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Kunstblut (German Edition)

Kunstblut (German Edition)

Titel: Kunstblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schüller
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ist.«
    »Die Tür flog auf, sie kamen rein, Freddy hat noch versucht, seine Pistole zu ziehen, aber der Mann hat ihm den Arm auf den Rücken gedreht, und dann … und dann haben sie ihn an die Wand gestellt. Und mich haben sie hierher gebracht.«
    »Haben Sie gesehen, wie er getötet wurde?«
    »Gesehen nicht, aber …« Sie schniefte.
    Wieder bog der Wagen ab und beschleunigte, wir schienen auf eine Autobahn aufzufahren. Der Motor dröhnte.
    »Seit wann waren Sie bei Freddy?«, fragte ich.
    »Seit er mich gefunden hat, am Mittwoch.«
    »Er hat Sie noch am Mittwoch gefunden? Wann?«
    »Kurz nachdem ich Sie angerufen hatte. Deswegen konnte ich doch nicht mehr ins ›Mühlhaus‹ kommen.«
    »Sie konnten nicht kommen? Was soll das heißen?«
    »Ich saß im Keller unter Freddys Garage in Lierenfeld, und die Tür war abgeschlossen. Das soll das heißen.«
    Mir war sehr danach, die Stirn zu runzeln, aber es verursachte immer noch Kopfschmerzen, also ließ ich es bleiben. »Freddy hat Sie gefangen gehalten?«
    »Ja, natürlich. Er wollte den Umschlag und den Code. Er hat mich geschlagen und … Wenn diese Männer nicht gekommen wären, hätte er mich …« Sie verstummte.
    »Haben Sie ihm gegeben, was er wollte?«
    »Ja. Am Ende.«
    Der Wagen wurde langsamer und ging in eine Rechtskurve. Ich wurde gegen sie gepresst. Für einen Moment hielt der Wagen, wahrscheinlich an einer Ampel, dann bog er links ab.
    »Woher wusste er, dass Sie den Umschlag hatten?«
    Sie senkte wieder den Kopf und begann zu weinen. »Weil ich es ihm gesagt habe, ich blöde Kuh!«, stieß sie hervor. »Ich dachte doch, er sei unser Freund, meiner und Egons, aber er wollte nur den Umschlag. Ich habe ihn gefragt, ob er mir helfen könnte, und dann …«
    »Wofür stehen die Zahlen auf diesem Blatt? Wer kann was damit anfangen?«
    »Ich weiß es nicht. Es gab zwei Umschläge. Einen braunen, den ich Ihnen gegeben habe, und einen weißen mit dem Code. Egon hat gesagt, es sei besser, wenn ich so wenig wie möglich darüber wüsste; es sei seine Lebensversicherung gegen Yves, und wenn ihm etwas zustoßen sollte, solle ich damit zu Freddy gehen. Er hat wohl nicht damit gerechnet, dass Yves vor ihm stirbt.«
    Erneut bog der Wagen ab. Der Verkehrslärm, der uns umgeben hatte, verschwand.
    »Wie ist Ihr Mann in den Besitz dieser Umschläge gekommen?«
    »Er hat sie von seiner Schwester.«
    »Isabelle Schwarzenberger?«
    »Ja.«
    »Warum hat sie sie ihm gegeben, wenn er sie gegen ihren Mann verwenden konnte?«
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht glaubte sie, es könne einmal nötig sein. Sie tut nie etwas ohne Hintergedanken.«
    Jetzt runzelte ich doch die Stirn. »Was hat Freddy mit den Umschlägen gemacht?«
    »Nichts mehr. Der Japaner hat sie ihm abgenommen.«
    »Auch den Code?«
    »Ja.« Sie zog die Nase hoch. »Er hat mir so wehgetan«, sagte sie tonlos.
    Der Wagen hielt, und die Fahrertür klappte. Sekunden später wurde die Schiebetür geöffnet. Wir stiegen aus und standen auf einem schmalen geteerten Weg. Zu sehen gab es nichts als Rübenäcker und die Dampfschwaden dreier Kraftwerke unter einem nieselgrauen Himmel. Kein Zeichen irgendwelcher Ansiedlung.
    Der Japaner überreichte mir ein Bündel. Es war mein Holster, in dem die Kimber steckte, darauf lagen meine Brieftasche und mein Handy. Er zeigte in die Richtung, aus der wir gekommen waren.
    »Gehen da«, sagte er und verbeugte sich zum Abschied. Dann sprang er in den Transporter und fuhr mit durchdrehenden Reifen davon.
    Mit wenig Hoffnung zog ich die Kimber heraus. Das Magazin fehlte, ebenso wie der Akku des Handys. Immerhin war die Brieftasche noch voll. Ich schnallte das Holster um und steckte die Kimber hinein. Ursula Wolter stand unverändert da, wo sie ausgestiegen war, und starrte zu Boden.
    Ich griff nach ihrer Hand. »Lassen Sie uns gehen«, sagte ich und zog sie hinter mir her. Sie folgte gehorsam.
    Ich atmete tief und pumpte Luft in meine Lungen. Ich musste nachdenken. Während ich marschierte, versuchte ich, die Bruchstücke meiner Informationen in einen erkennbaren Zusammenhang zu bringen. Ferrari-Freddy hatte mich angelogen. Hatte Arnie für ihn gearbeitet? Das schien jetzt nahe liegend. Tokohiro und seine Truppe waren ausschließlich hinter dem Code her, die Listen hatten sie spätestens auf meiner Festplatte gefunden. Die Tatsache, dass man mich freigelassen hatte, bedeutete in Tokohiros Logik, dass er Isabelle Schwarzenberger nicht mehr verdächtigte, obwohl Wolter die Listen von

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