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Kunstblut (German Edition)

Kunstblut (German Edition)

Titel: Kunstblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schüller
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Ich hatte den Richtigen gefragt: Er hatte eine kluge Antwort gegeben.
    »Du sollst der Letzte gewesen sein, der Egon lebend gesehen hat«, sagte er. »Stimmt das?«
    »Der Letzte hier in Düsseldorf. Er wollte jemanden in Frankfurt treffen.«
    »Wen?«
    »Weiß ich nicht. Er sprach von Freunden.«
    Freddys Miene ließ keine Reaktion erkennen. » Hat er Schwarzenberger erledigt?«
    »Nein. Aber er hatte es vor.«
    »Ha. Unser Egon. Er hatte eine Menge vor in seinem Leben.«
    »Weißt du irgendwas über seine Geschäfte mit Schwarzenberger?«
    »Nein.« Er setzte sich vor und stützte die Ellbogen auf. Seine Hände wirkten jetzt noch riesiger. »Aber dafür gilt das Gleiche wie für Ursula. Ich werde dir nichts sagen, solange ich nicht weiß, ob ich dir trauen kann.«
    »Schon klar, Freddy.«
    »Was mich interessiert: Wer hat ihn erledigt?«
    »Keine Ahnung. Noch nicht.«
    »Sagst du’s mir, wenn du’s weißt?«
    »Kommt ein bisschen drauf an, wer’s war.«
    »Verstehe.«
    »Ruf mich an, wenn du sie gefunden hast oder wenn du irgendwas über Egon oder über Schwarzenberger rausfindest«, sagte ich. »Aber nur unter dieser Nummer.« Ich schrieb ihm meine Handynummer auf einen Bierdeckel.
    Er steckte ihn in die Brusttasche seines Seidenhemdes. »Du hörst von mir, wenn ich mit Ursula gesprochen habe. Falls ich sie finde. Und wenn sie mir sagen sollte, dass du ein Problem für sie bist, dann … hörst du erst recht von mir.«
    »Alles klar, Freddy«, sagte ich.
    Als ich aufstehen wollte, packte er mit der Linken meinen Unterarm und hielt ihn fest.
    »Du wirst es vielleicht lächerlich finden, aber Egon war mein Freund«, sagte er leise.
    »Ich weiß nicht, was daran lächerlich sein sollte«, sagte ich.
    Er nickte. »Ich will, dass du das weißt.«
    »Ich habe verstanden, Freddy.«
    Er ließ mich los, und ich machte mich auf den Weg nach Hause. Die junge Mulattin saß neben einer slawisch wirkenden Kollegin an der Bar. Sie lächelte, als ich ihr zum Abschied zunickte. Auf der Treppe konnte ich ein herzhaftes Gähnen nicht mehr unterdrücken. Die Rückbank des Mercedes schien mir noch bequemer als sonst, und ich schreckte aus einem Traum von Uzis und Seidenstrümpfen, als Herr Kim mich taktvoll vor meiner Haustür weckte.

VIER
    Sechs Stunden Schlaf brauche ich selten, aber in dieser Nacht schlief ich wie ein Stein. Um sieben joggte ich am Rheinufer nach Norden bis zum Lörricker Sporthafen und wieder zurück. Nach der Dusche fühlte ich mich wie neugeboren. Ich frühstückte kurz und versuchte zum wiederholten Male, Friedel Hausmann zu erreichen, aber wie zuvor meldete sich nur sein AB . Ich holte den Quattroporte aus der Tiefgarage und fuhr zum Jürgensplatz.
    Fahrenbach hatte weder gejoggt noch sechs Stunden geschlafen, und falls er sich irgendwie frisch fühlte, war es ihm nicht anzusehen.
    »Drei Tote: der OB , die Toussaint und der Täter. Fünfzig Verletzte, davon acht mit Schusswunden, der Rest mit Rauchvergiftung oder durch die Panik.« Er wollte sich eine Zigarette anzünden, entdeckte aber eine halb gerauchte, die im Aschenbecher vor sich hin qualmte. »Wir haben achtunddreißig Geschosshülsen gefunden, er hatte zwei Magazine, das zweite ist er noch zur Hälfte los geworden. Wir haben tatsächlich Glück gehabt. Die meisten Schüsse hat er auf die Stahlplatte abgefeuert.«
    »Dahinter stand van Wygan«, sagte ich. »Haben Sie den schon interviewt?«
    »Er ist verschwunden. Bei seinen offiziellen Adressen macht keiner die Tür auf. Keiner weiß, wo er steckt. Heute schon Zeitung gelesen?«
    »Hab ich mir gespart.« Ich konnte mir vorstellen, wie die Schlagzeilen aussahen. Fahrenbach zog die BILD aus dem Papierkorb.
    »›Akademie-Massaker: OB tot!‹« las er vor. Resigniert warf er das Blatt zurück an seinen Platz.
    »Swann könnte auch Wolter und Schwarzenberger umgebracht haben«, sagte ich.
    »Schön wär’s. Wir arbeiten dran. Aber …« Er verstummte und sog den letzten Rest Rauch aus dem Stummel zwischen seinen Fingern.
    »Sprechen Sie doch weiter.«
    Er kniff die Augen zusammen, bis sie von den vorgelagerten Fettwülsten fast versteckt wurden.
    »Ich werde den Teufel tun und mich vorzeitig festlegen«, blaffte er. »Nicht mal Ihnen gegenüber. Wieso sind Sie gestern Abend nicht dageblieben, wie ich Ihnen gesagt habe?«
    »Ich muss unter Schock gestanden haben, Herr Hauptkommissar.«
    »Natürlich.« Er winkte ab und fummelte eine Zigarette aus der Packung. »Haben Sie was von Friedel Hausmann

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