dort vom Pferd fällt, ist es der letzte Sturz, den man macht. Deshalb reiten wir dort auch immer nur im Schritt vorbei!«
    Diese Antwort genügte Kullmann völlig. In Windeseile wurden alle Einsatzwagen an diese Brücke bestellt. So schnell, wie sie mit dem Geländewagen über die holprigen Wege fahren konnten, steuerten sie den bewaldeten Hügel an, der über die Schienen des Messebahnhofs führte.
    *
    Als Anke und Robert eine asphaltierte Straße überquerten, die oben am Schanzenberg entlangführte, sahen sie unten im Tal mehrere Polizeiwagen mit Blaulicht und Sirenen über die Stadtautobahn jagen.
    »Es ist schön, die Kollegen im Einsatz aus einer sicheren Entfernung beobachten zu können«, lachte Anke.
    Der Weg, den sie nun einschlugen, führte steil bergauf. Sie befanden sich auf dem bewaldeten Bergtunnel, unter dem die Schienen des Messebahnhofs hindurchführten. Etwas mulmig wurde Anke schon, als sie mit ihrem Wallach die Stelle, die genau über die Geleise führte, erreichte. Es war ein Ort, der sehr beängstigend wirkte, weil man dort auf keinen Fall vom Pferd fallen durfte. Ein Sturz an dieser Stelle könnte der letzte sein. Auf der einen Seite standen Laubbäume, die im jungen Grün blühten und Lebendigkeit versprühten, auf der gegenüberliegenden Seite war der steile Abhang, der unvermittelt in die Tiefe ging, was den sicheren Tod bedeuten könnte. Direkt unter ihnen lagen die Schienen, die genau in diesen Berg hineinführten. Sie versuchte, nicht nach unten zu schauen, aber ihre Neugierde war zu groß. Gegen alle Vernunft schaute sie hinunter und glaubte fast, von dem todbringenden Abgrund magisch angezogen zu werden. Schnell richtete sie die Augen wieder auf den schmalen Trampelpfad. Sie redete auf ihr Pferd ein, ruhig im Schritt weiterzugehen. Plötzlich hörte sie Roberts Pferd scheuen. Sie sah, dass Nepomuk nur auf zwei Beinen stand und laut wiehernd mit den

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