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Kultur für Banausen - alles was Sie wissen müssen, um mitreden zu können

Kultur für Banausen - alles was Sie wissen müssen, um mitreden zu können

Titel: Kultur für Banausen - alles was Sie wissen müssen, um mitreden zu können Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Stücken angesammelt, aus denen sich die heutigen Bühnen bedienen können. Und es kommen ständig neue hinzu, denn natürlich schreiben auch heute Autoren auf der ganzen Welt Theaterstücke, die im Fachjargon Dramatik genannt werden.
    Wer allerdings die Spielpläne deutscher Theaterhäuser genau studiert, entdeckt schnell, dass sich bestimmte Autorennamen häufen. Die meisten von ihnen sind längst tot, aber ihre Geschichten und ihre Sprache sind offenbar von solcher Qualität, dass sich die Menschen auch in der Gegenwart noch damit beschäftigen wollen. Knapp 20 dieser Autorennamen sind es, die die laufenden Saisonprogramme bereits zu rund zwei Dritteln abdecken. Deswegen wollen wir einen kleinen und notgedrungen recht flüchtigen Gang durch die Theatergeschichte nutzen, um diese bedeutenden Dramatiker vorzustellen.
    Über die alten Griechen haben wir schon gesprochen. Doch von den großen Theaterautoren der Antike sollte man drei Namen auf jeden Fall präsent haben: Aischylos , Sophokles und Euripides . Ihre Stücke prägten die großen Theateraufführungen des 5. Jahrhunderts v. Chr., ihre Tragödien »Die Orestie«, »Antigone«, »König Ödipus« oder »Medea« werden noch heute wegen ihrer ungeheuren Kraft vielfach inszeniert. Dabei ist das Entscheidende einer antiken Tragödie, dass ihr Ausgang eigentlich von Anfang an klar ist: Sosehr sich die Hauptfiguren gegen ihr Schicksal sträuben und indem sie ihm zu entkommen trachten, rücken sie ihm immer näher und näher. Seitdem spricht man vom »tragischen«, also unausweichlich schlechten Ausgang einer Geschichte – und diesem Ausgang als Zuschauer beizuwohnen, bereitet zweifellos ebenso viel Schauder wie Nervenkitzel.
    Aus dem Mittelalter sind heute keine großen Theaternamen oder Einzelstücke mehr bekannt, obwohl die Menschen damals sehr viel Theater gespielt und miterlebt haben. Vor allem die biblischen Geschichten wurden in gottesdienstähnlichen Gemeinschaftsaktionen nachempfunden. Immerhin gibt es auch heute noch zwei Arten von Theatererlebnissen, deren Wurzeln eindeutig im Mittelalter liegen: die Tradition der großen Passionsspiele (wie jene in Oberammergau, alle zehn Jahre) sowie die Krippenspiele, die im ganzen deutschsprachigen Raum besonders im Heiligabend-Gottesdienst viele Menschen erfreuen.
    Mit einem großen Sprung über die Jahrhunderte und übers Mittelalter hinweg landen wir gleich beim Namen des unbestritten größten Dichters und Dramatikers der Menschheitsgeschichte: William Shakespeare (1564–1616). Von seinem Leben ist nicht sehr viel bekannt, doch dafür sind die 36 überlieferten Theaterstücke, Tragödien wie Komödien, umso bekannter: Auch wer »Hamlet«, »Romeo und Julia«, »Othello« oder »Ein Sommernachtstraum« vielleicht nie auf der Bühne gesehen hat, weiß – sie sind von Shakespeare!
    Shakespeare hat zwar auch am englischen Königshof gespielt, vor allem aber trat er mit seinen Schauspielern inWirtshäusern auf und später in einem von ihm selbst geplanten und gebauten Theater. Deswegen musste er seine Geschichten so erzählen, dass sein Publikum von Anfang an davon gefangen war. Große Kulissen oder Illusionen gibt es auf der Shakespeare-Bühne nicht; im Mittelpunkt steht der Schauspieler mit seiner Darstellungskraft.
    Auch wenn es in den Shakespeare-Tragödien (zum Beispiel in »Richard III.«) mindestens so blutrünstig zugeht wie bei den alten Griechen, so gibt es doch einen ganz gewichtigen Unterschied: Zwar haben auch fast alle Tragödien Shakespeares ein schreckliches Ende, aber nicht wegen irgendwelcher Götter oder eines Schicksals, sondern weil die Protagonisten selbst Irrtümer und Fehler begehen. Bei Shakespeare haben die Figuren ein Gewissen – und wenn sie ihm folgen würden, dann könnte sich die Geschichte noch zum Guten wenden. Aufgrund dieser klaren Position sind die Shakespeare-Stücke trotz ihrer altmodischen Sprache bis heute aktuell.
    Von den Theaterautoren des französischen Barock im 17. Jahrhundert sei hier nur Molière (1622–1673) erwähnt, dessen Komödien beispielsweise über den »Geizigen« oder den »Eingebildeten Kranken« die allgemeinen menschlichen Schwächen so treffend und so lustig beschreiben, dass sie Jahrhunderte später immer noch gespielt werden. Darüber hinaus hat das Barocktheater den Bühnen dieser Welt vor allem die Gestaltungsmöglichkeiten aufwendiger und detailgetreuer Bühnenbilder und Kulissen geschenkt.
    Dem italienischen Theater des 17. Jahrhunderts ist

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