Kullmann
und schaute den Anwalt eindringlich an.
Dieser reagierte auch sofort und entschied: »Ich werde aber zuerst mit ihm sprechen.«
»Einverstanden!«
Der Anwalt ging voraus und Kullmann wartete einige Minuten, bis er in das Verhörzimmer zurückging. Er brauchte seine Frage gar nicht zu stellen, da bemerkte Robert schon: »Von der Absicht meiner Mutter, das Testament anzufechten, wusste ich nichts!«
Nachdenklich schaute Kullmann Robert an, bevor er sagte: »Unwissenheit schützt vor Strafe nicht!«
Verwirrt schaute Robert ihn an, als Kullmann endlich weiter sprach: »Ich weiß ja nicht warum, aber ich glaube Ihnen.«
»Ich kann meine Mutter gar nicht getötet haben, weil ich zu dieser Zeit in Meersburg am Bodensee war. Das habe ich auch schon ihren beiden Kollegen gesagt. Die beiden sahen aus wie Dick und Doof, falls Sie nicht mehr wissen, wer das Verhör durchgeführt hatte!«, murrte Robert ungeduldig.
»Waren Sie allein am Bodensee?«, überging Kullmann Robert Spenglers Anspielung auf Esche und Nimmsgern.
»Nein, aber das haben Dick und Doof gefragt. Ich war zusammen mit einer Freundin dort. Es gibt sogar noch die Hotelrechnung, die ich zufällig aufgehoben habe!«
»Ich will solche Schimpfworte über Polizeibeamte nicht hören«, ermahnte Kullmann ungehalten. »Wir brauchen den Namen und die Anschrift Ihrer Begleiterin, damit wir die Frau um die Bestätigung Ihrer Angaben bitten können.«
»Doris Sattler!«
Als Kullmann den Namen hörte, stieg in ihm sofort das Bild auf, wie er dieser schnippischen Reiterin in der Stallgasse begegnet war. Ankes Gesichtsausdruck konnte ihre Eifersucht nicht verbergen, was ihm nicht entgangen war. Wie er nun feststellte, hatte sie auch allen Grund dazu.
»Wir brauchen noch einige Angaben über ihren Aufenthalt in Meersburg. Dafür schicke ich Ihnen einen Kollegen, weil ich mich noch mit Ihrem Anwalt besprechen muss. Danach können Sie gehen!«
Mit diesen Worten verließ Kullmann das Verhörzimmer und ging ins Büro von Jürgen Schnur, der gerade erst gekommen war und sich umständlich an der Kaffeemaschine abmühte. »Seit Esther mit Erik Tenes zusammenarbeitet, muss ich mich selbst um diese Maschine kümmern. Hätte nicht gedacht, dass die Bedienung so schwierig ist«, beschwerte er sich. Kullmann amüsierte sich über Jürgens Ungeschicklichkeit. Es konnte auch Nachteile haben, wenn man von einer Frau zu sehr verwöhnt wurde.
»Robert Spengler wartet im Verhörzimmer«, bemerkte Kullmann nur kurz. »Wenn du den Kampf gegen die Kaffeemaschine gewonnen hast, kümmere dich bitte darum!«
Jürgen nickte nur, weil er zu sehr mit dem Apparat beschäftigt war, um mehr dazu zu sagen.
Anschließend eilte Kullmann in sein Büro und wartete auf den Anwalt Klose.
»Sie haben noch etwas auf dem Herzen, so wie ich Sie mittlerweile kenne?«, stellte der Anwalt fragend fest, während er Kullmanns nachdenkliches Gesicht beobachtete.
Kullmann nickte und sagte: »Diese Befragung hat meine gesamte Theorie über den Haufen geworfen. Nun muss ich in eine andere Richtung weiter ermitteln.«
Kurzes Schweigen trat ein, bis Kullmann endlich die Frage stellte, die ihn schon lange beschäftigte: »Aus welchem Grund wollte Luise sich scheiden lassen?«
Der Anwalt schwieg eine Weile. Kullmann beobachtete ihn. Er war sich ziemlich sicher, dass sein Gegenüber noch etwas wusste, was ihm weiterhelfen konnte. Endlich sagte Bertram Klose: »Wir haben alle unsere Schweigepflicht, deshalb kann ich unmöglich Dinge ausplaudern, die mich meinen Job kosten würden.«
»Ich glaube, ich verstehe.«
Eine Weile grinste Kullmann Bertram Klose an, bis er fragte: »Wusste Kurt Spengler von der Scheidungsabsicht seiner Frau?«
»Oh ja. Er war es, der mich darum bat, ihr das wieder auszureden!«
»Auszureden?«, staunte Kullmann.
»Bei Scheidungen kommen die größten Überraschungen zu Tage. Es gibt nichts Undankbareres als Scheidungen, weil man es keinem recht machen kann. Die Ehepartner entwickeln in solchen Fällen eine Sprunghaftigkeit in ihren Entscheidungen, dass man als Anwalt nur noch staunen kann. So war es auch bei Kurt und Luise Spengler. Kurt wollte die Scheidung nicht!«
»Vermutlich, weil er seine Felle davonschwimmen sah«, vermutete Kullmann.
»Sie meinen die Gütertrennung?«, vergewisserte der Anwalt sich und Kullmann nickte.
»War Luise in ihrer Entscheidung, sich scheiden zu lassen, ebenfalls so sprunghaft wie Kurt Spengler?«
»Luises Einstellung dazu konnte ich leider nicht
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