Kultur für Banausen - alles was Sie wissen müssen, um mitreden zu können
dieser Subkultur. Irgendwann war aus einem radikal verneinenden Lebensstil ein hübscher Trend, ein Style in den großen Charts und in den Warenhäusern geworden. Dagegen half dann nur der nächste Protest, die nächste radikale Ablehnung des aktuell Etablierten.
Analog zum Punk und als Abgrenzung zum elegant schmeichelnden Soul entwickelte sich in den Ghettos der großen US-Städte der Rap – ein Sprechgesang mit aufrührerischen, obszönen Texten, in denen auch immer wieder die Kriminalität als bewusster Lebensstil in einer ansonsten feindlich gesonnenen Umwelt gepriesen wird. Ein besonders originelles Element des Rap ist die Arbeit mit Plattenspielern: Bei laufender Musik werden die Platten per Hand angehalten und gegen die eigentliche Richtung gedreht. Durch diese perfekteSabotage des perfekten, elektronisch wiedergegebenen Musikklanges ergibt sich ein schrappendes Geräusch, das die Rapmusiker zur Unterstützung ihrer Rhythmik einsetzen.
Als vorerst letzter großer Stil der Popmusik sei der Techno genannt, der vor allem in den 90er-Jahren große Bedeutung erlangte. Hier werden sich viele vor allem an den schnellen, stampfenden Rhythmus erinnern. Melodien spielen kaum noch eine Rolle, alles ist auf die verausgabende, ekstatische Tanzbarkeit der Musik ausgerichtet. Die Musik entsteht elektronisch; geschaffen wird sie nicht von Sängern oder Instrumentalisten, sondern von Discjockeys, die an ihren Apparaturen für immer neue Klangteppiche sorgen.
Seine Wurzeln hat der Techno übrigens auch in den elektronischen Klängen der Neuen Musik. Und das ist bezeichnend: Die Schnittmenge und der daraus resultierende Austausch zwischen innovativer Popmusik und Neuer Musik sind inzwischen oft erstaunlich groß. Das führt allerdings auch dazu, dass Popmusikfans manchmal nur verständnislos den Kopf schütteln können, wenn sie die scheinbar wirren und unzusammenhängenden Klänge auf jenen CDs hören, die von Kritikern in den Fachzeitschriften empfohlen werden.
Popmusik für Anfänger
Robbie Williams, Pink oder die Fantastischen Vier – und damit sind wir in der wohl bekannten Gegenwart unseres Streifzugs durch die Popmusikgeschichte angekommen – machen unbestritten sehr gute Popmusik. Aber es gibt auch noch interessantere Popmusik zu entdecken. Wer das will, muss als Erstes das Radio und den CD-Player ausschalten und nicht mehr nur das hören, was man bei MTV auch als Klingelton herunterladen kann. Nicht für immer – die Nebenbei-Musikist natürlich auch in Zukunft erlaubt. Doch anspruchsvolle Popmusik will aufmerksam erlauscht werden. Hinweise auf qualitätvolle aktuelle Popmusik-Aufnahmen bekommt man beispielsweise in den Fachmagazinen »Rolling Stone« und »Spex«. Und anspruchsvolle Popmusik will ertanzt werden, denn diese wichtige Eigenschaft hätten wir beinahe zu erwähnen versäumt – Popmusik geht stets und sofort in die Beine. Der Mensch will sich bewegen. Und wer sich bewegt, der schärft die Sinne.
Zehn Alben der Popgeschichte
1. »Here’s Little Richard« (1957) von Little Richard (*1932). Schnell und hart war der Rock ’n’ Roll des schwarzen Mannes aus Georgia. Sein Hang zur Selbstdarstellung schockierte zunächst das weiße Publikum. Doch seine Musik ist so gut, dass er damit bald auch die weiße Jugend begeisterte.
2. »1962–1966« und »1967–1970« (1973) von The Beatles . Auf insgesamt vier Platten ist ein Stück Musikgeschichte verewigt: die wichtigsten Titel der wichtigsten Popmusikgruppe aller Zeiten, vom schnellen, harten »Love me do« bis zum elegisch-experimentellen »The long and winding road«. Bis heute frappierend in seiner melodischen und rhythmischen Fülle.
3. »A Man and his Soul« (1967) von Ray Charles (1930–2004). Das Doppelalbum dokumentiert die erste Blüte des musikalischen Schaffens eines Musikers, der fast 50 Jahre schwarze Musikgeschichte geschrieben hat und mehr Einfluss hatte als zehn seiner weißen Kollegen zusammen.
4. »Tommy« (1969) von The Who . Peter Townshend erzählt in dieser gewaltigen Rockoper die Geschichte eines Jungen, der aus seelischer Not zum Autisten wird, Heilung erfährt, selbst zum Messias wird und wiederum ins Bodenlose fällt.
5. »Deep Purple in Rock« (1970) von Deep Purple . Fünf Männer mit langen Haaren und leicht abwesendem Blick, ihre Köpfe inFelsen gemeißelt wie die berühmten US-Präsidenten – nicht eben wenig selbstbewusst zeigte sich die Hard Rock Band auf ihrem
Weitere Kostenlose Bücher