Kullmann
mehr erfahren, weil sie, wie vorhin schon einmal erwähnt, zum Zeitpunkt ihres Termins bei mir nicht mehr lebte«, bedauerte Bertram Klose nur.
Kullmann bedankte sich: »Sie haben mir sehr geholfen!«
Der Anwalt kehrte zu seinem Mandanten zurück, damit das Verhör weitergeführt werden konnte.
Es dauerte nicht sehr lange, da stürmte Esche in Kullmanns Büro. Total überrascht, ihn dort zu sehen, schaute Kullmann den völlig aufgeregt wirkenden Mann an und fragte: »Wo kommst du denn so plötzlich her?«
»Ich habe endlich, was wir brauchen, um eine Hausdurchsuchung bei Robert Spengler durchzuführen«, jubelte er so überschwänglich, dass Kullmann sich sofort darüber ärgerte.
»Was hast du, was wir brauchen, und woher?«, fragte er erbost, aber er konnte Esches Laune nicht mehr verderben.
»Ich habe alle Angaben von Robert Spenglers Alibi!«
»Warum du? Ich habe Jürgen Schnur angetroffen und ihn damit beauftragt, Robert Spengler zu befragen!«, wurde Kullmann immer aufgebrachter.
»Jürgen hat sich mit der Kaffeemaschine angelegt. In unserem Büro sieht es aus wie in einem Schlachtfeld. Die ganze Brühe ist daneben gelaufen. Jetzt muss er den Schaden erst wieder beheben. Deshalb hat er mich gebeten, die Befragung für ihn zu übernehmen«, erklärte Esche grinsend.
Das passte Kullmann gar nicht, aber er konnte es nicht mehr ändern. Er konnte Jürgen keinen Vorwurf machen, weil er bei keinem seiner Kollegen einen Zweifel daran gelassen hatte, dass er in Esche einen guten Polizisten sah. Aber ausgerechnet in diesem Fall wäre es ihm lieber gewesen, Jürgen hätte diese Befragung übernommen, weil Esche Robert Spengler gegenüber nicht sachlich war. Doch nun war es zu spät.
»Es ging lediglich um den Mord an Luise Spengler. Welche Fragen hast du Robert Spengler gestellt?«
»Ich habe mich um seine Alibis zu den Todeszeitpunkten unserer Kollegen gekümmert. Nachdem ich ihm die Fakten auf den Tisch gelegt hatte, konnte er mir nicht widersprechen, Das wollten Sie doch, oder?«
Kullmann war überrascht über die Tollkühnheit, mit der Esche die Ermittlungen vorantrieb. Das gefiel ihm nicht. Also überging er einfach Esches Frage, indem er insistierte: »Was ich will, ist zunächst einmal zu klären, wann dieser tätliche Angriff von Robert Spengler auf dich genau passiert ist!«
Verwirrt über den Themenwechsel überlegte Esche eine Weile, bis er antwortete: »Gestern nach seiner Frühschicht. Ich hatte zufällig in der Gegend, in der das Altenheim steht, zu tun und hatte vor der Tür auf ihn gewartet.«
»In dieser verlassenen Gegend hattest du zufällig zu tun? Darf ich wissen, was?«, konterte Kullmann, weil ihm Esches eigenmächtige Handlungen immer weniger gefielen.
»Das tut doch jetzt nichts zur Sache«, versuchte Esche unbeirrt Kullmann von der Wichtigkeit seiner Erkenntnis zu überzeugen. »Bei dem, was ich nun herausgefunden habe! Lassen Sie mich erst einmal berichten, was ich herausgefunden habe!«
»Gibt es Zeugen für Roberts Spenglers Angriff auf dich?«, ließ Kullmann sich nicht ablenken.
»Nein! In dieser Abgeschiedenheit hat uns niemand gesehen!«
»Klar! Diese Gegend ist sehr verlassen. Eignet sich sehr gut, eine Handlung ohne Zeugen durchzuführen!«, schimpfte Kullmann laut, weil er immer noch nicht so überzeugt war von Esches Aussage. »Warum behauptet Robert dann, dich schon lange nicht mehr gesehen zu haben?«
»Das ist doch ganz klar: Er will seine Haut retten. Wer lügt nicht, wenn es um lebenslänglichen Knast geht? Gestern waren wir allein, da konnte er zuschlagen. Aber heute musste er antworten. So einfach ist das.«
»Und diese Antworten hast du jetzt?«, blieb Kullmann immer noch ungehalten.
Esche bemerkte Kullmanns Stimmung gar nicht, weil es ihm viel zu wichtig war, seinem Chef seine Erkenntnisse zu unterbreiten: »Genau! Und zwar ganz eindeutig: Laut Bericht des Gerichtsmediziners wurde Biehler in den frühen Morgenstunden im Wald hinter dem Altenheim ermordet – zwischen sechs und sieben Uhr. Die Nachtschicht von Robert Spengler war um sechs Uhr zu Ende. Hübner wurde zwischen achtzehn und neunzehn Uhr ermordet. Das habe ich dem gerichtsmedizinischen Befund entnommen. Robert hatte an diesem Tag Mittagschicht und die war um achtzehn Uhr zu Ende. Und Nimmsgern wurde gegen achtzehn Uhr erschossen, als Robert Spengler Frühschicht hatte. Diese Schicht geht bis siebzehn Uhr. Das kann kein Zufall sein. Nur im Fall Luise Spengler hat er ein wasserdichtes Alibi. Da
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