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Kultur für Banausen - alles was Sie wissen müssen, um mitreden zu können

Kultur für Banausen - alles was Sie wissen müssen, um mitreden zu können

Titel: Kultur für Banausen - alles was Sie wissen müssen, um mitreden zu können Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Grimmelshausens Frühneuhochdeutsch, zum Teil mit mundartlichen Ausdrücken durchsetzt, erschwert die lohnende Lektüre.
    Mit einem großen Sprung geht es mitten hinein in die sogenannte Weimarer Klassik. Sie gilt als die bedeutendste Phase der deutschen Literatur, in der unter anderen Goethe, Schiller, Johann Gottfried Herder (1744–1803) und Christoph Martin Wieland (1733–1813) in der kleinen Residenzstadt Weimar gewirkt haben. Hier möchten wir Ihnen aber den Schriftsteller Jean Paul (1763–1825) ans Herz legen. Seine Erzählungen »Leben des vergnügten Schulmeisterlein Maria Wutz in Auenthal« und »Dr. Katzenbergers Badereise« lesen sich äußerst vergnüglich. Seine Sprachgewalt in der »Rede des toten Christus vom Weltgebäude herab, dass kein Gott sei« aus dem Roman »Siebenkäs« bestaunten noch Generationen von Schriftstellerkollegen nach ihm (siehe einen Auszug daraus im Kapitel Religion).
    Als die deutscheste aller Literaturepochen gilt die Romantik. Ihr verdankt die Nachwelt wunderschöne Kunstmärchen wie die von Clemens Brentano (1778–1842). Vom Dichter Novalis (1772–1801) stammt die Metapher für die gesamte Epoche, nämlich »Die blaue Blume«, nach der alle suchen, ohne sie zu finden. Auch nicht der Taugenichts aus der Novelle »Aus dem Leben eines Taugenichts« von Joseph von Eichendorff (1788–1857). An dieser Stelle soll jedoch auch auf einen großartigen Dichter an der Schwelle zum Realismus verwiesen werden. Er hat den Gruselroman erfunden. Und sein psychologisches Gespür wie sein subtiler Horror lassen dem Leser auch heute noch die Haare zu Berge stehen. Die Rede ist von E. T. A. Hoffmann (1776–1822). Zum Einstieg eignet sich am besten die Erzählung »Der Sandmann« aus dem Zyklus »Nachtstücke« – und wenn Sie daran Gefallen gefundenhaben, ist der Roman »Die Elixiere des Teufels« zu empfehlen. Die Zutaten des teuflischen Elixiers: ein Pakt mit dem Teufel, ein verdächtiger Mönch, ein geheimnisvoller Doppelgänger und ein düsteres Kloster.
    Auf Theodor Fontane, den Großmeister des realistischen Romans, kommen wir später noch zu sprechen. Jetzt geht es direkt zur Moderne und damit zum Österreicher Robert Musil (1880–1842). Dieser hat an seinem Roman »Der Mann ohne Eigenschaften« sein ganzes Leben lang gearbeitet – und hat ihn trotzdem nie vollendet. Aber wer sich die Mühe macht, das Romanfragment zu lesen, stößt auf ein Panoptikum der untergehenden Habsburgermonarchie, die bei Musil »Kakanien« heißt (von »k. und k.« – der kaiserlichen [österreichisch] und königlichen [ungarisch] Doppelmonarchie). Als Musil für Einsteiger eignet sich die Erzählung »Die Verwirrungen des Zöglings Törleß« über Missbrauch und Mobbing in einem Knabeninternat.
    Thomas Mann (1875–1955) ist unbestritten der größte deutschsprachige Schriftsteller des 20.   Jahrhunderts. Und dennoch ist es gar nicht so schwer, den Zugang zu diesem Autor zu finden. Der erste Geniestreich des damals 25-Jährigen, die Lübecker Familiensaga »Die Buddenbrooks«, liest sich trotz seines Umfangs sehr unterhaltsam. Auch die Erzählungen sind gut zu lesen, egal, ob von eher elegischer Art wie »Tod in Venedig« oder prophetischer Natur wie »Mario und der Zauberer«. Und sie sind Beweis dafür, dass Thomas Manns Werk oftmals nicht viel schwieriger zu verstehen ist als das seines Bruders Heinrich (»Der Untertan«, »Professor Unrat«). Zugegeben: Als etwas mühsamer erweist sich Thomas Manns Hauptwerk »Der Zauberberg« – die Geschichte eines jungen Mannes in einem Lungensanatorium –, nicht zuletzt wegen ellenlanger philosophischer Passagen. Manche Leser lieben den Roman aber gerade deswegen.
    Bleiben noch zwei Autoren der Nachkriegszeit. Günter Grass (*1927) war nie mehr so gut wie in seinem Debüt, dem Roman »Die Blechtrommel«, der sicherlich vielen zumindest als Verfilmung von Volker Schlöndorff bekannt ist. In präziser Sprache erzählt Grass die Geschichte des kleinen Oskar Matzerath, der mit drei Jahren aufhört zu wachsen. Weil viele Menschen Oskar für einen kleinen Jungen halten, kann er einen ungeschminkten Blick auf die Gesellschaft der Kriegs- und Nachkriegszeit werfen. Grass zwingt mit seinem Roman zur Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit Deutschlands und ihrer Hinterlassenschaft. Gleiches versuchte Thomas Bernhard (1931–1989) in Österreich. Damit machte er sich nicht gerade beliebt. Seine Romane sind in der Regel Monologe (wie

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