Kultur für Banausen - alles was Sie wissen müssen, um mitreden zu können
uns zur Trauer/und das Schöne zeigt die kleinste Dauer.«
7. »Wiedersehen in Howards End« (1910) von E. M. Forster (1879–1970). Was Doderer für Österreich, das schildert E. M. Forster für das England der Jahrhundertwende als Familienauseinandersetzung um Klassenkonflikte. Forsters Roman »Maurice«, eine schwule Liebesgeschichte mit glücklichem Ausgang, durfte hingegen erst 1971 posthum veröffentlicht werden.
8. »Die schöne Frau Seidenman« (1986) von Andrzej Szczypiorski (1924–2000). Eine Geschichte mit unvergesslichen Charakteren aus dem Warschau unter deutscher Besatzung. Szczypiorski hat selbst 1944 am Warschauer Aufstand teilgenommen.
9. »Jud Süß« (1925) von Lion Feuchtwanger (1884–1958). Der Roman ist eine in die Form des historischen Romans gepackte Auseinandersetzung mit dem Antisemitismus in der Weimarer Republik. Wie so oft nutzte der Autor die Geschichte, um Konflikte seiner Zeit zu thematisieren. Im angelsächsischen Raum genießt Feuchtwangers Werk bis heute größere Anerkennung als in Deutschland.
10. »Der Leopard« (1958, posthum) von Giuseppe Tomasi di Lampedusa (1896–1957). »Wenn alles so bleiben soll, wie es ist, dann muss sich alles ändern.« So lautet der berühmteste Satz aus dem Roman über den Niedergang eines sizilianischen Fürstenhauses. Das Buch gehört zur Weltliteratur.
Zehn lesenswerte Gedichte
In einigen Fällen haben wir nicht die bekanntesten Gedichte der Autoren ausgewählt – und auch nicht unbedingt die bekanntesten Dichter. Natürlich sollte man auch Goethes und Schillers Werk lesen – aber das haben Sie sicherlich bereits in der Schule getan.
1. »Ich hân mîn lêhen« (um 1220) von Walther von der Vogelweide (ca. 1170–1230). Lyrik schreiben war schon immer eine wenig einträgliche Kunst. Deshalb freute sich der Minnesänger so sehr, als ihm der Kaiser ein kleines Lehen bei Würzburg verlieh, dass er sich bei ihm mit diesem Gedicht bedankte.
2. »Hälfte des Lebens« (1803) von Friedrich Hölderlin (1770 bis 1843). Mit diesem Gedicht, das selbst heute noch modern wirkt, bewies der schwäbische Dichter seinen Rang. Schönste Zeilen: »Und trunken von Küssen/Tunkt ihr das Haupt/Ins heilignüchterne Wasser.«
3. »Der römische Brunnen« (1882) von Conrad Ferdinand Meyer (1825–1998). Von diesem Schweizer Vertreter des Realismus mussten viele Schüler »Die Füße im Feuer« für den Unterricht auswendig lernen. Doch dieses Gedicht hier ist schöner. Außerdem gibt es dazu ein Pendant von Rilke (»Römische Fontäne«). Schönste Zeilen: »Und jede nimmt und gibt zugleich/Und strömt und ruht.«
4. »Die Blumen des Bösen« (1857) von Charles Baudelaire (1821–1867). Vor diesem Dichter muss gewarnt werden! Er ist zwar der bedeutendste Dichter Frankreichs, ein Wegbereiter der Moderne – aber er war ein alkohol- und drogensüchtiger Tunichtgut. Und damit nicht genug: Arthur Rimbaud und Paul Verlaine wurden nach der Lektüre von »Les Fleurs du Mal« ebenfalls drogensüchtige Rumtreiber – und Poeten von Weltrang. Schönste Zeilen: »Sie mussten mir die müde Stirne fächeln/Von einer einzigen Sorge nur beschwert/Das Leid zu finden, das mein Herz verzehrt.«
5. »Das trunkene Lied« (1885; auch: »O Mensch, gib Acht« aus »Also sprach Zarathustra«) von Friedrich Nietzsche (1844 bis 1900). Man muss die Philosophie dieses Mannes nicht unbedingt verstehen. Aber seine Gedichte sind sprachgewaltig. Schönste Zeilen: »Doch alle Lust will Ewigkeit –,/– will tiefe, tiefe Ewigkeit!« Es wurde von Gustav Mahler im vierten Satz seiner dritten Sinfonie vertont.
6. »Grashalme« (1855, erste Fassung) von Walt Whitman (1819 bis 1892). »Whitman ist Amerika«, sagte einst der Dichter Ezra Pound über seinen Kollegen. »Grashalme« ist ein Zyklus ungemein moderner Gedichte. (Von Whitman stammt auch »Käpt’n, mein Käpt’n«, das in dem Film »Der Club der toten Dichter« eine Rolle spielt.) Schönste Zeilen: »Es gab niemals mehr Anfang als heute/Niemals mehr Jugend und Alter als heute/und es wirdniemals mehr Vollkommenheit geben als heute« (übersetzt von Jürgen Brôcan).
7. »Einsamkeit« (1902) von Rainer Maria Rilke (1875–1926). Rilke zählt zu den Lieblingsdichtern der Deutschen, was verwundert, denn seine Sprachbilder haben einigen Anspruch. Den »Panther« kennen viele aus der Schule, und jedes Jahr begrüßt irgendein Morgenshow-Radiomoderator den Herbstanfang
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