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Kunstgriff

Kunstgriff

Titel: Kunstgriff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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inzwischen?«
    Es würde leichter, wenn er sie für eine launische Zicke hielt! »Ich habe wenig Zeit.«
    »Warum bist du überhaupt gekommen?«
    »Weil ich etwas klarstellen möchte.«
    Er schluckte die Antwort herunter. Das Mädchen war an den Tisch herangetreten und erkundigte sich nach den Wünschen. Er wartete, bis sie gegangen war, bevor er sagte: »Das trifft sich gut. Damit haben wir wenigstens etwas gemeinsam.«
    Jetzt war er auch noch sauer! »Dann mal los!«, verlangte sie forsch.
    »Ladies first!«
    Feigling. Sie holte Luft. »Nur so viel, Eiko. Wir haben beide Ehen hinter uns, die nicht unbedingt glücklich waren. Das prägt. Außerdem bin ich viel beschäftigt, und deswegen möchte ich nicht …« Sie brach ab und sah in sein verschmitztes Gesicht. »Was ist daran so witzig?«
    »Deine Art, dich um die Wahrheit herumzuwinden! Darum geht es überhaupt nicht.«
    Sie lehnte sich wachsam zurück. »Sondern?«
    Er verschränkte die Arme. »Du denkst, ich wüsste Dinge über dich, die ich nicht wissen sollte. Da irrst du dich. Egal, was zwischen ihm und dir passiert ist: Ich wollte nichts davon wissen, und ich weiß nichts darüber.«
    »Ihr habt nicht über mich gesprochen?«
    »Er ist ein Mörder, Norma. Jedoch auf seine Art … anständig. Er hält viel zu viel von dir, als dich zu verunglimpfen. Du hast ihm vertraut. Ist es das, was du dir nicht verzeihen kannst? Dass die Ex-Kommissarin und Privatdetektivin, die es doch von Berufs wegen besser wissen müsste, ausgerechnet einem Mörder auf den Leim gegangen ist? Das ist kein Versagen, Norma, das ist zutiefst menschlich. Gehe ein bisschen großzügiger mit dir selbst um.«
    Sie schaute auf den Tisch, damit er ihr verlegenes Gesicht nicht sah. So deutlich sprach nicht einmal Lutz mit ihr. Seine Worte trafen ins Schwarze. Es ging um Vertrauen – genauer, um enttäuschtes Vertrauen. Mit Arthur hatte sie sich sicher gefühlt, bis er sie in Kolumbien verriet. Danach war sie auf einen Lügner hereingefallen. Sie konnte sich die eigene Naivität und Gutgläubigkeit nicht verzeihen. Das war es, was ihr am meisten zu schaffen machte.
    »Was mich betrifft, Norma, hinter mir liegt eine Scheidung, bei der meine Ex-Frau und mein ehemaliger Schwiegervater alle Geschütze aufgefahren haben. Was einem so passieren kann, wenn man in eine einflussreiche Kanzlei einheiratet und sich nicht anpassen will. Was ich damit sagen möchte: Ich habe es bestimmt nicht eilig mit einer neuen Beziehung.« Er öffnete die Arme und legte die Hände flach auf die Tischplatte. »Freundschaft wäre schön.«
    Sie hob den Kopf. »Du spielst mit offenen Karten.«
    Er schmunzelte. »Mein schlimmster Fehler! Siehe Ablauf der Scheidung. Was ist deine größte Schwäche? Abgesehen davon, dass du gern auf Verbrecher hereinfällst?«
    Sie erwiderte das Lächeln zaghaft. »Finde es heraus!«
    Das Mädchen trug den Duft frisch gerösteter Kaffeebohnen mit sich, als sie die Getränke brachte und einen Blick in den regengrauen Himmel warf. »Möchten Sie nicht hineingehen?«
    Bislang war es trocken, und Norma wollte im Freien bleiben, damit sie ungestört reden konnten. Das war auch Eiko lieber. Er schloss sich an, als sie ein Baguette bestellte.
    Sie probierte den Milchkaffee. »Der Film gestern kam wie gerufen.«
    Er lobte den Kaffee, den er – ganz nach Lutz’ Geschmack – schwarz und unverfälscht trank, bevor er sagte: »Freut mich! Darf ich erfahren, wieso?«
    »Er hat mich auf eine Idee gebracht!«
    Als Ninas Anwalt kannte er die Akten und war mit den internen Details vertraut. Er hörte ihr bis zum Ende zu, ohne sie zu unterbrechen. »Klingt gewagt, aber denkbar. Du meinst also, die jeweiligen Alibis sind sorgfältig eingefädelt?«
    »Reisinger traf für den Morgen, an dem sein Widersacher Metten starb, eine Verabredung mit der Verwandtschaft, einem pensionierten Lehrerpaar mit tadellosem Ruf. Dass sie auf der Fahrt zum Flughafen in einen Unfall verwickelt wurden und beinahe ums Leben gekommen wären, konnte er schließlich nicht vorhersehen. Und was macht Daniel? Er lädt die Kollegen ein und versorgt Sabine mit genügend Rioja, sodass sie nicht heimfahren und am nächsten Morgen, an dem Rico sterben muss, seine Anwesenheit bestätigen kann.«
    »Gemessen an den frühen Morgenstunden wären es tatsächlich äußerst günstige Zufälle für beide Verdächtige.«
    Eine Lücke musste sie allerdings einräumen. »Was mir bislang fehlt, ist eine Verbindung zwischen Daniel und Reisinger. Sie

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