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Kultur 04: Ein Geschenk der Kultur

Kultur 04: Ein Geschenk der Kultur

Titel: Kultur 04: Ein Geschenk der Kultur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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schmecken! Lassen Sie es sich
schmecken!«
    Wir ließen es uns schmecken, die meisten von uns in ziemlich
vergnügter Stimmung. Der eine oder andere fand den Einfall ein
wenig überspannt, und einige stellten Langeweile zur Schau, weil
sie der Meinung waren, Li täte eine Entmutigung gut anstatt
einer Komplizenschaft, während andere einfach schon zu satt
waren. Doch der Großteil lachte und aß, verglich Nuancen
im Geschmack und in der Konsistenz.
    »Wenn sie uns jetzt sehen könnten!« kicherte
Roghres. »Kannibalen aus dem Weltraum!«
    Als wir fast aufgegessen hatten, kletterte Li wieder auf den Tisch
und schlug die Hände über dem Kopf zusammen.
»Hören Sie zu! Hören Sie mir alle gut zu! Ich
sage Ihnen jetzt, was ich tun werde, wenn Sie mich zum Captain
machen!« Der Lärm erstarb allmählich, aber es wurde
immer noch geplappert und gelacht. Li erhob die Stimme. »Die
Erde ist ein törichter und langweiliger Planet. Und wo er das
nicht ist, ist er so abgrundtief unerfreulich, daß ihm nicht
gestattet sein dürfte zu existieren. Verdammt, mit diesen Leuten
stimmt etwas nicht. Sie leben jenseits von Erlösung und
Hoffnung. Sie sind nicht besonders klug, sie sind unglaublich
bigott und un-scheiß-glaublich grausam, sowohl zu ihresgleichen
als auch zu anderen Gattungen, die sich unseligerweise in ihrer
Reichweite herumtreiben, was natürlich zur Zeit für fast
alle Gattungen zutrifft; und langsam, aber sicher verwüsten sie
den ganzen Planeten…« Li zuckte die Achseln und sah einen
Moment lang hilflos aus. »Es ist kein besonders aufregender oder
bemerkenswerter Planet, unter dem Gesichtspunkt der Lebenserhaltung,
das stimmt, aber immerhin ist es noch ein Planet, er ist ganz
hübsch, und das Prinzip ist beständig. Ob es sich nun um
furchterregende Blödheit oder hoheitsvolle Schlechtigkeit
handelt, es gibt nach meinem Dafürhalten nur einen einzigen Weg,
um mit dieser unwiderlegbar neurotischen und klinisch wahnsinnigen
Gattung zu verfahren, und das ist die Zerstörung des
Planeten!«
    An dieser Stelle ließ Li den Blick über die Reihen
schweifen, als erwartete er eine Unterbrechung, doch niemand
biß bei dem Köder an. Diejenigen von uns, die nicht durchs
Trinken, sonstige Rauschmittel oder durch eine andere Person
abgelenkt waren, saßen einfach da, lächelten milde und
warteten ab, welches wohl Lis nächste verrückte Idee sein
mochte. Er fuhr fort. »Nun, ich weiß, eine solche
Maßnahme mag einigen von Ihnen etwas übertrieben
erscheinen…« – (es erschallten Rufe wie: »Nein,
nein«, und: »Eher zu nachsichtig, wenn du mich fragst«
und: »Weichling!« und: »Ja, jag die Scheißer mit
Atombomben in die Luft!«) – »… und was wichtiger
ist, als eine unappetitliche Schweinerei, aber ich habe mit
dem Schiff darüber gesprochen, und es hat mir versichert,
daß die von meinem Standpunkt aus beste Methode in Wirklichkeit
eine ziemlich elegante wie auch eine außerordentlich
wirkungsvolle Lösung darstellt.
    Wir brauchen nichts anderes zu tun, als ein Schwarzes Loch im
Mikroformat in die Mitte des Planeten sinken zu lassen. So einfach
ist das; es wird kein ekliger Unrat herumschweben, es wird keinen
gewaltigen, unfeinen Knall geben, und wenn wir es richtig anstellen,
wird der Rest des Sonnensystems nicht gestört.
    Es dauert länger, als ein paar Tonnen CAM in den Kern zu
befördern, aber immerhin hat das den Vorteil, daß die
Menschen Zeit haben, über ihre Dummheiten der Vergangenheit
nachzudenken, während die Welt unter ihnen allmählich
zerfressen wird. Letzten Endes wird nicht mehr übrigbleiben als
ein Ding vom Ausmaß einer großen Erbse, und das in
derselben Umlaufbahn, die bis jetzt noch die Erde einnimmt, sowie
eine kleinere Menge an Strahlenverseuchung, die von einem
meteorischen Material ausgeht. Selbst der Mond könnte bleiben,
wo er ist. Ein ziemlich ungewöhnliches planetarisches
Sub-System, aber – vor allem, was die Größenordnung
betrifft – ein angemessenes Denkmal…« – (an
dieser Stelle lächelte Li mir zu; ich zwinkerte zurück)
– »… für einen der langweiligsten, beschissensten
und wertlosesten Haufen, die das Antlitz unserer edlen Galaxis
besudeln.
    Könnten wir den Ort nicht einfach mit einem Virus
auslöschen? höre ich Sie fragen. Nein. Obwohl es stimmt,
daß die Menschen bis jetzt ihrem Planeten verhältnismäßig geringen Schaden zugefügt
haben – aus der Ferne sieht er noch immer recht hübsch aus
–, ist es nun mal eine Tatsache, daß der Ort verseucht
ist.

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