Kunterbunte Tiergeschichten
entwickelt, ihr Fell war lang
und seidig, und ihre dunklen Augen schimmerten feucht. Da störte der Pigmentfehler am Auge überhaupt nicht. Trotz ihrer Zartheit
konnte sie sich meistens den anderen gegenüber durchsetzen. Wenn
es aber mal nicht so klappte, bellte sie so lange, bis ihre beiden Geschwister ihr zu Hilfe kamen. Obwohl sie nie ein guter Fresser war,
steckte sie voller Temperament und Energie. Ihr kleiner Körper war
fest und muskulös, und sie konnte rennen, dass die Fetzen nur so flogen. Die Pferde auf der Koppel wurden von den Hunden immer mal
wieder angebellt, bis es den Pferden irgendwann zu viel wurde und
sie laut schnaubend und mit hocherhobenen Schweifen davonstoben.
Verfolgt wurden sie dann noch eine Weile von den bellenden Hunden. Und wer war am schnellsten von ihnen? Unsere kleine At-Chi.
Obwohl ihre beiden Geschwister doch um einiges kräftiger waren,
kamen sie mit der Kleinen nicht mit.
Ich hatte mir im Frühjahr schon überlegt, ob ich meine Hündinnen
wegen ihrer bald einsetzenden Läufigkeit spritzen lassen sollte. Der
kleine Rüde versuchte jetzt schon häufig, seinem Vater überlegen zu
sein, er suchte direkt die Konfrontation mit ihm. Was sollte aber erst
werden, wenn eine oder mehrere Hündinnen läufig würden? Kastrieren lassen wollte ich ihn nicht, also blieb mir nur dieser Weg übrig.
Da vor knapp zwei Jahren unser langjähriger Tierarzt seine Praxis hier
bei uns im Ort aufgegeben hatte, war ich mit den Tieren mal bei diesem
und mal bei jenem Tierarzt. Für keinen konnten wir uns so richtig entscheiden. Dann hörte ich von einer Bekannten, dass im Nachbarort ein
Tierarzt praktizierte, der Erfahrung besäße und mit Tieren gut umgehen
könne. Da die Mutter der drei Kleinen, Redyi-Chi, schon seit einigen
Tagen wegen kranker Zähne nicht richtig fressen konnte, fuhr ich mit
ihr zu diesem Arzt. Er untersuchte und behandelte meine Hündin gut,
und nach kurzer Zeit waren ihre Schmerzen vorbei und sie konnte wieder normal fressen. Gleichzeitig hatte ich ihn auch nach dem Für und
Wider dieser Spritzen befragt, und er hatte mich darüber aufgeklärt.
So machte ich einen Termin bei ihm aus, und ein paar Tage später lud
ich meine Hündinnen ins Auto und fuhr mit ihnen zu diesem Tierarzt. Schnell war die Prozedur überstanden, und erleichtert konnte
ich nun die warmen Sommertage genießen, ohne Angst vor den zu
erwartenden,,heißen Tagen“ der Hündinnen zu haben.
Der August neigte sich langsam seinem Ende zu, und seit zwei Tagen hatte meine kleine At-Chi keinen Appetit mehr, fraß noch nicht
einmal ihr heißgeliebtes Leckerchen. Sie lag noch mehr als sonst bei
mir auf dem Schoß. Dagegen riss sie mir an einem Morgen gierig den
Streifen Möhre aus der Hand und verputzte ihn. Im Laufe des Tages
erbrach sie zweimal gelben, breiigen Schleim, vermischt mit kleinen
Stücken. Langsam machte ich mir Sorgen, nahm aber an, dass sie sich
den Magen verdorben hätte. Den ganzen Vormittag war ich unruhig,
am Nachmittag fuhr ich mit ihr zu dem Tierarzt, bei dem wir nun
seit dem Frühjahr mit unseren Hunden in Behandlung waren. Meine
Überraschung war groß, als ich in die Praxis kam und einen anderen
Tierarzt vorfand. Trotz meiner spontanen Abneigung gegen ihn erzählte ich ihm von den Beschwerden meiner kleinen Hündin. Nach
einem flüchtigen Abtasten des Bauches meinte er, dass sie wohl an
einer Magen- und Darmstörung leiden würde. Da ich nur wollte, dass
meinem Tier geholfen würde, stimmte ich allem zu, auch, dass er ihr
drei kleine Spritzen geben konnte.,,Davon geht es ihr bald wieder besser“, meinte er zum Abschied. Wenn dem doch nur so gewesen wäre!
Zu Hause fing At-Chi abends an, etwas zu taumeln, und wir meinten,
dass der Tierarzt sicherlich einen Nerv getroffen hätte. Wieder lag sie
auf meinem Schoß, sah mich mit großen Augen an und schmiegte ihr
kleines Köpfchen an meinen Arm. Ach, ich liebte sie so sehr! Dabei
ahnte ich nicht, dass sie zum letzten Mal auf meinem Schoß lag.
Am nächsten Morgen erbrach sie wieder ein paar Mal, und wieder
rief ich den Tierarzt an. Er war aber unterwegs und für uns nicht zu
erreichen.
Hätte ich doch bloß meinen Hund genommen und wäre mit ihm gleich
zur Tierklinik gefahren! Aber das nützte jetzt auch nichts mehr.
Ich bekam wieder für den Nachmittag einen Termin. Da ich aber
noch etwas anderes zu erledigen hatte und immer noch annahm, dass
bei meiner Hündin nichts anderes als eine Magen- und
Weitere Kostenlose Bücher