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Kupferglanz

Titel: Kupferglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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löste damit einen Freudensturm aus. Als sie mir erklärten, dass ich die Ausstattung von Helenas Baby, das im Herbst zur Welt kommen sollte, praktischerweise übernehmen könnte, wenn wir uns gleich nach Anttis Rückkehr ans Werk machten, verdrückte ich mich. Ich merkte, dass ich wieder anfing, gegen ihre Erwartungen zu rebellieren. Woher kam bloß dieses Gefühl, dass ich immer etwas leisten musste, um von ihnen akzeptiert zu werden? Eine Eins in der Klassenarbeit, ein Superabitur, ein Jurastudium statt der Polizeischule … Und jetzt heiraten und ein Kind kriegen.
    Es wäre idiotisch, noch mit dreißig irgendwelche Dinge nicht zu tun, nur um gegen die Eltern zu protestieren. Aber verhielt ich mich Antti gegenüber so viel anders? Dass er mich liebte, wollte ich ihm erst glauben, nachdem ich ihm bewiesen hatte, dass ich auch ohne ihn bestens zurechtkam. Ich würde es wagen, ihn zu heiraten, wenn er mich auch nach seiner Rückkehr noch liebte. War es so?
    Hockte ich doch auf einem gläsernen Berg und wartete darauf, dass es einem Prinzen gelang, die glatte Bergwand hinaufzuklettern? Oder stieg ich selbst einen gläsernen Berg hinauf, war ich immer noch auf dem endlosen Weg, auf den ich mich schon vor fünfzehn Jahren begeben hatte ?
    Johnny mag mich bestimmt, wenn ich heute ein Tor schieße. Wenn ich beim nächsten Auftritt von Rattengift richtig gut bin. Wenn ich zwei Kilo abnehme.
    Wenn ich mir schwarze Strähnen ins Haar färbe. Ich war wie der Typ in «
    Scarborough Fair», ich verlangte Wundertaten von mir, bevor ich es wagte, Liebe anzunehmen. Vielleicht war es an der Zeit, erwachsen zu werden.
    Gegen vier Uhr nachts riss mich das Telefon aus meinen wirren Träumen.
    «Johnny hier, hallo. Ich … Oder doch nichts.» Bevor ich überhaupt begriffen hätte, wer da sprach, hatte er schon wieder aufgelegt.

Vierzehn
    Ich wurde davon wach, dass jemand wutentbrannt gegen die Haustür hämmerte.
    Der Regen schien aufgehört zu haben, und die Sonne stand schon hoch am Himmel. Nach Johnnys Anruf hatte ich lange wach gelegen und überlegt, ob der Anrufer wirklich Johnny war oder jemand anders, irgendein Witzbold vielleicht.
    Der Wecker auf der Kommode zeigte fünf nach elf.
    «Erst hinterlässt du Drohungen auf sämtlichen Anrufbeantwortern, und dann liegst du seelenruhig da und schläfst!» Ella stand wütend in der Schlafzimmertür. Sie wusste, dass der Hausschlüssel an einem Nagel hinter der dritten Treppenstufe hing, und hatte sich selbst hereingelassen. Groß und breitschultrig, die Hände in die Seiten gestemmt, stand sie an meinem Bett. Auch als ich mich mühsam aus dem Bett erhoben hatte, war ich noch fünfzehn Zentimeter kleiner als sie.
    Ich stellte die Kaffeemaschine an, ging aufs Klo und hielt den Kopf eine Minute lang unter den eiskalten Strahl aus dem Wasserhahn. Allmählich fing mein Schädel wieder an zu funktionieren. Tuija hatte Ella in der Mordnacht am Bergwerkshügel gesehen, richtig, darüber wollte ich mit ihr sprechen. Und über die Gelder für den Ferienmalkurs.
    «Schön, dass du gekommen bist», sagte ich, während ich den Kaffee eingoss.
    «Ich wäre lieber nicht hier. Wie offiziell ist dieses Gespräch?»
    «Absolut inoffiziell.»
    Ich hatte nicht mal vor, das kleine Tonbandgerät einzuschalten, mit dem ich ab und zu illegal Gespräche aufnahm.
    «Nichts von dem, was du mir hier erzählst, kann gegen dich verwendet werden.»
    Ich hatte mir schon ein paar Brote geschmiert und Müsli mit Dickmilch verrührt, als Ella zu reden anfing.
    «Es stimmt, was Tuija Miettinen gesagt hat. Ich bin in der Nacht, als Meritta ermordet wurde, zum Alten Bergwerk zurückgegangen. Aber es war nicht gelogen, als ich dir gesagt hab, dass ich in der Nacht nicht zum Bergwerk gegangen bin, um Meritta zu treffen oder den Schmuck zu suchen. Ich habe Matti gesucht.»
    «War Matti auch dort?»
    «Ich weiß nicht. Ich war irgendwann nach zwei eingeschlafen, und gegen drei wurde ich wach, weil Ville im Schlaf redete. Das tut er oft. Ich merkte, dass Matti nicht im Bett lag. Natürlich dachte ich zuerst, er wäre aufgestanden, um Ville zu beruhigen. Als er nicht wiederkam, hab ich im Atelier nachgesehen. Da war er auch nicht. Meine Mutter schlief im Wohnzimmer auf dem Sofa, die Kinder waren also nicht allein. Also bin ich zum Alten Bergwerk gegangen, um Matti zu suchen.»
    Mikko miaute und kratzte an der Tür. Ich ließ ihn hinaus, blieb einen Moment an der offenen Tür stehen und schnupperte den Duft der in der Sonne

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