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Kunstblut (German Edition)

Kunstblut (German Edition)

Titel: Kunstblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schüller
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Einschuss in der Säule lag ganz tief, in Höhe der Gelenke der Pedalmechaniken.
    Ich muss die Werkstatt in Maastricht anrufen, dachte ich, aber mein Hirn war nicht mehr so durcheinander, dass es der Idee gefolgt wäre. Isabelle hatte Recht, ich brauchte einen Arzt. Aber mit einer Schusswunde konnte ich nicht zu irgendeinem – ich hatte kein Interesse, Fahrenbach an meinen Problemen teilhaben zu lassen. Ich brauchte einen vertrauenswürdigen Arzt, und ich kannte einen, der so vertrauenswürdig war, wie man für Geld sein konnte. Ich wählte seine Nummer und störte ihn beim Fußball gucken, aber er versprach mir, in einer halben Stunde da zu sein. Isabelle trat in den Raum.
    »Was willst du eigentlich hier?«, fragte ich.
    »Ich habe mir Sorgen gemacht. Zu Recht, wie mir scheint.«
    »Es ist alles okay. Ist nur ein Kratzer.«
    Langsam näherte ich meinen Mund dem ihren, und unsere Lippen streiften einander sanft.
    »Du hast mir nicht alles erzählt«, sagte ich. »Was hatten van Wygan und dein Mann miteinander zu schaffen? Du weißt etwas, das du mir vorenthältst. Das hat mich in eine unangenehme Lage gebracht. Und es könnte wieder passieren.«
    »Ich will nicht über Yves reden«, sagte sie leise. »Und über Lothar auch nicht.«
    Ich zog sie zu mir heran. »Wir haben eine halbe Stunde für uns«, sagte ich und öffnete den Gürtel ihres Trenchcoats. »Lass es mich dir so einfach wie möglich machen.«
    * * *
    Ich wachte schlagartig auf. Im ersten Moment glaubte ich, der Schmerz in meinem Arm hätte mich geweckt, doch wenige Sekunden später hörte ich mein Handy klingeln. Isabelle seufzte ungnädig und zog sich die Daunendecke über den Kopf. Mein Wecker zeigte zwanzig vor drei.
    Ich brummte irgendwas in das Gerät.
    »Kant San, ich muss Sie sprechen. Sofort.«
    »Dann sprechen Sie.«
    »Nein. Sie müssen herkommen. Bitte! Schnell!«
    »Was wollen Sie?«
    »Ich kann Ihnen das am Telefon nicht erklären, aber es ist verzweifelt wichtig. Ich brauche Ihre Hilfe, Kant San. Ich bitte Sie: Kommen Sie. So schnell es geht!«
    Ich warf einen Blick auf Isabelles Rücken, sie rührte sich nicht. »Na gut. Wo sind Sie?«
    »In Lörrick, auf dem Parkplatz am Strandbad. Kennen Sie den?«
    Er klang erleichtert, als ich versprach, in zehn Minuten da zu sein.
    Es wurde knapp, aber ich schaffte es. Bei der Geschwindigkeit, mit der ich über die Lütticher Straße fuhr, konnte ich sicher sein, nicht verfolgt zu werden.
    Der Parkplatz lag leer und finster unter den riesigen Kastanien. Als ich unter der Höhenbegrenzung hindurchrollte, blinkte weit hinten einmal ein Fernlicht auf. Ich lud die Kimber durch und entsicherte, bevor ich über den holprigen Kopfsteinweg darauf zufuhr.
    Der Lexus stand am hinteren Rand des Parkplatzes neben einer baufällig wirkenden kleinen Hütte. Als ich daneben anhielt, schaltete Tokohiro die Innenbeleuchtung der Limousine an und winkte mich zu sich. Ich stieg in den Wagen, die Pistole in der Rechten.
    »Die werden Sie nicht brauchen«, sagte er. Er saß auf dem Fahrersitz und hielt einen schmalen, hellbraunen Aktenkoffer fest, der vor ihm auf seinen Knien stand.
    »So etwas entscheide ich am liebsten hinterher.«
    »Natürlich. Ich danke Ihnen, dass Sie gekommen sind.« Sein Lächeln wirkte gequält.
    »Allein die Neugier hat mich her getrieben.«
    »Zu irgendeinem Entgegenkommen haben Sie ja auch keinerlei Anlass. Und das tut mir Leid. Ich möchte mich bei Ihnen entschuldigen.«
    »Für unsere professionellen Probleme, wie Sie es nannten?«
    »Ja. Aber auch dafür, dass ich Ihnen nicht immer die Wahrheit gesagt habe, Kant San.«
    »Das habe ich auch keinesfalls erwartet.«
    »Streng genommen habe ich Ihnen nie die Wahrheit gesagt.«
    »Auch nicht über das Mädchen? Über Yoko?«
    »Die ausgenommen. Sie ist wirklich meine Enkelin. Aber was ich Ihnen über meine Arbeit erzählt habe und was ich versucht habe, Sie glauben zu machen …« Er hustete vorsichtig.
    »Sie sind also kein Privatdetektiv?«
    »Haben Sie mir wenigstens das geglaubt?« Er wandte mir den Kopf zu. Er war blass, aber in seinen Augen leuchtete kurz ein schelmisches Blitzen auf.
    »Ich habe zumindest geglaubt, dass Sie über eine große Organisation verfügen.«
    »Ich habe das alles nur für mich selbst getan. Und ich hatte nur drei Mann«, sagte er.
    »Hatte?«
    »Ja. Zwei sind tot.« Wieder hustete er. »Wir sind in eine Falle gelaufen. Ich habe geglaubt, er arbeite allein, aber er muss einen Partner haben.«
    »Wer? Van

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