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Kunstblut (German Edition)

Kunstblut (German Edition)

Titel: Kunstblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schüller
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beruhigte er sich etwas. »Es ist nicht unwahrscheinlich, dass der ursprüngliche Besitzer der Organe, also der Rest von ihm …«, er zündete die Zigarette an, »… auf Dauer unauffindbar bleibt, da er bereits verspeist wurde.«
    »Wie bitte?«, entfuhr es mir. »Kannibalismus? Wie kommen Sie da rauf?«
    »Wer redet denn von Kannibalismus, Kant? Als der Gerichtsmediziner kam, fragt der mich, warum ich keinen Metzger geholt hätte. Das Zeug da kann man so an jedem Schlachthof kriegen. Stammt komplett von einem gemeinen europäischen Hausschwein, den lateinischen Namen hab ich vergessen. Eine riesige Sauerei, strafrechtlich aber allenfalls Vortäuschung einer Straftat. Am Ende wahrscheinlich nur grober Unfug.« Gierig sog er an der West. »Und wegen so was hauen wir uns die Nacht um die Ohren, was, Kant?« Er blies den Rauch über den Tisch in meine Richtung.
    »So hat jeder sein Päckchen zu tragen, Herr Hauptkommissar.«
    »Ich habe mit Pollack gesprochen. Ich weiß also, dass Sie gestern Abend nicht zu Hause waren. Das hat mir übrigens auch das Überwachungsteam gestanden. Ich habe es abgezogen. Sie brauchen nicht mehr über irgendwelche Zäune zu springen, wenn Sie vor die Tür wollen.«
    »Die beiden können nichts dafür.«
    »Das weiß ich, Kant. Das sind keine schlechten Leute. Die haben zum Beispiel bemerkt, dass Ihnen von Bilk aus ein schwarzer BMW gefolgt ist, der Arnie Koppmann gehört. Was will der denn von Ihnen?«
    »Vielleicht arbeitet er für den ›Zerhacker‹.«
    Fahrenbach nickte. »Ich hab mir den Anruf angehört. Kam tatsächlich aus dem Netz. Wir wissen noch nicht genau, woher. War das der Erste dieser Art?«
    Ich hatte über die Antwort auf diese unvermeidliche Frage nachgedacht, als ich gestern Nacht an meiner Harfe saß und wie immer an dem Zweiunddreißigstel-Lauf in Takt dreiundvierzig hängen geblieben war. Das Verschweigen des ersten Anrufs bedeutete Unterdrückung von Beweismaterial. Anderseits belastete sein Inhalt mich wegen der Hilfe für Wolter. Sie würden feststellen können, dass ich bereits gestern von der Internet-Nummer angerufen worden war, aber es war nicht damit zu rechnen, dass sie zu diesem Zeitpunkt schon abgehört hatten.
    »Ich habe gestern einen Anruf erhalten, aber er klang so wirr, dass ich ihm keine Bedeutung zugemessen habe. Ich habe das für einen Dummen-Jungen-Streich gehalten.«
    »Und wieso hat Frau Wolter Sie angerufen?«
    »Das müssen Sie sie schon selbst fragen. Ich habe nicht mit ihr gesprochen.«
    Fahrenbach sah mich traurig an. Mit den zwei Fingern der Rechten, die die Zigarette hielten, massierte er seine Schläfe. »So können wir nicht zusammenarbeiten, Kant. Sie geben immer nur zu, was ich Ihnen nachweisen kann. Sie sollten in die Politik gehen.«
    »Es gibt keinen Grund, beleidigend zu werden, Herr Hauptkommissar.«
    Er blieb ernst und hob mit spitzen Fingern eine Notiz aus dem Ablagekörbchen. »Das habe ich gerade eben von meinem Chef bekommen, der hat es von seinem Chef. Der Herr Oberbürgermeister hat gestern Abend unseren Polizeipräsidenten angerufen mit der Bitte, seinen Freund Professor van Wygan vor den Belästigungen durch einen gewissen Privatdetektiv zu schützen. Der Herr Professor fühle sich bedroht. Was ist das wieder für ein Mist, Kant?« Angewidert ließ er die Notiz vor sich auf den Schreibtisch fallen.
    »Ich habe nicht den Professor belästigt, sondern seine Freundin. Schwarzenbergers Geschäftsführerin.«
    Fahrenbachs Augen verengten sich zu Schlitzen. Einige Sekunden sahen wir uns schweigend an.
    »Van Wygan hat was mit der Toussaint?«, fragte er endlich.
    Ich nickte.
    Seine Finger begannen wieder die rechte Schläfe zu massieren. » Sie mischen sich da nicht ein, Kant«, sagte er endlich, »das habe ich Ihnen schon einmal gesagt. Ich kann meinen Job allein machen, und das sogar ziemlich gut. Lassen Sie van Wygan in Ruhe. Und auch die Frau.«
    »Sie hat mich aber um ein Treffen gebeten. Wollen Sie mir verbieten, hinzugehen?«
    »Natürlich will ich das«, wütend sog er an seiner West und rammte den nur halb gerauchten Rest in den Aschenbecher, »aber wir wissen ja leider beide, dass ich das nicht kann.«
    * * *
    Ich trat aus dem Polizeipräsidium und ärgerte mich, keinen Schirm mitgenommen zu haben. Das eben noch helle Grau des Morgens hatte sich verdunkelt, und dicke Regentropfen explodierten auf dem Pflaster vor dem Haupteingang des Präsidiums.
    Immer noch konnte ich keinen Wagen entdecken, der zu Arnies

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