Kunstraub im Städel
zusammengezimmerte Vogelscheuche.
Herr Schweitzer war von der Sorte Mensch, die, wenn sie sich schon mal auf Arbeit einließ, was eher selten der Fall war, diese dann aber richtig und am Rande der Professionalität verrichtete. So vergaß er die Stunden, während er über seiner Zeichnung und dem letzten Feinschliff brütete.
Dann hielt er die Zeit für einen Prototypen gekommen. Von Jupp lieh er sich das nach seiner Ansicht notwendige Werkzeug, Holz von Paletten und Weinkisten sowie ausrangierte, teilweise schon verrostete Metallhaken.
Bereits nach einer Stunde inniger Sägerei und lautstarken Hämmerns hatte er sich mehrere Schnittwunden und einen blauen Daumen eingehandelt. Doch Herr Schweitzer war so sehr in sein Tun vertieft, dass er solcherlei Kollateralschäden kaum spürte.
Und er hatte Marlon Smid nicht kommen hören. „Lass mich raten: ein Katapult, um Pferdeäpfel in den Garten des Nachbarn zu feuern?“
Obwohl Herr Schweitzer über die aus dem Nichts auftauchende Stimme sehr erschrocken war, ließ er sich kaum etwas anmerken: „Nein.“
„Dann vielleicht ein Foucault’sches Pendel für frühreife Erstklässler?“
„Nein, Marlon, völlig falsch. Das wird ein Hängemattenbeistelltisch.“
„Ein Hängematten-was?“
„Beistelltisch. So ein Ding, wo alles, was der Mensch so braucht, in Reichweite ist, ohne dass du dich wie ein Akrobat verrenken musst. Deinen Body musst du dann nur noch zum Pinkeln aus der Hängematte bewegen. Ansonsten kannst du Stunde um Stunde darin verbringen. Wundert mich, dass es so etwas noch nicht zu kaufen gibt.“
„Genial“, sparte Marlon Smid nicht mit Lob.
„Ja, ich weiß. Was mir aber zu schaffen macht ist, das Ding muss in der Höhe verstellbar sein.“
„Klar. So Hängematten hängen ja verschieden hoch.“
Nun erst wurde Herrn Schweitzer gewahr, dass Marlon nicht ohne Grund auf der Bildfläche aufgetaucht war. Sie waren verabredet. Nur ungern trennte er sich von seiner gegenwärtigen Arbeit. „Ach ja, gestern. Bin wohl doch eingepennt.“
„Vergiss es. Willst du denn gar nicht wissen, was im Schuppen Nummer 9 los war, letzte Nacht?“
„Logo. Aber ich denke, die Gemälde waren nicht da. Dafür aber verräterisches Werkzeug zum Tunnelbau.“
„Exakt“, sagte Marlon Smid, der heute halbwegs wie ein Mensch und nicht wie ein Kakadu gekleidet war. Grauschwarze Stoffhose, weißes Hemd. Lediglich der Schlips mit einem breit grinsenden, Baseballschläger schwingenden Snoopy minderte die Seriosität des Gesamteindrucks. „Aber …“ Der Meisterdetektiv räusperte sich eindrucksvoll, um zu signalisieren, dass jetzt gleich der Hammer kommt: „Es ist nicht auszuschließen, ja, ich persönlich gehe sogar davon aus, dass die Gauner hier noch mal auftauchen.“
Da war Herr Schweitzer aber gänzlich anderer Meinung: „Wieso denn das? Das wäre doch Quatsch. Mit so einer wertvollen Fracht im Gepäck wechselt man doch eher die Verstecke, anstatt sich noch einmal an alter Wirkungsstätte blicken zu lassen. Erzähl mir lieber was von der Lösegeldforderung.“
„Gemach, gemach. Wollen wir nicht lieber vorher einen rauchen, bevor ich dir meine These darlege?“ Und schon hatte Smid Zigarettenpapier, Tabak und ein Klümpchen hervorgeholt.
Gemeinhin war Herr Schweitzer ja kein Kostverächter, dennoch lehnte er ab: „Ach, nee. Später vielleicht. Jetzt babbel schon.“
„Wart’s ab“, vertröstete Smid und begann mit dem Bau seines Zigarettchens.
Herr Schweitzer schwieg und schaute Marlons flinken Fingern zu.
„Also, pass uff“, begann Smid kurz darauf, zündete sich quasi zeremoniell seinen Joint an und fuhr fort: „Da drinnen liegt Verpackungsmaterial rum.“ Er deutete in Richtung der Schuppen. „Holzlatten, Kartons, Packpapier, Klebeband und so was halt. Und jetzt pass uff …“
„Das sagtest du bereits. Ich pass ja uff“, bemerkte Herr Schweitzer leicht gereizt, denn er wurde das Gefühl nicht los, hier wurde um den heißen Brei herumgeredet.
Marlon Smid imitierte inzwischen den üblichen lässigen Gestus von TV-Detektiven. Joint zwischen Mittel- und Zeigefinger geklemmt und den Rauchwolken nachschauen, als wären sie von einer dicken, fetten und teuren Zigarre generiert worden. „Tja, klar, so teure Gemälde müssen natürlich fachgerecht transportiert werden.“
„Logo. Sag ich doch. Die kreuzen hier nie im Leben noch mal auf“, stimmte Herr Schweitzer zu.
„Ja, ja. Aber der gute alte Marlon ist ja nicht umsonst besser als die
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