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Kunstgriff

Kunstgriff

Titel: Kunstgriff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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verließ das Lokal. Zurück im Wagen, spürte er den knurrenden Magen. Während er die trockenen Kekse knabberte, stellte er sich Milano vor, der sich genüsslich über die zweite Portion Gyros hermachte und dazu das kühle Bier durch die Kehle rinnen ließ.
    Das Leben machte es einem Beamten schwer, korrekt zu bleiben.

6
    Mittwoch, der 11. Juni
     
    Rätselhafter Mord beim Jagdschloss
     
    Wiesbaden. Eine grausige Entdeckung machte eine Reiterin am gestrigen Morgen nur wenige Schritte vom Jagdschloss Platte entfernt. Ein Toter lag im Gebüsch am Rand eines Parkplatzes. Der Mann wurde inzwischen als der Lebensmitteltechniker Peter M. aus Wiesbaden identifiziert. Sein Tod gibt der Polizei Rätsel auf. Inzwischen steht fest, dass Peter M. von einem Jagdpfeil getötet wurde …
     
    Von einem Jagdpfeil ermordet? Ungläubig ließ Norma die Seite sinken. Wie jeden Morgen hatte sie sich aus der Bäckerei gegenüber zwei Croissants geholt, um im Büro zu frühstücken, und dazu die Wiesbadener Zeitung mitgenommen. Eine kurze Meldung über den Toten im Wald stand auf der Titelseite, der Hauptartikel folgte auf der dritten Seite. Im Gehen überflog sie den Text. Als hätte er nur darauf gewartet, schnellte Leopold unter einem Auto hervor und strich ihr beim Aufschließen maunzend um die Beine, um danach das Büro zu erobern. Nach einem kurzen Kontrollgang sprang er auf den Besucherstuhl. Dort verharrte er wie die Sphinx und verfolgte Normas Tun mit kaltem Blick.
    Sie legte die Zeitung auf den Schreibtisch und las den Artikel in Ruhe ein zweites Mal. ›Geht im Taunus ein unheimlicher Bogenschütze um?‹, lautete die Frage im nebenstehenden Kommentar. Sie bückte sich zum Papierkorb hinunter und fischte die Visitenkarte heraus. War Peter Metten gleich Peter M.? Hatte Reisinger die Nerven verloren?
    Ein Anruf könnte ihr auf die Sprünge helfen. Milano oder Wolfert?, überlegte sie. Zu ihrer Zeit im Polizeidienst war sie mit beiden gut ausgekommen, bis sie während der Verwicklungen um Arthurs Tod selbst unter Mordverdacht geriet. Es waren demütigende Erfahrungen, die in die Beziehungen zu Dirk und Luigi tiefe Kerben geschlagen hatten, die sich erst glätteten, als sie im vergangenen Frühjahr auf die gegenseitige Unterstützung angewiesen waren. Milano und Wolfert beteiligten sich an der Suche nach Marika Inken, und dafür war Norma dankbar. Das Vertrauensverhältnis jedoch hatte seine Unbekümmertheit verloren.
    Sie ging davon aus, dass beide Kommissare der Sonderkommission ›Bogenschütze‹ zugeteilt waren, die der Kurier erwähnte. Ihre jeweiligen Eigenheiten machten die Zusammenarbeit nicht unbedingt leicht. Trotzdem würde kein Kollege auf Wolferts analytische Begabung und Milanos Jagdinstinkt verzichten wollen. Milano trug eine Ruppigkeit vor sich her, die für seine Umgebung oft unangenehm war. Wolfert, der Pfennigfuchser, neigte dazu, es in manchen Dingen allzu genau zu nehmen. Dafür war er der weitaus höflichere Gesprächspartner am Telefon. Sie wählte seine Dienstnummer.
    Er zeigte sich überrascht und zugleich erfreut. »Norma, lange nichts von dir gehört! Leider habe ich wenig Zeit.«
    »Der Bogenschütze, ich weiß. Deswegen rufe ich an!«
    »Wenn du Informationen willst, darf ich leider nicht …«
    Typisch Wolfert: Diese ständige Sorge, man wollte ihm sein Wissen entlocken. »Dirk, nur eine harmlose Auskunft. Steht das M für Metten?«
    Er stutzte. »Du kanntest Peter Metten?«
    »Nicht persönlich. Vor zwei Wochen war ein Mann namens Ralf Reisinger bei mir. Mettens Kollege. Er behauptete, dass Metten auf größerem Fuß lebe, als er sich leisten könne, und wollte ihn deswegen drankriegen. Als Rache dafür, dass seine Frau ihn wegen Metten verlassen hat. Er war ziemlich aufgebracht.«
    »Danke für den Tipp, Norma. Reisinger haben wir uns bereits vorgenommen.«
    Wie immer ließ er sich alles aus der Nase ziehen. »Könnt ihr ihm etwas nachweisen?«
    »Hast du Reisingers Auftrag angenommen?«
    »Keine Sorge, Dirk. Er ist nicht mein Klient. Du darfst frei reden.«
    Zögernd erklärte er: »Reisinger hat ein Motiv, wie dir bekannt ist, streitet den Mord aber ab.«
    »Wie sieht es mit einem Alibi aus?«
    »Angeblich war er bei Verwandten.«
    Geduld, Norma, ermahnte sie sich still. »Wird seine Angabe von der Verwandtschaft bestätigt?«
    »Das ist im Augenblick nicht möglich.«
    »Warum denn nicht?«
    »Das Ehepaar hatte auf dem Weg zum Flughafen einen Autounfall. Das Taxi war an einer

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