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Kunst des Feldspiels

Kunst des Feldspiels

Titel: Kunst des Feldspiels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Harbach
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es.
    Stunden nach dem Spiel
trug er noch immer seinen Tiefschutz, kein angenehmes Gefühl. Er entfernte ihn
von seinen Weichteilen, zog sich aus und kletterte ins Bett. Seine Beine und
Füße, vom Rutschen und Hechten im Innenfeld ganz sandig, scheuerten gegen das
Laken.
    Wieder das Telefon.
Wieder musste er drangehen: Sicher gab es Neues über Owen, oder jemand wollte
sich erkundigen, ob es schon Neues gab.
    »Henry Skrimshander?«
    »Am Apparat.« Kein
Teamkollege, es war eine Frauenstimme. Womöglich die Ärztin.
    »Henry, hier spricht
Miranda Szabo von SzaboSport Incorporated. Wie ich höre, sind Glückwünsche
angebracht.«
    »Zu was?«
    »Zu was? Vielleicht
dazu, mit dem großen Aparicio Rodriguez gleichzuziehen? Das war doch heute,
oder?«
    »Oh. Na ja, tja, das
war … ja, heute.« Wenn ein Spiel mitten im Inning endete, was meistens wegen
Regen vorkam, führten die offiziellen Statistiken bloß das letzte tatsächlich
beendete Inning auf. Demnach hatten die Harpooners Milford offiziell in acht
Innings mit 8:3 geschlagen.
Offiziell hatte es den Beginn des neunten Innings also nie gegeben. Offiziell
war ihm also nie ein Fehler unterlaufen.
    »Fantastisch«, sagte
Mirando Szabo. »Hör mal, es tut mir leid, dass ich so spät und in deiner
Freizeit anrufe, aber ich bin gerade in L. A. und schließe einen Deal für
Kelvin Massey ab.«
    »Kelvin Massey? Der
dritte Baseman der Rockies?«
    Miranda Szabo schwieg
einen stolzen Augenblick lang, der exakt die richtige Länge hatte. »Kelvin
Massey, der dritte Baseman der Dodgers . Aber erzähl
das nicht Peter Gammons, dem alten Schnüffler.«
    »Werde ich nicht.«
    »Gut. Die Presse wird
bis morgen nichts davon erfahren. Wir geben diesem kleinen objet
d’art gerade noch den letzten Schliff. Sechsundfünfzig Millionen, die
nächsten vier Jahre.«
    »Wow.«
    »Nicht schlecht für
eine Flaute, oder? Manchmal überrasche ich mich selbst«, gestand Miranda Szabo
ein. »Aber bleiben wir bei der Sache. Henry, ich halte die Ohren immer offen,
aber in letzter Zeit höre ich nur noch einen Namen. Skrimshander, Skrimshander,
Skrimshander. Wie ein Zungenbrecher, nur besser. Wohlklingender.«
    »Wow. Vielen Dank.«
    »Jeder fragt: Wo kommt der Junge her? Und niemand kennt den Ort.«
    »Ich bin aus Lankton,
South Dakota.«
    »Sag ich ja. Niemand
kennt den Ort, von dem du kommst, aber wohin du gehst, weiß jeder. An die
Spitze der Draftrunde nämlich. Dritte Runde hört man, höchstens.«
    »Höchstens?«
    »Hört man zumindest.
Dritte, zweite, wer weiß? Also, Henry.«
    »Ja?«
    »Hör mir gut zu. Du
bist ein vielbeschäftigter junger Mann, der an einer ehrbaren Institution
versucht, Baseball und Studium unter einen Hut zu bringen. Wir mögen uns nicht
besonders gut kennen, aber so viel weiß ich. Und ich weiß auch, dass du noch
viel, viel beschäftigter sein wirst. Hast du eine Vorstellung, wo die
Unterzeichnungsprämie für die dritte Runde im letzten Jahr lag?«
    »Ähm, nein.« Bis vor
kurzem war Henry gedanklich auf die Spielerrekrutierung im kommenden, nicht in
diesem Jahr eingestellt gewesen – Studenten des dritten und vierten Jahres
kamen gleichermaßen in Frage –, und er hatte sich zum Ziel gesetzt, auf Rang
fünfzig oder, mit Glück, neunundvierzig zu landen. Von einer
Unterzeichnungsprämie hatte er nicht einmal zu träumen gewagt. Er hatte keine
Ahnung, was man den Fünf-Sterne-Typen, den Highschool-Cracks und
Keulenschwingern aus Stanford oder Miami zahlte.
    »Rate einfach.«
    »Hm. Achtzigtausend?«
Es war ihm peinlich und kam ihm habgierig vor, eine so hohe Summe zu nennen,
auch wenn das alles nur indirekt mit ihm zu tun hatte.
    »Fast. Du hast die Drei
vergessen. Dreihundertachtzigtausend.«
    »Heilige Scheiße.« Wie
lange musste sein Vater für so viel Geld wohl arbeiten? Sechs Jahre? Sieben?
»Hoppla. Verzeihung. Ich wollte nicht fluchen.«
    »Fluch nur drauflos,
Seemann. Jedenfalls bist du damit nicht gleich in Kelvin-Massey-Sphären, aber
es ist ein realistisches Sümmchen und meiner Ansicht nach das Mindeste, was du
im Juni realistisch erwarten kannst. Die Leute werden sich um dich reißen. Ein
Scheideweg für dich, eine komplizierte Zeit. Du wirst jemanden brauchen, der
das Beste für dich herausholt. Der für dich verhandelt.«
    »Einen Agenten?«
    »Absolut richtig. Du
wirst einen Agenten brauchen. Jemanden, der dir an diesem Scheideweg sagt, wo’s
langgeht. Persönlich und finanziell. Sich für einen Agenten zu entscheiden ist
eine große Sache,

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