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Kultur für Banausen - alles was Sie wissen müssen, um mitreden zu können

Kultur für Banausen - alles was Sie wissen müssen, um mitreden zu können

Titel: Kultur für Banausen - alles was Sie wissen müssen, um mitreden zu können Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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mit »Herbsttag« (»Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.«). »Einsamkeit« ist weniger bekannt, aber nicht minder poetisch. Schönste Zeile: »Die Einsamkeit ist wie ein Regen./Sie steigt vom Meer den Abenden entgegen.«
      8.  »Dichtung des Cante Jondo« (1921) von Federico García Lorca (1898–1936). Der größte Dichter Spaniens des 20. Jahrhunderts wurde von den Faschisten im Bürgerkrieg ermordet. Neben wichtigen Theaterstücken (»Bernada Albas Haus«, »Bluthochzeit«) hinterließ er feinsinnige Gedichte. Der Cante Jondo ist ein Gesangsstil zum Flamenco. Schönste Zeile: »hör, mein sohn, die stille stranden.«
      9.  »Schöne Jugend« (1912) von Gottfried Benn (1886–1956). Schön ist es nicht gerade, was der Militärarzt Gottfried Benn hier mit sezierendem Blick beschrieb. Aber keiner kann das bis heute so genau und unbarmherzig wie er. In diesem Gedicht zum Beispiel schnellen Ratten aus zwei Kinderleichen. Auf »schönste Zeilen« sei deshalb lieber verzichtet.
    10.  »Todesfuge« (1948) von Paul Celan (1920–1970). »Nach Auschwitz ein Gedicht zu schreiben, ist barbarisch«, behauptete der Philosoph Theodor W. Adorno 1951 in seinem Essay »Kulturkritik und Gesellschaft«. Paul Celan, in dessen Sprache das schwingende Deutsch seiner vielsprachigen galizischen Heimatstadt Tschernowitz (heute Ukraine) stets mitklingt, bewies mit der »Todesfuge«, dass das Grauen einen Ausdruck finden kann. Berühmteste Zeile: »Der Tod ist ein Meister aus Deutschland.«
    Weil wieder einmal keine einzige Frau unter den Top Ten ist, hier eine kleine Zugabe: Ingeborg Bachmann (1926–1973). Ihren Namen sollte man nicht zuletzt deshalb kennen, weil nach ihreiner der wichtigsten deutschsprachigen Literaturpreise benannt ist, der alljährlich in ihrer österreichischen Heimatstadt Klagenfurt verliehen wird. Das Besondere: Die Anwärter werden eingeladen, vor einer Jury aus Literaturkritikern einen selbst gewählten Text vorzulesen.

Kultur Plus
    FERNSEHEN
    S eit den 60er-Jahren ist der Fernsehapparat im Wohnzimmer das zentrale Medium der Deutschen. Während in anderen Ländern der Fernseher schon immer meist den ganzen Tag läuft, die Menschen ihn aber nur beiläufig wahrnehmen, hatte Fernsehen in Deutschland lange Zeit einen besonderen Stellenwert: Der Fernseher wurde ganz bewusst eingeschaltet, um eine bestimmte Sendung oder einen Film zu sehen, auf den allein sich der Zuschauer konzentrierte. Mittlerweile ist allerdings auch bei uns der Fernseher zu einem Nebenbei-Medium wie das Radio geworden. Die umgangssprachlich geläufige Bezeichnung für das TV-Gerät lautet »Glotze« – ein Ausdruck, der eigentlich alles in sich vereint, was uns mit dem Fernseher verbindet: eine Mischung aus Zuneigung, Hass, Liebe und tiefer emotionaler Abhängigkeit (Nina Hagen hat darüber bereits 1978 einen wunderbaren Song geschrieben: »Ich kann mich gar nicht entscheiden – ist alles so schön bunt hier: Ich glotz TV«). Kein Gesprächsthema verbindet Familie, Freunde, Kollegen, Nachbarn und Zufallsbekannte so sehr wie das, was man am Vorabend im Fernsehen gesehen hat.  
    Warum auch Fernsehen zur Kultur gehört
    Trotz allem oder gerade deshalb hat Fernsehen auch etwas mit Kultur zu tun. Weniger, weil ab und zu Kultursendungen gezeigt werden – was viel zu selten und wenn, dann zu entlegenen Uhrzeiten der Fall ist. (Um ihren gesetzlich vorgegebenenPflichtanteil an Kulturprogrammen nachzuweisen, definieren die Intendanten inzwischen sogar Tierfilme und Kochsendungen als kulturell wertvoll.) Aber das Fernsehen schafft Bilder, Rituale, Geschichten, Slogans, die das Fühlen, Denken, Reden und Handeln der Menschen maßgeblich beeinflussen. Wer oder was im deutschsprachigen Raum massenhaft bekannt werden will, muss seinen Weg übers Fernsehen nehmen. Insofern prägt es unsere Kultur.
    Wobei das Fernsehen keineswegs ein Medium ist, das neue Impulse setzen würde. Je härter der Kampf um die Einschaltquoten wird, desto weniger gehen die Sender das Risiko ein, den Zuschauern Ungewohntes oder Überraschendes zu bieten, mit denen sie auch einen Flop landen könnten. Deshalb bekommt der Zuschauer hauptsächlich das zu sehen, was ohnehin Trend ist und zum Dranbleiben bewegt.
    Die Geschichte eines Massenmediums
    Erste technische Experimente mit bewegten Bildern aus Apparaten, die später in fast jedes Wohnzimmer Einzug halten sollten, gab es in Deutschland bereits in den 1920er-Jahren. Ein regelmäßiges Abendprogramm wurde

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