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Kunstraub im Städel

Kunstraub im Städel

Titel: Kunstraub im Städel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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Zwischendurch-Erfrischungsgetränk hereingeschneit.
    Kaum dass Odilo Sanchez seinen Wein vor sich hatte, bat er um Aufmerksamkeit. Allgemein erwartete man den neusten Tratsch aus dem nahegelegenen Polizeirevier. Doch es kam anders. Odilo: „Kommt ein Mann, der sich vor ein paar Tagen einer kompletten Untersuchung seines Gesundheitszustands unterzogen hatte, zum Arzt, der gleichzeitig ein alter Kumpel von ihm ist. Der Arzt bittet ihn sofort, als er ihn sieht, ins Sprechzimmer. ‚Du, Klaus, ich hab ne gute und ne schlechte Nachricht, was willst du zuerst hören?‘ ‚Die Schlechte.‘ ‚Na gut, schau her, deine Röntgenbilder. Du siehst: alles voller Karzinome. Ich denke, mehr als zwei Monate wirst du nicht mehr machen.‘ ‚Aha‘, dachte und flüsterte nun Klaus und sackte ob dieser schlimmen Diagnose in sich zusammen. ‚Und die Gute?‘ ‚Hast du draußen meine neue Sprechstundenhilfe gesehen? Die mit den blonden Haaren und den üppigen Kurven?‘ ‚Ja‘, bestätigte Klaus in der Hoffnung, das restliche kurze Leben werde es doch noch ein bisschen gut mit ihm meinen. Doch sein Arzt-Kumpel erklärte begeistert: ‚Gestern hab ich sie flachgelegt.‘ “
    –
    Es roch nach Regen, als er gut gelaunt, ja fast schon beschwingt, pünktlich zum Campingplatz zurückkehrte. Irgendwo hinter Schwanheim erhellte ein Blitz das Himmelszelt. Voller Tatendrang schlich sich Herr Schweitzer am Mainufer entlang. Der Platz wirkte wie ausgestorben. Auf Höhe der Schuppen spähte er in die beklemmende Dunkelheit und versuchte, Kurt hinter einem der Bäume ausfindig zu machen. Vorüberziehende Wolken tauchten das Areal zeitweise in tiefstes Schwarz. Die einzige Lichtquelle in der Mitte der nebeneinander liegenden Schuppen hatte einen Wackelkontakt, der Herrn Schweitzers Suche nach seinem Partner nicht gerade erleichterte. Nur langsam gewöhnten sich seine Augen an die Dunkelheit.
    Ein leise gehauchtes „Pst“ ließ sein Herz in die Hose rutschen, so wenig hatte Herr Schweitzer damit gerechnet. Er guckte in Richtung der Geräuschquelle und sah die Umrisse einer am Boden hinter einer steinernen Bank liegenden Gestalt. Entsprechende Handbewegungen forderten ihn zum Näherkommen auf.
    „Da bist du ja“, kommentierte Kurt den Umstand, dass Herr Schweitzer nun da war.
    „Gut, gelle? Pünktlich wie ein Maurer.“ Der Sachsenhäuser Gelegenheitsdetektiv hatte sich vorgenommen, seines Partners Verstocktheit künftig mit Humor zu begegnen. Er legte sich daneben.
    „Seh ich anders. Sonnenuntergang war vor fünf Minuten.“ Kurt bedachte ihn mit einem bitterbösen Blick. Der war sogar im Dunkeln zu erkennen.
    Es fehlte nicht viel und Herr Schweitzer hätte ihm den vorhin gehörten Witz erzählt. Aber, so dachte er, einen Lacher hätte er diesem stocksteifen, bierernsten Zeitgenossen damit bestimmt auch nicht entlocken können. Kurt gehörte definitiv nicht zur Gattung Homo ludens. „Von mir aus, dann mache ich eben fünf Minuten länger.“
    „Anfänger.“
    „Dann eben nicht“, schmollte Herr Schweitzer und bekam umgehend einen schmerzenden Stoß in die Rippen. Er dachte schon, der körperliche Angriff hätte etwas mit seiner Äußerung zu tun, und wollte gerade Revanche üben, als Kurt ihn mit gebieterischer Handbewegung zum Schweigen verdammte: „Pst. Es geht los.“
    Eine Art innerer Stromschlag verwandelte seine eben noch vorhandene Ungezwungenheit in höchste Konzentration. Er folgte Kurts Augen, sah aber nichts außer teerschwarzer Nacht, denn die Glühbirne hatte ihren Geist nach ein paar letzten Zuckungen aufgegeben.
    Und dann fiel der erste Tropfen auf seine Nase. Noch ehe Herr Schweitzer einen nachtaktiven Vogel, der gerade seinen Kot auf ihm entleerte, dafür verantwortlich machen konnte, hatte der Himmel seine Schleusen geöffnet. Binnen weniger Sekunden waren die beiden auf der Lauer liegenden ungleichen Partner bis auf die Knochen durchnässt. Mist, dachte Herr Schweitzer.
    Mist, dachte auch Kurt.
    –
    Im allerletzten Moment, bevor der Sturm sie erwischte, konnten Benny und Konsti ins Innere des Schuppens flüchten. Sie waren zu Fuß über die Eisenbahnbrücke gekommen. Auch sie waren völlig überrascht worden.
    „Mist“, analysierte Benny die Situation.
    „Das hört bestimmt gleich wieder auf“, sagte Konsti. „Lass uns schon mal anfangen.“ Er suchte nach einem Platz für die kleine Taschenlampe mit dem dezenten bläulichen Lichtkegel und fand ihn auf einem Regal mit einem halben Dutzend angebrochener

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