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Kunst des Feldspiels

Kunst des Feldspiels

Titel: Kunst des Feldspiels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Harbach
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warum auch immer, hatte es allerdings eher etwas Intimes als etwas
Anmaßendes an sich. Von da an hatten Owen und er sich einige Male getroffen,
einen Plan entworfen und einen Plan, um den Plan umzusetzen. Owens Gruppe würde
bei den Studenten Unterschriften sammeln, Affenlight den Lehrkörper hinter sich
bringen und den Hochschulrat bearbeiten.
    Hatte Owen sein Starren bemerkt und verstanden, was es zu bedeuten
hatte? Hatte er deshalb die E-Mail geschrieben? Den Augen hinter der Brille mit
dem Drahtgestell schien nichts zu entgehen. Bei den darauffolgenden Treffen war
Owen selbstsicher, geduldig und manchmal spöttisch, Affenlight hingegen
verzückt und erpicht darauf, zu gefallen. Nach beinahe dreißig Jahren der
Lehrer-Schüler-Interaktion war er zum ersten Mal nicht das Ziel einer
Schwärmerei, sondern sie ging von ihm aus. Und ein paar Wochen später traf das
Wort Schwärmerei es schon nicht mehr.
    Affenlight angelte eine
weitere Fritte aus der Schachtel. Henrys Augen waren zugekniffen – er schlief
nicht, sondern schien zusammenzuzucken, womöglich in Erinnerung an seinen
Fehlwurf. Sein Gesicht war leichenblass und noch immer vom Staub des Innenfelds
bedeckt. Er war in voller Montur, nur die Kappe fehlte. Sein Handschuh lag auf
einem seiner Knie. »Das wird schon wieder«, sagte Affenlight. »Er wird schon
wieder werden.«
    Henry nickte ohne
Überzeugung.
    »Er ist ein toller
junger Mann«, sagte Affenlight.
    Henrys Kinn zuckte, als
finge er gleich an zu weinen. »Schwartzy«, sagte er, »hast du einen Ball
dabei?«
    Schwartz hatte das
Abendessen beendet, seinen Laptop hervorgezogen und zu tippen begonnen, einen
Stapel Karteikärtchen neben dem Ellbogen. Jetzt griff er in seinen Rucksack und
warf Henry einen Baseball zu. Henry drehte den Ball in seiner rechten Hand und
knallte ihn in den Handschuh. Die Geste schien ihn zum Sprechen zu befähigen.
»Ich sehe es immer wieder vor mir«, sagte er kläglich. »So einen Wurf habe ich
noch nie gemacht. So einen schlechten Wurf. Ich weiß nicht, wie das passieren
konnte.«
    Schwartz hörte auf zu
tippen, hob den Blick, das Gesicht in das kühle Unterwasserglimmen seines
Bildschirm getaucht. »Nicht deine Schuld, Skrimmer.«
    »Ich weiß.«
    »Dem Buddha wird’s bald
besser gehen«, sagte Schwartz. »Es geht ihm sicher jetzt schon besser.«
    Henry nickte ohne
Überzeugung.
    »Dieser verfluchte
Dunne.« Coach Cox fixierte weiterhin die katholischen Bikini-Mädchen im
Fernseher, die den Glauben des Novizen mittels einer Rückenmassagen auf die
Probe stellten. »Ich werd ihm den mickrigen Hals umdrehen.«
    Eine Tür öffnete sich.
»Guert Affenlight?« Eine junge Frau in einem blassblauen Kittel las den Namen
von ihrem Klemmbrett ab.
    »Hier.« Affenlight
stand auf und richtete sich die Harpooners-Krawatte.
    »Ich bin Dr. Collins.
Sind Sie ein Angehöriger von Owen Dunne?«
    »Äh, nein«, sagte
Affenlight. »Seine Familie ist eigentlich aus, äh …«
    »San José«, sagte
Henry.
    »Richtig«, sagte
Affenlight schnell. »San José.« Als die Ärztin seinen Namen gesagt hatte, hatte
er einen so idiotischen Stolz empfunden, als sei er die Person, die Owen am
nächsten stand. Sie wandte sich an Henry:
    »Alles in allem geht es
Ihrem Freund nicht allzu schlecht. Die Computertomographie hat keine Hinweise
auf eine epidurale Blutung geliefert, worauf in diesen Fällen unser
Hauptaugenmerk liegt. Er hat eine schwere Gehirnerschütterung und einen
gebrochenen Arcus zygomaticus – das ist ein Wangenknochen. Seine
Körperfunktionen scheinen normal zu sein. Der Knochen erfordert einen
rekonstruktiven chirurgischen Eingriff, den wir meiner Ansicht nach gleich
vornehmen sollten, solange wir ihn hier haben.« Dr. Collins, die abgesehen
von den violetten Erschöpfungsringen unter den Augen nicht älter als
fünfundzwanzig aussah, hielt inne, um an dem V-Ausschnitt ihres Kittels zu
zupfen, über dem die Haut einen irischen Rosaton hatte und voller
Sommersprossen war. Affenlight sah, oder bildete sich ein zu sehen, wie sie ihren
müden Blick interessiert auf Henry richtete.
    »Kann ich ihn sehen?«,
fragte Henry.
    Dr. Collins
schüttelte ihren Kopf. »Die Gehirnerschütterung ist ziemlich massiv, und wir
werden ihn heute Nacht auf der Intensivstation behalten. Offensichtlich leidet
er an einem vorübergehenden Gedächtnisverlust, der sich unserer Meinung nach
aber legen wird. Morgen können Sie zu ihm, solange Sie wollen.« Sie tätschelte
Henry tröstend den

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