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Kunstblut (German Edition)

Kunstblut (German Edition)

Titel: Kunstblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schüller
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»aber ich freue mich wirklich, dich zu sehen.«
    »Kant? Was machst du denn hier?« Nur seine Augen bewegten sich, sein Kopf lehnte unverändert an der Betonwand des Kellerflurs.
    »Aufstehen, Hände an die Wand, Füße auseinander«, sagte ich und trat drei Schritte zurück.
    Etwas steif kam er auf die Beine und tat, was ich ihm befohlen hatte – vorsichtig, wie es sein linker Arm zuließ. Ich tastete ihn ab und zog ein Springmesser aus seiner Gesäßtasche.
    »Seit wann arbeitest du für Tokohiro?«
    »Von wem redest du?« Er drehte den Kopf.
    »Von deinem Chef, du Leuchte. Dem Japaner.«
    »Mein Chef heißt Tanaka.«
    »Mitte sechzig, Schnäuzer, trägt meist Tweed?«
    »Genau der.«
    Tokohiro schien zu Lebzeiten tatsächlich viel gelogen zu haben. »Also seit wann arbeitest du für ihn?«
    »Seit drei Wochen. Guter Job. Hart, komisches Essen, aber er zahlt anständig.«
    »Nicht mehr.«
    »Was soll das heißen?« Er drückte sich von der Wand ab.
    Ich hob die Kimber. »Das habe ich dir nicht erlaubt, Arnie.«
    Mit einem Seufzer ließ er sich wieder gegen die Wand sinken.
    »Deinen Chef und deine japanischen Kollegen hat’s erwischt.«
    »Erwischt? Wer war das?«
    »Das wüsste ich auch gern. Auf jeden Fall bist du arbeitslos. Ich an deiner Stelle würde über einen schönen, langen Urlaub nachdenken, Arnie.«
    Wütend schlug er mit der rechten Faust gegen die Betonwand.
    »Wäre ja auch zu schön gewesen. Musste wohl so kommen, lief einfach alles zu glatt in letzter Zeit.«
    »Hast du mich niedergeschlagen, in Friedels Wohnung?«
    »Was sollte ich denn machen? Mich von dir da erwischen lassen? Was tauchst du auch da auf? Der Chef war echt sauer. Du hast uns eine Menge Ärger gemacht.«
    »Ich hörte bereits davon. Warst du auch dabei, als Ferrari-Freddy umgelegt wurde?«
    Er zog die Nase hoch. »Ja. Verdammte Scheiße, das war nicht nötig.«
    »Was ist da passiert?«
    »Es war im Keller unter Freddys Garage in Lierenfeld. Der Japaner sagte, wahrscheinlich sei er da drin. Sie haben das Schloss geknackt – der eine, der Jüngere, hat schwer was drauf in der Richtung – und da saß Freddy mit der Alten von Egon Wolter. Freddys Wumme lag vor ihm auf dem Tisch, aber er hat sofort die Arme gehoben, als er uns gesehen hat. Er war schließlich kein Idiot. Ich bin vorneweg die Treppe runter, ohne ihn aus den Augen zu lassen, so wie’s sich gehört. Da hat Wolters Alte auf einmal angefangen zu flennen. ›Endlich! Helft mir! Ich habe solche Angst gehabt! Dieses Schwein!‹ und so weiter. Ich sag noch zu ihr, jetzt beruhig dich mal, Alte; da greift sie sich Freddys Knarre vom Tisch und pustet ihn weg. Einfach so. Bäng! ›Er hat mir so wehgetan!‹, kreischt sie. Ich hab ihr noch eine gelangt, aber da war es schon passiert. Und dann klappt sie zusammen. War nur noch am Flennen, bis wir sie hier hatten. Die Japsen waren wirklich stinkesauer. War ja auch echt nicht nötig, die Scheiße – aber ich konnte nun wirklich nichts dafür. Ich hatte nie Probleme mit Freddy. Tut mir echt leid für ihn. Dumm gelaufen. Aber was macht er auch da unten mit der Wolter?«
    »Ja, was macht er?«
    »Keine Ahnung. Jo … darf ich mich jetzt umdrehen?«
    »Nein.«
    »Na schön. Jo, ich weiß nicht genau, was hier abläuft. Ich krieg ‘n Auftrag und mach das. Es geht um irgendwas Großes, aber was das ist, weiß nur Tanaka.«
    »Auf wen du hier aufpasst, weißt du aber schon, Arnie?«
    »Ja klar. Das ist dieser beschmierte Kunst-Heini, auf den der Irre geschossen hat.« Er sah zu der Stahltür, hinter der man auch mich untergebracht hatte. Plötzlich flüsterte er nur noch. »Der darf mich nicht sehen. Er könnte mich wiedererkennen. Wahrscheinlich hört er jedes Wort, das wir hier reden.«
    »Was ist eigentlich mit deinen Gorillas?«
    »Die beiden wissen nichts. Sie kennen nicht mal Tanaka. Die tun, was ich ihnen sage, wenn es nicht zu kompliziert ist, sonst nichts. Die Japaner wollten sie nicht dabei haben. Ich glaube, sie waren ihnen nicht helle genug.«
    Das klang einleuchtend. Ich ging rückwärts zu der anderen Stahltür und öffnete sie. »Du gehst jetzt hier rein, Arnie.«
    »Lass mich doch einfach laufen, Jo. Ich mach dir keinen Ärger.«
    »Ich habe keine Ahnung, was für Waffen du oben oder in deinem Auto hast. Deshalb ist es mir lieber zu wissen, wo du bist.«
    Widerwillig drehte er sich um und verschwand in dem Raum. Ich sperrte ihn ein, dann öffnete ich die andere Tür und betrat die Zelle mit gehobener Waffe. Van Wygan

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