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Kunst des Feldspiels

Kunst des Feldspiels

Titel: Kunst des Feldspiels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Harbach
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schaden. Wenn du verstehst, was ich
meine.«
    »Klar.«
    »Es ist nicht
ungewöhnlich«, fuhr Dwight fort, »dass ein Team und ein Spieler bereits im
Vorfeld der Rekrutierung zu einer informellen Übereinkunft kommen. Wir könnten
beispielsweise auf dich zukommen und sagen, Henry, wir nehmen dich schon in der
ersten Runde, als sechsundzwanzigsten Spieler, wenn du für einen angemessenen
Betrag zur Unterschrift bereit bist. Sagen wir sechshunderttausend oder so.«
    Auf der anderen Leitung
wurde angeklopft, Owen, der zurückrief, aber Henry rührte keinen Finger. »Erste
Runde?«, sagte er leise.
    »Das bleibt unter uns«,
sagte Dwight. »Aber, ja. Erste Runde.«
    »Wow.«
    »Lass das erst mal
sacken«, sagte Dwight. »Ist ja auch noch etwas früh. Es dauert noch eine Weile
bis zur Rekrutierung, da kann noch einiges passieren. Aber unser Oberboss
wollte, dass wir schon mal ins Gespräch kommen. Und das hier ist der perfekte
Ort für dich, Henry. Mit dem richtigen Team im Hintergrund kannst du der
nächste Aparicio werden. Ich für meinen Teil denke, dass alle Beteiligten – du,
ich, die Geschäftsleitung – alles tun sollten, um sicherzustellen, dass du bald
eine Kappe der St. Louis Cardinals trägst.«
    Henry hob den Arm und
berührte den Schirm seiner Mütze. »Ich trage gerade im Moment eine.«

18
    —
    Schwartz räkelte sich in seinen Boxershorts auf der Couch
und öffnete seine zweite Literflasche Crazy Horse. Während der Saison trank er
nie, erst recht nicht am Vorabend eines Spiels, aber heute war ein besonderer
Tag.
    Der Tag der Absagen. Sein Penis rutschte durch den Schlitz seiner
Shorts an die frische Luft. Schwartz schnippte ihn probehalber ein paar Mal von
einer Seite zur anderen, aber er fühlte sich leblos an, als gehörte er jemand
anderem. Mitte Juni würde er arbeitslos und ohne Obdach sein, mit einem
Abschluss in Geschichte und einem fälligen Studienkredit von achtzigtausend
Dollar. Das Crazy Horse, das seine sechs Dollar und vierundneunzig Cents voll
und ganz wert war, hatte er mit der einen Kreditkarte bezahlt, die nicht
überzogen war. Er konnte sich nicht erinnern, wann er sich das letzte Mal einen
runtergeholt hatte.
    Falls er nicht mehr aus
dem Haus ging, musste er mit der großen Pulle Smirnoff im Eisfach
vorliebnehmen. Ein schöner Gedanke, sich einen tiefen, barmherzigen Vollrausch
anzusaufen, aber der Bus nach Opentoe fuhr um sieben Uhr in der Früh. Aus
reiner Gewohnheit schnippte er sein Handy auf, aber er konnte Henry nicht
anrufen, nicht nachdem er ihn beim Abendessen so hatte hängen lassen. Oder
besser gesagt, er konnte Henry anrufen, aber ihm war
nicht danach. Er scannte das Bücherregal nach dem Campus-Telefonbuch. Er hätte
nicht gedacht, dass Affenlights Nummer verzeichnet wäre, aber dort stand sie,
schwarz auf weiß. Ein weiterer Vorzug des kleinen Liberal Arts College.
    President Affenlight
nahm den Hörer ab. »Guten Abend, Sir«, sagte Schwartz. »Hier spricht Mike
Schwartz.«
    »Michael. Was kann ich
für dich tun?«
    »Als Erstes wollte ich
Ihnen mitteilen, dass es Owen schon viel besser geht. Es sieht so aus, als käme
er dieses Wochenende nach Hause.«
    »Wunderbar«, sagte
President Affenlight. »Vielen Dank für die Information.«
    »Und Ihnen vielen Dank
für Ihre Hilfe gestern.« Schwartz merkte, dass er überdeutlich artikulierte, um
die Wirkung des Crazy Horse zu kompensieren. »Das ganze Team weiß das zu
schätzen.«
    »Gern geschehen. Aber
ich habe da nur meine Pflicht getan. Gute Nacht, Michael.«
    »Und dann wollte ich
Sie fragen, ob ich kurz Ihre Tochter sprechen könnte.«
    »Meine Tochter? Kennst
du sie?«
    »Wir sind uns heute
Morgen begegnet.«
    »Ah. Nun, ich glaube,
da bist du hier an der richtigen Adresse. Bleib mal einen Moment dran.«
    President Affenlight
hielt den Hörer von seinem Mund weg. »Pella«, rief er. »Telefon.« Es folgte
eine Pause, in der Pella etwas zurückrief. »Es ist nicht David«, antwortete
Affenlight. »Es ist Mike Schwartz.«
    Eine Sekunde später
hatte Pella den Hörer in der Hand. »Du bist also nicht erfroren.«
    »Wie war’s beim
Schwimmen?«
    »Anderthalb Bahnen habe
ich geschafft, dann musste ich mich am Beckenrand hinlegen. Der Bademeister
wollte schon Wiederbelebungsmaßnahmen einleiten, aber ich habe abgewinkt.«
    »Klingt ziemlich
heftig.«
    »Ich fange lieber klein
an«, sagte Pella. »Gibt mir mehr Spielraum, mich zu verbessern.« Sie wechselte
das Thema, es ging irgendwie um den Schnee. Schwartz leerte seine

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