Kullmann
war er tatsächlich am Bodensee. Kollegen haben in der Zwischenzeit das Hotel und sämtliche Tankstellen überprüft. Dort ist er gesehen worden und die Leute konnten sich gut an ihn erinnern, weil er und seine Freundin sich so verliebt verhalten haben, dass es allen im Kopf geblieben war. Die Freundin muss sich ziemlich freizügig aufgeführt haben.«
Sofort spürte Kullmann großes Unbehagen, als er diese Einzelheiten über Roberts Liebesaffäre mit Doris Sattler erfuhr. Er musste an Anke denken. Aber Esche ließ ihm keine Zeit dazu, indem er einfach weiterredete: »Es ist wohl doch so, wie wir von Anfang an vermutet hatten. Luise Spengler hatte eben einen tragischen Unfall. Deshalb können wir Robert in diesem Fall nichts nachweisen!«
»Ich sagte dir schon einmal, du sollst deine vorschnellen Vermutungen zurückhalten. Es ist noch gar nichts bewiesen, weder bei den Polizistenmorden noch im Fall Luise Spengler, deshalb ist es noch nicht an der Zeit, eilige Schlüsse zu ziehen. Was den Fall Luise Spengler betrifft, so erinnere ich dich daran, dass Kollegin Anke und ich diesen Fall bearbeiten und nicht du. Also konzentriere dich auf deine Arbeit«, tadelte Kullmann, woraufhin Esche tatsächlich schwieg.
Kullmann schickte Esche aus seinem Zimmer, weil er über die Fakten nachdenken wollte, die der Kollege vorgelegt hatte. Dieser hatte zwar seine Kompetenzen überschritten, war dabei aber auf wichtige Indizien gestoßen. Er rief das Altenheim an und verlangte die entsprechenden Auskünfte über die Mordtage, aber die Reaktion von dort erschreckte ihn. Die Frau fragte nämlich zurück: »Wie kommt es, dass heute schon der zweite Polizeibeamte die gleichen Fragen über den gleichen Mitarbeiter stellt. Weiß bei Ihnen der eine nicht, was der andere tut?«
Kullmann schluckte: »Oh! Können Sie mir sagen, wer die gleichen Informationen von Ihnen haben wollte?«
»Ja! Ein Kriminalkommissar Horst Esche! Wir haben uns nämlich zuerst rückversichert, dass wir wirklich mit der Polizei sprechen«, erklärte die Stimme am Telefon und las anschließend Kullmann die gewünschten Daten vor.
Nachdem er den Hörer wieder aufgelegt hatte, spürte er, dass Esches Initiative mit Robert Spenglers Dienstplan durchaus begründet war. Es passte tatsächlich alles zusammen und er hatte keine andere Wahl, als diesem Verdacht auf den Grund zu gehen. So sehr diese Hausdurchsuchung einen Keil zwischen Anke und Robert treiben würde, so sah er keine andere Möglichkeit, es zu verhindern.
Also stellte er bei Staatsanwalt Foster den Antrag auf Hausdurchsuchung bei Robert Spengler, ein Schritt, der ihm sehr schwer fiel, weil seine Zweifel ihn nicht loslassen wollten.
Der zuständige Staatsanwalt Emil Foster arbeitete schon seit Jahren mit Kullmann zusammen, was Kullmann diesen Schritt sehr erleichterte. Foster hatte immer die Erfahrung gemacht, dass Kullmann wusste, was er tat. So konnte er auch dieses Mal damit rechnen, seine Genehmigung zu bekommen.
Foster war sofort am Apparat und versprach, in der nächsten halben Stunde mit der richterlichen Anordnung zu kommen. Kullmann zog die Kollegen der Spurensicherung zu dieser Durchsuchung hinzu, damit ihnen auch wirklich kein wichtiges Detail entgehen konnte. Als er das Büro verlassen wollte, eilte ihm Esche hinterher und frage ihn vorwurfsvoll: »Wollen Sie mich nicht mitnehmen?«
Kullmann schaute ihn nur an, sagte aber nichts, weil es einfach nichts zu sagen gab. Er wusste genau, dass der Beamte, der die Gründe für die Hausdurchsuchung geliefert hatte, grundsätzlich mit vor Ort sein durfte, wenn er wollte. Dass Esche dabei sein wollte, verwunderte ihn nicht.
In Begleitung seines Anwalts fuhr Robert in Kullmanns Dienstwagen mit und wirkte dabei erstaunlich gelassen, wie ein Mann, der nichts zu verbergen hat. Die einzige Frage, die er an Kullmann richtete, lautete: »Wo ist die Kollegin Anke Deister? Wollte sie nicht mitkommen, damit ihr nichts entgeht?«
Entsetzt über den Tonfall, in dem Robert die Frage stellte, antwortete Kullmann: »Anke weiß überhaupt nichts von dieser Aktion!«
Schlagartig wurde Roberts Gesicht rot. Er erwiderte nichts mehr.
Als Kullmann in den Rückspiegel schaute, sah er, dass die Kollegen der Spurensicherung und Esche in getrennten Autos fuhren. Zwar wunderte ihn diese Tatsache, aber er wollte nicht weiter darüber nachdenken. Viel zu sehr beschäftigte ihn dieser unvermeidliche Schritt, den sie nun tun mussten. Auch als sie Roberts Wohnung betraten, folgte
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