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Kunst des Feldspiels

Kunst des Feldspiels

Titel: Kunst des Feldspiels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Harbach
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Zweiersofa zurück
und seufzte. Wenn du wüsstest, was darauf passiert ist, dachte Affenlight
bösartig, würdest du es dir wohl nicht so gemütlich machen.
    »Was Annehmlichkeiten
angeht«, sagte Bruce, »fühle ich mich verpflichtet, Folgendes zu erwähnen.
Annehmlichkeit Nummer eins: Als Empfänger des Maria-Westish-Stipendiums hat der
fragliche Student in drei Jahren keine Studiengebühren oder sonstigen Gelder
entrichtet. Den Vorsitz des Vergabekomitees hast du inne. Protokolle der
Beratungssitzungen des Komitees legen nahe, dass du dich mit großem Nachdruck
für den fraglichen Studenten eingesetzt hast, seinen durchschnittlichen
Leistungen in Mathematik und Naturwissenschaften zum Trotz.«
    »Seine Essays waren
brillant«, sagte Affenlight. »Er ist brillant.«
    »Annehmlichkeit Nummer
zwei: Der fragliche Student gehört nicht nur mehreren Umweltgruppen an, sondern
auch dem studentischen Komitee, das den Leitfaden zu jener CO 2 -neutralen Politik entwickelt hat, für
die du, Guert, eifrig zu streiten begonnen hast, und zwar nach meinem
Dafürhalten sehr plötzlich.«
    »Jeder sollte für diese
Maßnahmen streiten«, sagte Affenlight. »Es ist eine ethische Pflicht.«
    »Zu ›ethischen‹ Fragen
solltest du dich für den Moment vielleicht besser ausschweigen, Guert.«
    Affenlight sagte
nichts. Er konnte an den Details herumdeuteln – Owen war der beste Student, den
Westish seit einem Jahrzehnt zu Gesicht bekommen hatte, und die Budgetierungen
waren völlig koscher –, aber es machte keinen Unterschied. Er hatte so viel
Unüberlegtes getan und dabei sich und seine Position komplett vergessen. Owens
Wohnheim aufzusuchen, mit Owen in ein Motel zu gehen – das waren die Taten
eines unvorsichtigen, törichten Mannes. Und er hatte sie aus ganzem Herzen
begangen.
    Er wusste, dass es
nicht wirklich um den Finanzplan ging. Dass Bruce ihn nicht loswerden wollte.
Er war ein guter Präsident. Bruce glaubte, er hätte keine rechtliche Handhabe.
Und dennoch, und dennoch! Wie hätte ihr Gespräch ausgesehen, wäre Owen ein
Mädchen gewesen? Bruce hätte sich desselben Juristenjargons bedient, seine
Miene wäre genauso ernst gewesen, aber er hätte sich dabei einen Scotch
eingeschenkt. Das Leuchten in seinen Augen hätte gesagt: Freut
mich für dich, Guert. Hast es noch drauf, was? Denn es passierte
ständig, hundertmal am Tag. Mit einer verführerischen Studentin zu schlafen war
der zweitgrößte Topos der amerikanischen Literatur, gleich nach dem guten alten
Ehebruch. Es passierte allen, und alle rauswerfen konnte man nicht.
    Natürlich passierte es
auch oft genug auf diese Art, die gleichgeschlechtliche Art – auch das hatte es
immer gegeben. Indem er einem intelligenten jungen Mann erlegen war, hatte
Affenlight keinen Quantensprung auf dem Gebiet der zwischenmenschlichen
Beziehungen gemacht. Andererseits aber wurden ständig Leute rausgeworfen,
traten ständig Leute zurück, und nur selten fand man heraus, warum.
    Wir können weglaufen,
dachte Affenlight. Wir können einfach gehen . Owen und
ich. Ich und O. Ich kann mein Angebot für das Haus zurückziehen. Wir können
nach New York umziehen, uns eine Wohnung in Chelsea nehmen und händchenhaltend
die Eighth Avenue hoch- und runterlaufen. Wir können frei sein.
    »Weiß Genevieve
davon?«, fragte er, obwohl er nicht genau wusste, ob das von Bedeutung war. Gefällt’s Mutti nicht …
    »Elternteil X hat
Ms. Wister nicht direkt informiert. Mit dieser Aufgabe wurden wir
betraut.«
    »Aber wenn diese Eltern
einen Sohn haben, der Baseball spielt, dann müssen sie in South Carolina sein,
genauso wie Genevieve. Alle Eltern sind dort.«
    Melkin schaute von
seinen Notizen auf. »Elternteil X hat keinen Sohn, der momentan Teil der
Mannschaft ist.«
    »Was?«, sagte
Affenlight. »Aber wie kann das sei…« Er verstummte allmählich, während er
begriff, was er da von Melkin hörte. Was er lieber nicht von Melkin gehört
hätte. »Oh. Verstehe.«
    So vollzog sich der
Lauf der Welt: unerbittlich. Unumstößlich. Aber immer durch einzelne Personen
hindurch. Affenlight fühlte sich kraftlos und eigenartig. Er sah Contango an,
der sich wieder in seiner Version von Unerbittlichkeit eingerichtet hatte, Kopf
auf Pfoten auf Läufer auf Boden. Die schwarze Nase und das eine blaue Auge des
Hundes schienen vor Affenlight zurückzuweichen, rasten mit der
Höchstgeschwindigkeit des Audi davon. Er griff nach den Armlehnen des Stuhls.
»Was ist mit Pella?«
    Bruce neigte den

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