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Kultur 08: Der Algebraist

Kultur 08: Der Algebraist

Titel: Kultur 08: Der Algebraist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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auch
vielleicht nicht ganz so engagiert – aber man musste,
überlegte Fassin, mit dem arbeiten, was zur Hand war.
    Setstyin sah ihn nachdenklich an. »Sie werden einer Invasion
nicht tatenlos zusehen.«
    Das war vermutlich richtig, dachte Fassin. Aber eine Invasion im
eigentlichen Sinn des Wortes wäre auch nicht möglich. Die
Ulubis-Streitkräfte hatten keine Aussicht, ein Volumen von der
Größe Nasquerons oder eines anderen Gasriesen zu besetzen,
selbst wenn er von einer von Natur aus friedfertigen,
unterwürfigen und leicht einzuschüchternden Spezies bewohnt
wäre anstatt von, nun ja, den Dwellern. Den Planeten mitsamt den
Dwellern kontrollieren zu wollen wäre ähnlich, wie in eine
Sonne zu pissen. Die Gefahr bestand darin, dass die Dweller, wenn die
Merkatoria einen Angriff flog, um ein bestimmtes Volumen so lange zu
sichern, bis sie die gesuchte Information aufgestöbert hatte,
genauso reagieren würden, als erlebten sie eine ausgewachsene
Invasion. Es schien Teil der Dweller-Psychologie zu sein, dass etwas,
das eine Reaktion verdiente, erst recht eine Überreaktion
verdiente, und Fassin wollte sich lieber nicht ausmalen, was das
für alle Beteiligten bedeuten könnte.
    »Du solltest betonen, dass es sich um einen
größeren Angriff und die vorübergehende Besetzung
eines begrenzten Gebiets durch aggressive Patrouillen handeln
könnte, aber von einer Invasion nicht die Rede ist.«
    »Und wo soll das stattfinden?«, fragte Setstyin.
»Oder willst du behaupten, du hättest keine
Ahnung?«
    »Wir haben Anweisung, in oder ganz in der Nähe der neuen
Formalkriegszone zu suchen.«
    Setstyin ließ die Nabenarme fallen. Die Geste hatte etwa die
gleiche Bedeutung, als wenn ein Mensch die Augen verdrehte.
»Natürlich, wo sonst?«
    »Ich nehme an, es ist völlig ausgeschlossen, dass der
Krieg abgesagt oder verschoben wird?«
    »Nichts ist unmöglich, aber dazu reicht es nicht, dass
ein einfaches Partytier wie ich ein paar Worte in ein hochgestelltes
Ohr flüstert. Denk nach: es besteht die Aussicht, dass es zu
echten feindseligen Aktionen gegen uns kommt, zu einem Alien-Angriff
in Nasquerons Winden, und du willst, dass wir einen Formalkrieg absagen? Da zetteln wir schon eher noch ein paar Kriege an, um
zu zeigen, wie gefährlich wir sind, und um ein wenig in
Übung zu kommen.«
    »War ja nur eine Frage.«
    »Wann brichst du in die Kriegszone auf?«
    »Morgen früh, Ortszeit Hauskip.«
    »Aha. Früh genug für die
Eröffnungszeremonie.«
    »Vielleicht habe ich andere Dinge im Kopf.«
    »Hmmm. Wenn ich höheren Orts ein Wort über deine
Warnung verliere, könnte das durchaus zur Folge haben, dass du
von interessierten Parteien auf Schritt und Tritt beobachtet wirst,
das ist dir doch klar?«
    »Und unter normalen Umständen käme das nie vor? Ja,
das ist mir klar.«
    »Ich wünsche dir alles Gute, Fassin Taak.«
    »Danke.«
    Setstyin spähte auf den Kameraschirm und registrierte, wo
Fassin sich befand. »Hat Y’sul kein Kudos mehr bei der
Telefongesellschaft?«
    »Ich habe noch einen zweiten Beschützer/Mentor in
Gestalt einer Oerileithe. Sie ist Colonel bei den Streitkräften
der Merkatoria und würde meine Handlungsweise vielleicht nicht
verstehen. Ich habe mich davongeschlichen, um dich
anzurufen.«
    »Klingt sehr nach Mantel und Degen. Viel Glück bei der
Suche, Fassin. Und lass wieder von dir hören.«
     
    »Wenn du das siehst, Sal, bin ich tot. Natürlich
weiß ich nicht, unter welchen Umständen ich gestorben sein
werde. Ich stelle mir gern vor, dass ich tapfer und ehrenvoll im
Kampf gefallen bin. Ich glaube eher nicht, dass du dir das ansiehst,
weil mir friedlich im Schlaf die Holzpantinen von den
Füßen gerutscht sind, denn das gedenke ich nicht
zuzulassen, jedenfalls nicht, bevor etwas geschieht, das auch mit dir
zu tun hat. Ein friedlicher Tod… eigentlich – hoffentlich
– hieße das, dass du bereits vor mir gestorben
wärst.
    Die Sache, um die es geht, hat irgendwo auch mit Fass zu tun, wenn
auch nicht auf die gleiche Weise. Mit dir und mir und Fass und Ilen.
Die arme Ilen. Ilen Deste, Sal. Erinnerst du dich noch? Vielleicht
auch nicht. Es ist alles so lange her, für alle von uns, aus
verschiedenen Gründen, die letztlich alle auf das Gleiche
hinauslaufen. Bei dir sind es die Behandlungen, bei Fass ist es die
›Langsam‹-Zeit und bei mir der Einsteineffekt, weil ich zu
lange knapp unter Lichtgeschwindigkeit geflogen bin. Die Zeit konnte
keinem von uns etwas anhaben, nicht wahr, Sal?
    Wahrscheinlich

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