Kultur für Banausen - alles was Sie wissen müssen, um mitreden zu können
Fitzgerald (1896–1940) zählen nämlich zur »Lost Generation«, der »Verlorenen Generation«. Dieser Begriff drückt aus, dass jene Autoren nicht so recht wussten, wo sie hingehörten, und sich vor allem um die Zeit des Ersten Weltkrieges viel in der Welt herumtrieben. John Dos Passos bekanntestes Werk ist der New-York-Roman »Manhattan Transfer«, der etwas anstrengend zu lesen ist, weil er keine stringente Handlung hat – was jedoch stilbestimmend für die Moderne ist. Leichter zugänglich sind die Bücher des Lebemanns Ernest Hemingway. Er war viele Jahre Journalist und ist für seinen lakonischen Stil bekannt. »Der alte Mann und das Meer« ist eine nicht sonderlich umfangreiche Novelle und damit eine gute Einstiegsmöglichkeit inHemingways Werk – auf die man dann den vom Spanischen Bürgerkrieg handelnden Roman »Wem die Stunde schlägt« folgen lassen kann. »Der große Gatsby« des Dritten im Bunde der Verlorenen Generation, F. Scott Fitzgerald, ist eine ebenso berühmte wie lohnenswerte Lektüre über einen zwielichtigen Millionär und seine verlorene Liebe.
Der nächste Autor ist der anspruchsvollste der amerikanischen Moderne: Die Romane des Literaturnobelpreisträgers William Faulkner (1897–1962), des wichtigsten Schriftstellers der USA des 20. Jahrhunderts, lesen sich nicht einfach so nebenbei. Sie gehören zur schon erwähnten Bewusstseinsstrom-Literatur. Doch sie lohnen sich. Niemand sezierte die amerikanische Gesellschaft, ihren Rassenhass und ihre Bigotterie so genau wie Faulkner. Zum Einstieg sei »Licht im August« empfohlen. Darin geht es um eine naive junge Schwangere, die den Vater ihres Kindes sucht, und um einen Wanderarbeiter und Mörder auf der Flucht, der nicht weiß, zu welcher Rasse er gehört. Über diesen Roman schreibt der bedeutende Literaturwissenschaftler Harold Bloom: »Der Wahnwitz dieses Buches, in dem sich der ganze Wahnwitz unserer Gesellschaft spiegelt, liegt darin, dass allein die Vermutung, etwas Schwarzes an sich zu haben, einen […] tödlichen Schrecken auslösen kann.«
Die Romane von Henry Miller (1891–1980) lassen sich dagegen etwas leichter lesen. Seine großen Werke heißen »Wendekreis des Krebses« und »Wendekreis des Steinbocks«. Allerdings interessieren sich viele vor allem für die anrüchigen Stellen in seinen Büchern, die nicht nur in den 1930er-Jahren als pornografisch galten. Als er wieder einmal klamm war, verfasste Miller außerdem eine Reihe von Sexgeschichten, die posthum unter dem Titel »Opus Pistorum« als Buch erschienen. Sogar der deutsche Bundesgerichtshof wurde zur Beurteilung dieses Werks herangezogen – und hat es als Kunst und deshalb als nicht jugendgefährdend eingestuft.
Ein zeitgenössischer US-Autor sollte hier unbedingt erwähnt werden, weil er ein wahrer Unglücksrabe ist. Philip Roth (*1933) wird seit Langem Jahr für Jahr für den Literaturnobelpreis gehandelt – und geht jedes Mal leer aus. Am besten lernen Sie ihn mit dem Roman »Der menschliche Makel« kennen, eine Geschichte über Rassenzughörigkeit und ein lange gehütetes Geheimnis.
Die großen Deutschen
Das Problem an ausländischer Literatur ist: Wir müssen sie meistens als Übersetzung lesen, denn viktorianisches Englisch oder barockes Spanisch sind leider nicht jedermanns Sache. Im besten Falle schafft der Übersetzer ein kongeniales Werk, im schlechtesten Falle verleidet er es dem Leser. Deshalb wenden wir uns jetzt den großen deutschen Literaten zu, oder besser: den deutschsprachigen, denn auch die österreichischen und Deutschschweizer Autoren lassen sich zu unserem Kulturkreis zählen.
Allerdings begeben wir uns damit auf einen wahren Husarenritt, denn aus Platzgründen lassen wir sogar einige deutschsprachige Literaturnobelpreisträger wie Hermann Hesse, Elfriede Jelinek und Herta Müller am Rande stehen. Und mit ebensolcher Kühnheit gehen wir auch auf Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller nicht näher ein – die dafür aber im Kapitel Theater gewürdigt werden.
Mit dem seit jeher beliebten literarischen Trick, die Handlung aus der Sicht eines scheinbar einfältigen Erzählers zu berichten, nimmt die deutsche Romanliteratur ihren Anfang. »Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch« des Johann Jakob Christoffel von Grimmelshausen (ca. 1621–1676) schildert zwar die Schrecken des Dreißigjährigen Krieges, amüsiert denLeser jedoch durch seine derbe Ironie. Am besten liest man den Text in einer überarbeiteten Fassung, denn
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