Kunterbunte Tiergeschichten
Meerschweinchen und zu den Kaninchen. Wie findest du das?“ Schon
war die Kleine abgelenkt, und es flossen auch keine Tränen mehr.
Kaum bei den kleinen Nagern angekommen, hatten die beiden Mädchen nur noch Augen für die winzigen Kaninchen- und Meerschweinchenbabys. Am liebsten hätte jede von ihnen eins mit nach Hause
genommen. Das ging natürlich nicht, auch wenn sie noch so sehr
bettelten. Die Affen waren vergessen und wurden mit keinem Wort
mehr erwähnt. Die beiden Brüder kicherten zwar noch eine Weile
albern herum, aber als Mama sagte:,,Was meint ihr denn zu einer
kleinen Eiszeit?“, da waren auch sie still und freuten sich nur noch
auf den kalten Genuss.
Zum Abschluss des Tierparkbesuchs wurde noch das Ziegengehege
aufgesucht. Mit dem Futter, das sie im Kiosk gekauft hatten, fütterten
sie die nimmersatte Bande. Auch als die Futtertüten leer waren, bettelten die Ziegen immer noch.
,,Wenn alle Besucher sie so füttern würden, wären sie ganz schnell
dick und rund,“ meinte Papa, als sie wieder im Auto saßen und ihrem Zuhause entgegenfuhren. „Ein schöner Tag war das, nur leider
ist er viel zu schnell vergangen“, seufzte Mama zufrieden und lehnte sich müde zurück. Junior Eins konnte sich nicht verkneifen zu
antworten:,,Ja, und vor allen Dingen lehrreich.“
Nur ungern wurde Mama an den Zwischenfall im Tierpark erinnert,
und sie nahm sich vor, ihre jüngste Tochter in naher Zukunft aufzuklären.
Dieser Zeitpunkt kam schneller als gedacht.
Wochen später, die Ferien waren vorbei und die Schule hatte wieder begonnen, kamen die beiden Mädchen etwas früher vom Unterricht zurück. Mama sah ihnen interessiert beim Umkleiden
zu:,,Unglaublich“, lachte sie, ,,wie ihr beide wachst. Bald ist ja schon
wieder neue Garderobe fällig.“
Mit diesen Worten hatte sie das Interesse der Mädchen geweckt.
Über Mode redeten sie immer gerne, egal, ob mit Freundinnen oder
der Mutter.
Mama tastete sich geschickt über die Mode in Richtung Mädchen,
Frauen und Aufklärung vor. Es war doch schwerer, als sie es sich
vorgestellt hatte, die richtigen Worte zu finden. Die jüngste Tochter
wühlte schon wieder in ihrer Schultasche herum und zog ein etwas
zerknittertes Bild heraus. „Hier, Mama, das ist für dich. Wir mussten
in der Schule ein Bild von einem Ferienerlebnis malen, und da habe
ich die Ziegen gezeichnet, wie wir sie gerade füttern.“,,Gott sei Dank
hat sie nicht die Affen beim Liebesspiel gemalt“, dachte Mama erleichtert und sagte laut:,,Toll hast du das gemacht, danke, und da sind
wir schon fast beim Thema. Die Affen, weißt du …“, versuchte Mama
nun zu erklären. Doch die ältere der beiden Mädchen unterbrach sie
abrupt: ,,Ja, Mama, die Affen haben Liebe gemacht, das weiß doch
jedes Kind. Das habe ich der Kleinen“ – sie schaute dabei überlegen
auf ihre kleine Schwester hinab, die ihrerseits bewundernd zu ihrer
großen Schwester aufschaute – ,,auch schon erklärt. Und außerdem
steht so was jede Woche in der Bravo. Nicht, was Affen so machen,
sondern wie es die Menschen machen.“ Mama war wieder einmal
sprachlos, ihr fehlten buchstäblich die Worte. ,,Wieso“, stotterte sie,,,
ich wollte ihr doch nur ein Beispiel nennen, dass die Affen, so ähnlich wie die Bienen …“ Wieder unterbrach ihre Große sie: „ … ihren
Rüssel in die Blume stecken? So ähnlich ist es ja, Mama, aber wo
lebst du? Hinterm Mond? Sei doch nicht so altmodisch und nenn
doch die Dinge beim Namen. Die Kleine weiß jetzt genau wie ich
bestens Bescheid. Sie ist doch kein Baby mehr, nicht Schwesterherz?“
Schwesterherz nickte strahlend, und Mama war einer Ohnmacht
nahe. In ihrer Kinder- und Jugendzeit gab es noch keine Bravo, in der
alles drin stand. Da wurden sie, wenn überhaupt, nur mit ganz sparsamen Worten aufgeklärt, so dass sie nicht viel klüger waren als zuvor. Lange, lange hatten sie noch an den Klapperstorch geglaubt und
nicht an Bienen, die Rüssel in die Blume stecken. Obwohl sie dieses
Beispiel eigentlich schön fand und sie es gern ihrer kleinen Tochter
erklärt hätte. „Na ja, was soll‘s“, dachte sie, ,,die Große hat mir die
Aufklärung abgenommen, dabei wollen wir es erst einmal lassen.“
Sie hoffte nur, dass ihre Kinder diese Unbefangenheit ihr gegenüber
noch lange behielten und sie nicht nur als Mama sahen, sondern auch
als Freundin, der sie weiterhin alles anvertrauen konnten.
Schneckenplage
In diesem Jahr ist die Schneckenplage in unserem
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