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Kunst des Feldspiels

Kunst des Feldspiels

Titel: Kunst des Feldspiels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Harbach
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Gewusel auf dem Hof zwischen dem Ende der
Vorlesungen und dem abendlichen Ansturm auf den Speisesaal seinen
nachmittäglichen Aussetzer. Die Sonne war unter die Baumlinie gesunken, das
Licht von cineastischer Weichheit. Zu dieser Tageszeit brachte, soweit Affenlight
feststellen konnte, niemand irgendetwas zustande, obwohl viele der Studenten
geradezu zwanghafte Zustandebringer waren und die Laufbänder im Fitnessraum,
wenn nicht gar die Arbeitsnischen in der Bibliothek, wahrscheinlich voll
besetzt waren. In dem kleinen Beet neben der Scull Hall begannen Mrs.
McCallisters gelbe Rosen gerade zu blühen. Er nahm sein Tagebuch heraus und
hielt ihre Schönheit in einer kleinen Notiz fest. Es klopfte an der Tür.

71
    —
    »Uwe la porte«, rief Affenlight, ein alter Witz – wenn man
es überhaupt so nennen konnte – aus Pellas Französischunterricht in der
Grundschule.
    Herein kam Evan Melkin, der Vorsitzende der Kommission für
Studentische Angelegenheiten. Melkin war selbst noch ein halber Student –
Abschluss ’92 und immer noch da, engelhaft und kinnlos, ein echter
Lebenslänglicher, nicht bloß ein Wiederholungstäter wie Affenlight. Er trug
dasselbe wie die Studenten, die ehemaligen Privatschüler, die es nicht an eine
der Institutionen entlang der Ostküste mit mehr Prestige geschafft hatten:
zerknitterte Khakihose, blaues Oxfordhemd und Mokassins. Das Einzige, was
fehlte, war die Baseballkappe, obwohl eine Baseballkappe Melkin hätte gute
Dienste leisten können: Das einzige Merkmal, das seine vierzig Lebensjahre
verriet, war der unregelmäßig zurückweichende Ansatz seines dünnen blonden
Haars. Affenlight erhob sich, um ihm die Hand zu schütteln. Melkin schien das
irgendwie zu überrumpeln. Er blieb in der Tür stehen. Bruce Gibbs schob sich an
ihm vorbei und humpelte ins Zimmer.
    Bruce wusste wenigstens,
dass man jemandem zur Begrüßung die Hand gab. »Guert.«
    »Bruce.«
    »Schönes Tier hast du
da.«
    Contango rappelte sich
hoch und stellte die Ohren auf; er schien den Besuchern argwöhnisch zu
begegnen. Er drückte Melkin die Schnauze in den Schritt und knurrte. Melkin
wich zurück. »Er gehört Tom und Sandy Bremen«, erklärte Affenlight.
    »Die uns bald verlassen
werden«, sagte Gibbs.
    Affenlight nickte.
»Aber der Hund bleibt vielleicht bei mir. Es ist eine Art Probezeit.«
    Contango knurrte Melkin
nochmals an. Gibbs beugte sich hinunter und streichelte den Hund zwischen den
Ohren, beruhigte ihn fachmännisch. »Schönes Tier«, sagte er noch einmal. »Wie
heißt er?«
    »Contango.«
    »Ein brasilianischer
Husky?«
    »Eigentlich ist es ein
Begriff aus der Ökonomie«, erläuterte Affenlight. »Ein Neologismus. Aber das
Wort tango ist interessanterweise nicht romanischen
Ursprungs, wie ich auch immer gedacht habe – es ist ein nigerianisches Wort,
das …«
    Als er am Ende seines
kleinen Vortrags angekommen war, hatte Affenlight begriffen, dass etwas nicht
stimmte. Melkin war zu nervös, Gibbs zu ruhig und ernst, Contango zu
misstrauisch.
    Bruce räusperte sich.
»Ich fürchte, es gibt da ein Problem, Guert. Jedenfalls wirkt es von meiner
Warte aus wie ein Problem, es sei denn, du hast eine Erklärung, die das Ganze
unproblematisch erscheinen lässt.«
    Affenlights Kopf leerte
sich schlagartig. Bruce’ Stimme schien von überallher zu kommen. »Es geht mich
nichts an, was jemand in seiner Freizeit tut. Ich habe wirklich keine
Vorurteile, was das betrifft. Aber wie du weißt, herrschen am College strikte
und deutlich formulierte Verhaltensregeln, was die Verbindungen zwischen
Studenten und Lehrenden angeht, und in diese Kategorie fallen auch leitende
Angestellte. Insbesondere, wenn der leitende Angestellte im Hinblick auf die
Beziehungen des College zu den umliegenden Gemeinden eine prominente Position
einnimmt.«
    »Wie habt ihr es
herausgefunden?«
    Bruce sah ihn an.
    »Das klingt wie ein
Eingeständnis, Guert. Wir verlangen an diesem Punkt nicht, dass du irgendetwas
zugibst.«
    »Sag mir nur, wie.«
    Melkin öffnete die
Aktenmappe, die er bei sich trug. Affenlight hatte sie vorher nicht bemerkt.
Oh, eine Mappe, dachte er. Melkin räusperte sich nervös und begann zu lesen:
»Der Gegenstand wurde zunächst von Elternteil X zur Sprache gebracht.
Elternteil X war auf dem Weg nach Westish, um die zwei hintereinander
stattfindenden Baseballspiele am 1. Mai zu
besuchen, und übernachtete im Troupe’s Inn an der Route 50. Am Morgen des 1. Mai beobachtete Elternteil X Sie,
President Affenlight,

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