Kunst des Feldspiels
hat wie man selbst?«
»Projektion«, sagte
Affenlight.
»Genau. Projektion.
Haben Sie das manchmal?«
»Du meinst, ob ich je
meine eigenen Probleme auf andere Menschen projiziere?«
»Ja.«
Affenlight lächelte.
»Wieso, du denn?«
»Ich habe zuerst
gefragt.«
»Klar«, sagte
Affenlight. »Tut das nicht jeder?« Als Affenlight ging, fiel die Tür hinter ihm
ins Schloss, und seine teuren Schuhe machten auf der Treppe beschwingte
Geräusche.
Henry vermischte die
verbliebene Milch mit drei gehäuften Löffeln SuperBoost, rührte daraus einen
dicken Brei und aß ihn mit dem Löffel. Kein richtiges Abendessen, aber was
sollte man machen? Er war bereits vor Sonnenaufgang aufgestanden und hatte
keine Kraft mehr, noch einmal nach draußen zu gehen. Er schlug sein Physikbuch
auf und versuchte zu lernen, aber alles, was er sah, war die Flugbahn des
Balls, von seinen Fingerspitzen bis in Owens Gesicht, wieder und wieder. Das
Telefon klingelte.
»Henry.«
»Owen! Wie geht’s dir?«
»Viel besser, danke.«
Henry hatte gewusst,
dass Owen genau das sagen würde, egal wie es ihm ging, aber schön zu hören war
es so oder so. Während sie plauderten, merkte er, dass Owen nicht ganz bei sich
war – er sprach langsam, und manchmal verlor er innerhalb eines Satzes die
Orientierung. Das eine Mal, das er richtig munter wurde, war, als Henry ihm von
seinem Gespräch mit Miranda Szabo erzählte. »Dreihundertachtzigtausend
Dollar?«, sagte er. »Mein Gott. Das ist absurd. Aber kolossal. Das ist
absurd kolossal.«
»Das ist der
Durchschnitt«, sagte Henry. »Aber für gewöhnlich kriegen Highschool-Jungs mehr
als die vom College. Vielleicht bekomme ich zweihundertfünfzig.«
»Ein Aufschlag für
fehlende Bildung? Das ist bis jetzt das Absurdeste.« Owen kam in Fahrt, was
seiner Aussprache förderlich war.
»Die Highschool-Jungs
sitzen am längeren Hebel«, erklärte Henry. »Sie können die Unterschrift
ablehnen und stattdessen aufs College gehen.«
»Pah! Das können wir
auch. Wir melden dich einfach zum Einstufungstest an und drohen mit einem
Aufbaustudium. Sie werden einknicken. Oh, sie werden so schnell einknicken –«
»Bleib mal kurz dran«,
sagte Henry. »Da ruft noch jemand an.« Er wechselte die Leitung.
»Henry? Hier spricht
Dwight Rogner. Ich arbeite als Gebietsscout für die St. Louis Cardinals.
Super Spiel gestern. Hab mir den Arsch abgefroren, darum bin ich etwas früher
los. Aber wie ich höre, hast du Aparicios Rekord eingestellt. Gratuliere.«
»Ähm … danke.«
»Ich will ganz offen
mit dir reden, Henry. Ich habe dich letztes Jahr spielen sehen und war ziemlich
angetan, dachte aber, du würdest noch ein paar Jahre brauchen. Einer unserer
Jungs hat dich im Sommer gesehen und war der gleichen Meinung. Unser Standpunkt
war, einfach mal abwarten.«
»Klar«, sagte Henry. »Einfach
mal abwarten.«
»Und letzte Woche dann
fing unser Scout in Florida an: ›Mensch, Dwight, wo hast du die ganze Zeit
diesen Skrimshander versteckt? Der ist besser als Vance White.‹« Vance White
war, wie Henry wusste, der Shortstop des All-American-Teams der University of
Miami. »Du hast seit letzter Saison Riesenfortschritte gemacht, Henry. Riesige.
Du bist gerade zwanzig geworden, oder?«
»Im Dezember.«
»Zum Teufel, du bist
noch ein Baby. Viele Jungs kommen mit neunzehn gerade erst frisch von der Highschool.
Das ist fantastisch. Es gibt dir Zeit, dich zu entwickeln. Wohlgemerkt, es ist
noch lange hin, und bis zur Rekrutierung kann noch viel passieren. Aber auf
unserer Liste schießt du weit nach oben. Wir würden dich nur allzu gern im
Dress der St. Louis Cardinals sehen. Zu schade, dass wir deine Nummer bereits
stillgelegt haben.«
»Ich weiß.« Und Dwight
wusste, dass er es wusste. Das war der Grund, warum er die 3 trug – weil Aparicio sie bei den Cards achtzehn Spielzeiten lang
getragen hatte.
»Hast du schon bei
einem Agenten unterschrieben?«, fragte Dwight.
»Nein.«
»Nun, eigentlich darf
ich mit dir über diese Dinge gar nicht sprechen. Aber du solltest wissen, jetzt
ganz unter uns, dass unsere Geschäftsführung dich sehr mag und wir bereits in
den frühen Durchgängen nach Spielern Ausschau halten, die wir verpflichten
können – Spielern allerdings, die nicht darauf aus sind, uns in den Ruin zu
treiben. Das solltest du im Hinterkopf behalten, wenn du dich für einen Agenten
entscheidest. Hyperaggressive Agenten – ein Scott Boras oder eine Miranda Szabo
– können deiner Rekrutierung richtig
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