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Kupferglanz

Titel: Kupferglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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wollte, und so, wie wir anderen ihn sahen. Ich hoffte, dass Jaska es nie zu Gesicht bekommen hatte. Eigentlich wäre mir lieber gewesen, ich hätte es auch nicht gesehen.
    Der zweite Stapel enthielt hauptsächlich Bilder aus der Serie mit Kaisa und Johnny, an der Meritta gearbeitet hatte. Auf einigen Bildern waren beide zu sehen, Meritta hatte Licht und Schatten auf den Ähnlichkeiten und Unterschie-den des weiblichen und des männlichen Körpers spielen lassen. Ein Teil der Serie zeigte Kaisa mit ihrem Speer. Je nach der Atmosphäre wirkte der Speer mal wie ein phallisches Spielzeug, mal wie eine tödliche Waffe. Auf einem Bild streckte sich Johnny nach einem Fußball.
    Die Gestalt war schlammverkrustet und kaum zu erkennen.
    Ich verstehe absolut nichts von bildender Kunst. Instinktiv mochte ich Merittas Arbeiten, ein zweiter Instinkt versicherte mir, dass es hervorragende Bilder waren. Es war spannend, wie sie bekannte Menschen in Bilder verwandelt hatte, die viel mehr sehen ließen als nur die Modelle.
    Gehörten die Bilder jetzt Aniliina? In welcher Größenordnung mochten sich die Preise bewegen?
    Ganz zuunterst lagen noch zwei Gemälde. Auf den ersten Blick waren sie fast schwarz, dann erweiterte sich das Licht zu Höhlen, Schächten, endlosen Verklüftungen. In den Bildern steckte etwas Beklemmendes und zugleich Vertrautes.
    Meritta hatte gegenüber Matti behauptet, alle Bilder, die sie in den Schächten gemalt hatte, wären schon bei ihrem Galeristen in Helsinki. Aber diese beiden musste sie dort unten gemalt haben, wo sonst? Warum hatte Meritta gelogen?
    Ich starrte die Bilder so lange an, dass ihre Schwärze in meinen Augen zu pulsieren begann. Höhlen. Warum sollte Matti nichts von ihrer Existenz erfahren?
    «Sind die Kerle weg?» Ich schrak zusammen. Aniliina hatte sich hinter mich geschlichen. Die mageren Hände fuhren durch das verfilzte Haar, der fast blaue Mund leuchtete aus dem bleichen Gesicht. Mir gehtʹs mies, sagte ihr ganzes Wesen. Und das Elend hatte lange vor Merittas Tod begonnen.
    «Ja. Ich mach auch Schluss. Könntest du mir ein paar Fragen beantworten ? Du hast deine Mutter wohl am besten gekannt:»
    «Ich hab sie nicht gekannt. Und sie mich auch nicht.»
    Trotzdem führte Aniliina mich in die Küche und bot mir einen Stuhl an. Sie selbst verkroch sich im Sessel, auf den die Sonne schien. Ich hatte den Eindruck, dass es im Vergleich zu Aniliina ein Klacks gewesen war, mit Ella und selbst mit Johnny zu sprechen.
    Zum Glück war ich nicht mehr fünfzehn oder selbst neunzehn. Vor allem mit fünfzehn war das Leben ein einziges Elend gewesen. Ich war hoffnungslos in Johnny verliebt, wollte weg von zu Hause, wusste nicht, was ich mal werden wollte, kam mit meinem eigenen Körper nicht klar. Sicher, die Berufswahl bereitete mir immer noch Kopfzerbrechen und die Liebe zu Antti auch, aber alles in allem gefiel mir das Leben heute viel besser als vor fünfzehn Jahren. Vielleicht wurde ich erwachsen.
    «Ich hätte Lust auf Kaffee, darf ich welchen kochen?», fragte ich Aniliina, die mit dem Kopf auf die Kaffeemaschine deutete. «Willst du auch? Kaffee oder was anderes?»
    «Ich will gar nichts.»
    «Es wäre aber besser, wenn du versuchtest, etwas zu essen.»
    «Gar nicht wahr!» Aniliinas Stimme war wütend, als hätte ich versucht, sie zu überfallen. Ich überlegte, was ich eigentlich über Magersucht wusste. Warum war Aniliina nicht mehr im Krankenhaus? Sie sah grauenhaft mager aus.
    «Ich will nicht so ʹn Fettarsch werden wie Mutter und Oma. Die sind so hässlich!
    Wie kannst du diese Brüste ertragen?» Aniliina betrachtete ungläubig meinen Körper, der meiner eigenen Meinung nach nur durchschnittliche Kurven aufweist, immerhin aber eindeutig weiblich ist.
    «Hier ist Kuchen zum Kaffee, wenn du magst.» Aniliina holte Gebäck aus dem Schrank, drängte es mir förmlich auf. «Omas Schokoladenkuchen ist echt gut.
    Probier mal.»
    Ich nahm ein Stück von dem lecker aussehenden Kuchen, Aniliina starrte mich triumphierend an. Ich überlegte, was es für sie bedeuten mochte, dass ich Kuchen aß. Ich kannte zwar viele Frauen, die sich selbst und anderen die Bissen im Mund abzählten, zum Beispiel meine Schwester Helena oder Koivus Anita, aber so etwas war mir noch nie begegnet.
    «War Meritta in letzter Zeit irgendwie anders als sonst? Fröhlicher oder trauriger?»
    « Sie war total begeistert, wie immer, wenn sie was Neues malte. Und ihr neuer Freund, der Johnny, hat sie erst recht in Stimmung

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