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Kunst des Feldspiels

Kunst des Feldspiels

Titel: Kunst des Feldspiels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Harbach
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Gewinner gewinnen. Und Verlierern verpasst man einen Arschtritt. Du
solltest im nächsten Spiel dabei sein, und Rick sollte dabei sein, und der
Buddha sollte vielleicht auch dabei sein. Und sei es nur, um dich auf Kurs zu
bringen.«
    »Tennant ist im vierten
Jahr«, sagte Henry unsicher. »Ich kann bis nächstes Jahr warten.«
    »Warte bis morgen«,
sagte Schwartz. »Mehr verlange ich nicht.«
    Am darauffolgenden
Nachmittag spielten sie gegen Vermont State, die Mannschaft, gegen die ihnen
der einzige Sieg geglückt war. Die Harpooners führten mit vier zu eins, ein
Inning war noch zu spielen. Aber im neunten schlug der erste Batter der Lions
einen routinemäßigen Aufsetzer in Richtung Shortstop, und Tennant bekam den
Ball nicht aus dem Handschuh. Es war bloß das eine Spiel, aber es erinnerte die
Harpooners daran, dass sie Verlierer waren, dass sie zum Verlieren verdammt
waren. Es kamen noch vier Schlagmänner, dann war das Spiel zu Ende. Während
seine Teamkameraden hintereinander grimmig in die Umkleide gingen, blieb Henry
noch im Unterstand, sammelte Müll ein und starrte hinaus aufs Infield, das in
der Nachmittagssonne besonders grün und majestätisch aussah.
    Als Henry in die Kabine
kam, hatte Schwartz Tennant im Schwitzkasten. Blut lief ihm in einem beständigen
Rinnsal aus der Nase und tropfte in Tennants Haar. »Versuch das noch mal!«,
brüllte er, während er Tennants Kopf gegen die Metallspinde rammte. »Versuch
das noch ein einziges Mal!«
    »Holt ihn von mir
runter!«, flehte Tennant, seine Stimme durch Schwartz’ fleischigen Unterarm
gedämpft. »Holt den irren Scheißkerl von mir runter!«
    »Du irrer Scheißkerl!«,
johlte Owen. »Geh von ihm runter!«
    Niemand schickte sich
an einzugreifen, und die Szenerie hing in beinah friedlicher Stasis, während
Schwartz Tennants Kopf wie in einer Zeitlupenaufnahme gegen die Spinde knallte,
bis schließlich Coach Cox aus dem Trainerzimmer hereinstürzte, dessen
aufgeknöpftes Trikot die weiße Unterhose umwehte. Mit Aschs Hilfe befreite er
Tennant aus Schwartz’ Griff.
    Henry machte sich auf
eine Tirade von Coach Cox gefasst, der aber gar nicht losbrüllte. »Schwartz,
geh und wasch dir das Gesicht«, sagte er im Tonfall müder Eltern am Abend eines
nervenaufreibenden Tages. Schwartz ging erhobenen Hauptes in die Waschräume,
ohne sich um das Blut zu scheren, das ihm über Lippen und Kinn rann. Mit einem
Pfropfen Toilettenpapier in der Nase kam er zurück und streckte Tennant die
Hand hin. Tennant betrachtete sie einen Moment lang, bevor er sie kräftig
schüttelte.
    »Ihr beiden habt heute
Abend frei.« Coach Cox ließ seinen Blick durch den Raum wandern. »Asch, bist du
locker?«
    »Locker vom Hocker,
Coach.«
    »Henry, bist du
locker?«
    »–«
    »Henry?«
    »Klar, Coach.«
    Die ganze Geschichte
hörte Henry von Rick und Owen beim Aufwärmen: Während Henry im Unterstand
Pappbecher aufgesammelt hatte, war Schwartz an Tennants Spind vorbeigelaufen
und hatte ihm etwas zugeflüstert. Tennant war herumgewirbelt und hatte einen
heftigen Schlag ausgeteilt, der Schwartzy an der Nase getroffen hatte. Dessen
Kopf war zurückgeprallt, und das Blut hatte zu fließen begonnen. »Schwartzy sah
eine halbe Sekunde lang richtig angepisst aus, während sein Kopf noch am Hin-
und Herbaumeln war«, sagte Rick. »Aber dann fing er irgendwie an zu grinsen,
als hätte er es darauf angelegt, dass Tennant ihm eine verpasste.«
    »Ich glaube, er hatte es darauf angelegt«, sagte Owen.
    Rick nickte. »Selbst
als er Levs Schädel gegen die Spinde donnerte, konnte man sehen, dass er ihm
nicht wehtun wollte. Alles nur der Form halber.«
    »Er hat die ganze Sache
inszeniert, damit du spielen kannst«, sagte Owen zu Henry. »Für dich hat er
sich sogar eins auf die Nase geben lassen. Du solltest dich geschmeichelt
fühlen.«
    Henry erschien das weit
hergeholt. Andererseits hatte Schwartz ihm versprochen, er würde aufgestellt,
und jetzt war er genau das: aufgestellt. Zwei Stunden später, als er unter
Flutlicht aufs Spielfeld trabte, fühlte er sich schwindelig und benommen. Er
wippte auf den Fußballen, ließ die Arme kreisen und ging in die Hocke, um den
Boden zu berühren. Starblind fing einen frischen Ball vom Unparteiischen und
machte sich für den ersten Wurf des Abends bereit. »Adam,
Adam, Adam«, skandierte Henry. Er tänzelte einen Schritt nach links,
dann wieder zurück nach rechts, riss hintereinander die Knie hoch, stieß die Faust
in Zero und sprang wieder in die

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