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Kunstgriff

Kunstgriff

Titel: Kunstgriff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Entdeckungsreise mit wachsendem Argwohn. Norma wünschte ihr einen schönen Tag und verließ die Ausstellung. Ihre Vermutung hatte sich bestätigt, doch die Genugtuung wich rasch der Ernüchterung. Nun wusste sie zwar, woraus sich die Zeilen zusammensetzten, aber welcher Sinn sich dahinter verbergen mochte, blieb rätselhaft und ebenso geheimnisvoll wie der Verfasser der Zeilen. Sie durchquerte das Foyer und suchte sich einen Platz im Museumscafé, das sich bezeichnenderweise ›Café Jawlensky‹ nannte und dessen kraftvolle Farbgebung spielerisch mit den Werken des Künstlers zu konkurrieren schien. Die in tiefes Rot getauchten Wände erinnerten sie an Undines ›Schweigendes Rot‹ und versetzten ihr unverzüglich einen mahnenden Stich. Hatten sie die neuen Erkenntnisse dem Bild näher gebracht? Vielleicht verhalf ihr ein Milchkaffee zur Inspiration. Außerdem wartete Lutz auf eine Nachricht. Sie erreichte ihn im Büro.
    »Volltreffer, Lutz! Der Vers setzt sich tatsächlich aus Jawlensky-Titeln zusammen. Und die Warnung für Nina bezieht sich nicht auf das Theaterstück. Bestimmt ist das Jawlensky-Bild gemeint.«
    »Was macht dich so sicher?«
    »Der Blumenstrauß, der dabei lag: Rosa Chrysanthemen.«
    »Eines wundert mich. Undine hätte die Titel sofort erkennen müssen.«
    »Sie weiß nichts davon. Ich habe ihr nichts von diesem seltsamen Brief erzählt.«
    »Lass mich raten. Wegen Regert?«
    »Ich traue ihm nicht, Lutz. Je weniger er weiß, desto besser. Er weicht nicht von ihrer Seite. «
    »Wem sagst du das«, knurrte er. »Hoffentlich hat sie ihn bald über!«
    »Du würdest ihr verzeihen?«
    Er seufzte. »Auf Dauer kann ich ihr einfach nichts übel nehmen.«
    »Lutz, du bist ein …«
    »Ein Schaf, ich weiß. Eine Frage noch, Norma. Wer, glaubst du, hat dir die Nachricht geschickt?«
    »Ein Mitwisser? Oder womöglich der Mörder persönlich.«
    »Warum sollte er das tun?«
    Zwei Damen näherten sich dem Nachbartisch. Rundliche Finger langten nach der Speisekarte.
    Norma senkte die Stimme. »Um mir einen Hinweis auf Jawlensky zu geben, nehme ich an. Aus welchem Grund? Keine Ahnung.«
    »Sei vorsichtig, Norma«, bat er zum Abschied.
    Die Damen nahmen nebenan Platz und gaben der Bedienung ihre Wünsche bekannt. Norma nutzte die Gelegenheit, dem Milchkaffee einen Cappuccino folgen zu lassen. Nachdem ein Teil des Gedichträtsels gelöst war, eroberte sich eine Problemstellung Raum in ihrem Kopf, die sich nicht fassen lassen wollte und mit einer Frage zusammenhing, die sie im Schlaf beschäftigt hatte. Sie wusste nur, es hing mit einem Detail zusammen, das Eiko nach dem Kinobesuch erwähnt hatte.
    Die Stimmen der Tischnachbarinnen drangen an ihr Ohr. »Mir gefällt am besten die ›Dame mit Fächer‹. Jawlenskys Meisterwerk, wenn du mich fragst.«
    Ihre Begleiterin stimmte entzückt zu. Mitten hinein brummte Normas Handy neben der Kaffeetasse. Ehlers. Unwillig betrachtete sie das Display. Wartete darauf, dass er aufgab. Zugegeben, es war ein netter Abend. Mehr als das. Ein angenehmer Abend. Ziemlich angenehm sogar. Nach der Vorstellung waren sie in einer Weinstube gelandet. Solange sie nicht an den Prozess dachte, fühlte sie sich wohl in seiner Gesellschaft. Er war gebildet, ironisch und charmant. Sie sprachen über den Film, amüsierten sich über die altmodische Bearbeitung des Stoffs, bis sie sich bei der Vorstellung ertappte, was Lutz von Ehlers halten mochte. Er kannte ihn ausschließlich in der Rolle des Verteidigers vor Gericht. Auf der Stelle überfiel sie die Erinnerung an die Tage der Verhandlung. Der Mörder mit undurchdringlicher Miene, und an seiner Seite Ehlers, der sich fragend herüberbeugt, ganz um das Wohl des Angeklagten besorgt. Er konnte nicht ahnen, warum sie ohne Ankündigung aufsprang, das frisch georderte Weinglas stehen ließ und wortlos flüchtete.
    Eine der Damen blickte sich um. »Ihr Telefon!«
    »Entschuldigung!« Norma nahm den Apparat auf. »Eiko?«
    »Was sollte das gestern, Norma?« Er klang gleichermaßen unsicher und verärgert. »Habe ich etwas Falsches gesagt? Dich gekränkt, ohne es zu wollen?«
    »Nein, Eiko. Ich …«
    Die beiden Damen verstummten und schauten Anteil nehmend herüber.
    Norma wandte den Kopf ab. »Eiko, ich kann hier nicht reden.«
    »Nun gut, ich bin bis 12.30 Uhr im Gericht. Können wir uns anschließend treffen?«
    »Eigentlich wollte ich …«
    »Wie du meinst. Also dann, mach’s gut!«
    »Warte, Eiko! Einverstanden. Wohin gehen wir?«
    »Sag

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