Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kunstgriff

Kunstgriff

Titel: Kunstgriff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
Vom Netzwerk:
müssen sich gut kennen, um eine so teuflische Verabredung zu treffen.«
    In dem Punkt könne er ihr aushelfen, meinte Eiko gelassen.
    »Inwiefern?«, fragte sie gespannt.
    Er lächelte zufrieden. »Sie kennen sich von früher. Beide trainierten zusammen im Bogenschützenverein. Nur, dass Reisinger bald lieber mit Kugeln auf lebendes Wild anstatt mit Pfeilen auf Scheiben schießen wollte.«
    Sie starrte ihn verblüfft an. »Du machst dir einen Spaß mit mir!«
    Er hob abwehrend die Hände. »Nichts liegt mir ferner, als eine Privatdetektivin auf den Arm zu nehmen. Die Sache ist wahr!«
    »Woher weißt du das?«
    »Das sollte ich besser nicht erzählen.«
    »Willst du damit andeuten«, fragte sie verblüfft, »du warst auch Mitglied in diesem Verein?«
    »Daniel habe ich bewundert. Seine Präzision. Ein Schuss saß wie der andere. Ralf zielte auch nicht schlecht, aber es mangelte ihm oftmals an der Konzentration.«
    »Du hast kein Wort darüber verloren, dass du Reisinger und Daniel von früher kennst!«
    Er lächelte treuherzig. »Weil es völlig nebensächlich ist. Die beiden schossen in einer anderen Welt und haben mich überhaupt nicht zur Kenntnis genommen.«
    »Warst du so schlecht?«
    »Noch schlechter! Es war frustrierend, und ich habe den Sport bald aufgegeben. Das ist viele Jahre her, und heute würde ich aus zehn Metern Entfernung keinen Strohsack treffen.«
    »Das behauptest du, damit ich dich nicht verdächtige«, sagte sie mit halb vorgetäuschter und halb echter Verärgerung.
    »Glaube mir, es hat keine Bedeutung. Eine andere Frage: Was ist mit dieser Pfeilspitze?Aus den Akten geht hervor, dass sie direkt aus den USA stammt.«
    Das würde keinesfalls gegen ihre Theorie sprechen, erklärte Norma zufrieden. »Ganz im Gegenteil! Daniel war erst kürzlich in den Staaten, um einen Jungen nach Hause zu holen, wie er mir selbst erzählt hat. Und Reisinger hat dort im Urlaub gejagt, wie ich von Wolfert weiß.«
    Eiko warf ihr einen nachdenklichen Blick zu. Dann schaute er auf die Uhr. »Ich muss los. Ein Mandant erwartet mich. Was machst du?«
    Sie sah zum Eingang hinüber. »Ich hatte gehofft, Milano und Wolfert hier zu treffen. Nun muss ich wohl einen Besuch im Kommissariat machen.«
    Sie verließen das Café und trennten sich auf dem Mauritiusplatz. Wann sie sich wiedersehen?, wollte Ehlers zum Abschied wissen – obwohl ihm doch so gar nichts an einer Beziehung lag. Norma versprach sich zu melden.
    Sie hatte eine entmutigend präzise Vorstellung, wie die ehemaligen Kollegen auf ihre Hypothese von den Über-Kreuz-Morden reagieren könnten. Wolfert würde den schmalen Schädel neigen und seiner Skepsis durch Schweigen Ausdruck verleihen, während sein fülliger Kumpan nicht abwarten könnte, die Theorie in Bausch und Bogen niederzumachen. Kaum wäre sie aus dem Zimmer, würden sie sich zusammensetzen und die Fakten untersuchen. Letzteres konnte sie nicht nachprüfen, mit allem anderen lag sie goldrichtig. Wie der Bilderdiebstahl dazu passe?, lautete einer der Einwände.
    Missgelaunt ließ sich Milano zum Schluss die Information entlocken, dass sich auf dem Papier mit der Botschaft keine Fingerabdrücke oder sonstige verwertbare Spuren finden ließen. Dafür stand inzwischen eindeutig fest, dass tatsächlich Rico in Mettens Wohnung eingebrochen war. Der DNA-Vergleich war endlich abgeschlossen.
    Als sie am späten Nachmittag nach Hause kam, lag ein Umschlag im Briefkasten. Unfrankiert und dieses Mal mit ›Norma Tann‹ beschriftet. Das gleiche Papier, der bekannte verschnörkelte Schrifttyp, und links neben den Zeilen der vertraute blaue Balken:
     
    ›Die blauen Berge:
    Großer Weg – Abend
    Landschaft mit rotem Haus.
    Schweigendes Rot!
    Nikita‹
     
    Wer um alles in der Welt bist du, Nikita?

32
    Leopold versuchte, ihr ein Bein zu stellen, als sie in aller Eile die Bürotür aufschloss. Sie schob den Kater mit dem Fuß beiseite und überflog am Schreibtisch die Liste mit den Titeln, die sie sich im Museum notiert hatte. Die blauen Berge, Großer Weg – Abend, Landschaft mit rotem Haus, Nikita: Diese vier Zeilen entsprachen Bildernamen aus der Sammlung. Der Bindestrich in ›Großer Weg – Abend‹ gehörte zum Titel. Anderes war hinzugefügt, wie der Doppelpunkt hinter den ›Blauen Bergen‹. Und natürlich das ›Schweigende Rot‹ mit einem Ausrufezeichen dahinter. Der kurze Text erschien ihr wie eine Wegbeschreibung. Sollte das ein Hinweis darauf sein, wo Undines Gemälde zu finden war?
    Ihr

Weitere Kostenlose Bücher