Kunterbunte Tiergeschichten
Weidefläche, und
der kleine Wassertümpel schimmerte und funkelte geheimnisvoll.
„Wilhelm, Wilhelm!!!“, rief sie immer wieder seinen Namen, doch
von ihrem Mann war nichts zu sehen. Fröstelnd zog sie die Schultern
zusammen und wollte gerade zurückgehen, als sie eine winzige Bewegung am Tümpel wahrnahm und gleichzeitig ein schwaches Stöhnen hörte.
,,Wilhelm, bist du da?“, fragte sie und lief mutig, alle Angst vergessend, auf das Geräusch zu. Da lag ihr Mann, halb im Wasser versunken und stöhnte herzerweichend.
,,Oh, mein Gott, Wilhelm, was ist denn mit dir passiert?“, rief sie
erschrocken und versuchte mit aller Kraft, ihn aus dem Wasser zu
ziehen.
Endlich hatte sie es geschafft, und er lag im Gras. Verletzungen konnte sie keine erkennen, dazu war es zu dunkel, doch er war pitschenass. Aber er lebte, das war die Hauptsache. Vorsichtig schüttelte sie
ihn und rief immer wieder seinen Namen. Endlich richtete er sich
stöhnend auf und murmelte kaum verständlich: ,,Wo sind sie, diese
Verbrecher? Die Stute, Elisabeth, sie haben die Stute mitgenommen.
Er stammelte weiter: ,,Du musst schnell die Polizei rufen.“ Erschöpft
schloss er die Augen und fasste an seinen Kopf.
Jetzt erkannte sie dort die riesige Beule. Krampfhaft versuchte er,
auf die Beine zu kommen. Elisabeth unterstützte ihn dabei, so gut sie
konnte.
,,Lauf schnell und ruf die Polizei“, seine Stimme war schon wieder
besser zu verstehen. ,,Ich komme nach.“
Aber erst einmal wollte Elisabeth wissen, was überhaupt passiert
war. Mit kurzen Worten erzählte Wilhelm den ganzen Vorgang. Sie
konnte nicht glauben, was sie da hörte, denn so etwas passierte doch
immer nur in Romanen oder Filmen, aber doch nicht hier bei ihnen,
auf dem Dorfe. Wie im wilden Westen, wo die Gangster auch Pferde
aus den Ställen oder von den Weiden stehlen, dachte sie, als sie ins
Haus lief, um nun endlich die Polizei zu benachrichtigen. Hoffentlich
wurden die Diebe gefasst, und sie bekamen ihre Stute wieder. Zurück
im Stall stand ihr Mann schon sichtlich erholt, aber traurig, vor der
leeren Pferdebox.
Da, waren in der Ferne nicht Polizeisirenen zu hören? Ja, die Polizei
kam schon an, und mit Tatütata fuhren die beiden Polizeiautos bei
ihnen auf den Hof.
Und da … erwachte Elisabeth, fuhr mit einem Schreckensruf kerzengerade aus ihren Kissen empor und merkte erleichtert, dass nur
ihr Wecker dieses schreckliche Geräusch von sich gegeben hatte. Es
waren keine Polizeiautos gewesen. Sie befand sich auch nicht im
Stall, und es gab auch keine Diebe, die ihr Pferd gestohlen hatten.
Ihr Mann war auch nicht verletzt, sondern sie beide lagen friedlich
in ihren Betten. Sie hatte nur geträumt! Erleichtert ließ sie sich in ihr
Kissen zurückfallen und murmelte schlaftrunken:,,Wenn es auch ein
böser Traum war, so war es – dem Himmel sei Dank! – doch nur ein
Traum.“
Alltag einer Hausfrau
Großreinemachen ist angesagt, und sie hat sich viel für diesen Tag
vorgenommen. Nun schwingt sie Besen, Schrubber, Wischeimer und
Staubtuch. ,,Weißt du“, sagt sie und schaut tief in seine braunen Augen, ,,dieser Hausfrauenalltag ist wirklich zum Kotzen. Entschuldige,
aber es ist so. Immer das gleiche. Ich bin von allen die Putzfrau. Alles
bleibt an mir hängen.“ Genervt räumt sie liegengebliebene Schuhe zur
Seite und schmutzige Sachen in den Wäschekorb, dann faltet sie achtlos abgelegte Zeitungen zusammen.,,Ohne mich ginge gar nichts, es
herrschte hier das reinste Chaos. Ich müsste wirklich mal für ein paar
Tage verschwinden, aber dich nähme ich natürlich mit. Du bist doch
mein ein und alles, und du verstehst mich auch“, lächelt sie ihn an. Er
stimmt ihr schwanzwedelnd zu, auch wenn er nicht weiß, worum es
geht. Er wedelt eifriger und läuft hinter ihr her, als sie Wasser in den
Eimer lässt und routinemäßig mit dem Putzen beginnt.
,,Heute ist wieder so ein schrecklicher Tag“, stöhnt sie, wischt den
Boden und sich selbst den Schweiß von der Stirn. Er hat es sich inzwischen auf dem Sofa bequem gemacht, nur seine Augen verfolgen
jede ihrer Bewegungen.
,,Ja, du hast Recht, wir machen erst einmal eine kleine Pause und
stärken uns.“
Sein Kopf hebt sich ruckartig, und, die Augen weiterhin unverwandt
auf sie gerichtet, wedelt er wieder eifriger mit dem Schwanz und
freut sich. Bei so einem Angebot kann er nicht widerstehen. Das weiß
sie und lacht darüber. Sie gehen in die Küche, er dicht auf ihren Fersen. Sie schmiert
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