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Kupferglanz

Titel: Kupferglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leena Lehtolainen
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trocknenden Fichten. Er schien zu einer ganz anderen Welt zu gehören als das, was Ella mir erzählen wollte.
    «Warum hast du angenommen, dass Matti am Alten Bergwerk wäre ? », fragte ich von der Tür her. Mikko sprang am Jungholz entlang und scheuchte Drosseln auf, fand dann eine Grube mit akzeptablem Geruch und nutzte sie als Katzenklo.
    «Mein Schmuck … Ich muss ihn verloren haben, als ich nochmal auf dem Turm war, um Meritta zu suchen. Das war, als du mit Kaisa und Johnny unten am Turm gestanden hast. Ich wollte mit ihr reden.» Ella verstummte, sie zerkrümelte ein Stück Brot zwischen den Fingern. Ihre Wangen glühten rot. Ich brachte es nicht über mich, ihr Zeit zu geben, sondern hakte nach: « Über die Gelder für den Ferienmalkurs ? »
    «Genau!» Ella schien erleichtert. «Maria, Matti hat dich angelogen. Es war nicht Meritta, die die Zuschüsse für eigene Zwecke verwendet hat, sondern er selbst.»
    Das hatte ich schon vermutet. So machte auch das Telefongespräch zwischen Pena und Meritta, das mein Väter gehört hatte, allmählich Sinn. Ella errötete immer mehr, ich war stellvertretend für sie sauer auf Matti, der beiden, Ella und Meritta, übel mitgespielt hatte.
    «Ich habe Meritta gebeten, die Sache auf sich beruhen zu lassen. Das fehlende Geld kann ich schon irgendwie auftreiben. Ich hab versucht, ihr klarzumachen, warum Matti das getan hat. Wir waren letzten Winter furchtbar knapp, zuerst ging das Auto kaputt, dann musste Matti sich für ein paar tausend Mark die Zähne flicken lassen. Er war nervös, weil er nicht arbeiten konnte, wir hatten absolut kein Geld für Leinwand und Farben. Der Zuschuss für den Ferienkurs kam Ende Januar, und Matti dachte wohl, er könnte rechtzeitig vor dem Sommer alles zurückzahlen. Über das Konto des Kunstvereins können nur Matti und Meritta verfügen, es hätte also niemand davon zu erfahren brauchen.»
    «Warum hat sich Meritta denn dann so aufgeregt?»
    «Das Geld wurde zum Teil schon Ende April gebraucht, für Mieten und für das Flugticket einer dänischen Lehrerin, und als Meritta auf die Bank ging, waren fünftausend Mark weniger auf dem Konto, als sie dachte. Sie kam angerannt und schrie, sie wüsste ja, dass so etwas in der Kommunalpo litik von Arpikylä bisher üblich gewesen wäre, aber sie würde keine Unterschlagung mehr dulden. Wenn das Geld nicht sofort zurückgezahlt würde, ginge sie zur Polizei.»
    Vor der letzten Kommunalwahl hatte Meritta in der Zeitung der Grünen erklärt, es sei höchste Zeit für eine Reform der Kommunalpolitik. Selbst bei kleinen Verstößen gehe es nicht länger an, beide Augen zuzudrücken, und jeder Be-schluss müsse öffentlich zur Diskussion gestellt werden. Es gab also Gründe genug, weshalb ihr Unklarheiten in den Finanzen ihres eigenen Kunstvereins unerträglich sein mussten. Ich dachte an die Millionen, die beim Konkurs des Bauunternehmens Saastamoinen den Bach heruntergegangen waren, und fand das Ganze beinahe komisch. Auch dabei ging es schließlich um das Geld der Steuerzahler.
    «Was hat Meritta dir geantwortet?»
    «Sie sagte, Matti wäre ein Feigling, der seine Frau vorschickt. Er sollte die Sache selbst ins Reine bringen.»
    «Ist Matti zum Alten Bergwerk zurückgegangen, um mit ihr zu sprechen?» Ich konnte Merittas Bemerkung gut verstehen, jetzt lief es ja genauso. Ella war hergekommen, um mir von dem Bockmist zu erzählen, den Matti gebaut hatte.
    Selber wagte der Kerl sich nicht her.
    «Ich weiß es nicht… Ich hab mich nicht getraut, ihn zu fragen.» Ella war nie eine Heulsuse gewesen, ich hatte sie bisher erst einmal in Tränen erlebt: Damals war ein Junge aus unserer Klasse ein Jahr vor dem Abitur bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Wir hatten beide gemeinsam geheult, aber heute gehörten die Tränen Ella ganz allein. Ich konnte ihr nur eine Rolle Küchenkrepp zuschieben.
    «Das heißt also, ich muss selbst mit Matti reden.»
    «Der ist heute nicht da, er gibt in Lieksa Unterricht. Er kommt erst morgen früh zurück.»
    « Sag ihm, er soll mich anrufen. Ich geb Järvisalo Bescheid, dass ich mit dir gesprochen habe. Und mach dir keine Sorgen. Wenn es nur um fünftausend Mark geht, wird keine Anklage erhoben.»
    Ich sah Ella an, dass sie immer noch fürchtete, es ginge um etwas anderes.
    «Ich hab in der Nacht übrigens auch Johnny gesehen, aber das konnte ich dir natürlich nicht erzählen», sagte sie im Weggehen.
    Ich hatte zwölf Tage in einer Tour geschuftet, und jetzt kam es mir

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