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Kupfervenus

Kupfervenus

Titel: Kupfervenus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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ich ihre Stimme hörte. »Er ist aufgewacht. Danke, daß Sie sich so lieb um ihn gekümmert haben; jetzt komme ich schon zurecht. Ob Sie mir wohl eine Trage für ihn besorgen könnten?« Petros hünenhafte Gestalt verdunkelte den Eingang; er beteuerte, es sei das beste, mich hierzubehalten. (Er dachte, Helena sei zu vornehm für die Pflege, die ich fürs erste brauchen würde.) Ich schloß die Augen und wartete – auf die gewichtige Stimme des Besitzanspruchs. »Petronius Longus, ich bin durchaus imstande, für ihn zu sorgen! Schließlich bin ich kein Schulmädchen, das zum Spaß mit Puppengeschirr hantiert und Hausfrau spielt!«
    »Dich hat’s wirklich knüppeldick erwischt, Falco!« sagte Petro lakonisch. Was er meinte, war: Erst diese schmerzhafte Abreibung von Priscillus und nun noch diese Xanthippe, die über mich bestimmte und meine Freunde herumkommandierte.
    Ich konnte bloß daliegen und abwarten, bis Helena durchgesetzt hatte, wozu sie wild entschlossen schien. Aber war sie der Situation wirklich gewachsen? Petro fand, nein. Und was dachte ich? Helena Justina wußte auch das. »Lucius Petronius – Marcus will, daß ich ihn heimhole! «
    Petro grummelte leise ein paar Flüche; dann tat er, was sie von ihm verlangte.
     
    Bis nach Hause war es nicht weit, aber dort angekommen, weigerten sich die Träger, mich nach oben zu schaffen. Also wankte ich auf eigenen Füßen hinauf. Alle drei Treppen. Ich hatte ja keine andere Wahl.
    Als ich wieder richtig zu mir kam, lehnte ich an der Wand meines Schlafzimmers. Helena blickte kurz zu mir herüber, dann machte sie weiter mein Bett zurecht. Silvia hatte ihr ein altes Laken mitgegeben, damit ich mein eigenes gutes Leinzeug nicht mit Blut vollschmierte. Frauen sind ja so praktisch.
    Ich sah zu, wie Helena hantierte, mit flinken Bewegungen und so planvoll durchdacht, daß alles rasch fertig sein würde. Nicht rasch genug.
    »Ich kippe gleich um …«
    »Ich fang dich auf …«
    Auf Helenas Versprechen war Verlaß. Mit einem einzigen Satz war sie bei mir. Den Göttern sei Dank für kleine Räume.
    Ohne zu wissen, wie ich dorthin gekommen war, fand ich mich auf dem Bett wieder. Ich roch das Blumenparfum, das heutzutage anscheinend alle Frauenbäder benutzten. Was mich wieder zu mir gebracht hatte, waren die flinken Hände, die mich aus dem Mantel schälten, in den Petro mich für den Transport gewickelt hatte. Darunter trug ich nur Verbände.
    Helena hielt den Atem an. »O je! Um das zu kurieren, braucht es mehr als eine heiße Suppe für innen und einen Bohnenbrei-Umschlag von außen … Hör zu, Marcus, ich seh deine Manneszier zwar nicht zum ersten Mal, aber ich kann dich auch zudecken, wenn du dich genierst.«
    »Vor dir nicht.« In meinen eigenen vier Wänden hatte ich mich wieder soweit erholt, daß ich ein paar Worte stammeln konnte. »Du weißt alles über mich; ich weiß alles von dir …«
    »Bildest du dir ein!« murmelte sie, aber da entglitt ich schon ins Delirium; jedenfalls lachte ich viel zu unbändig für einen vernünftigen Menschen.
    Als sie sich niederbeugte, um mir die Kissen zu richten, schlang ich die Arme um sie. Helena schnaubte mißbilligend. Sie wehrte sich, schon aus Prinzip, aber vor lauter Angst, mir dabei weh zu tun, verpaßte sie die Chance zur Flucht. Weiter brachte ich zwar nichts zuwege, aber ich ließ sie auch nicht wieder los. Sie ergab sich; nach einem harmlosen Gerangel, das aber nun andere Gründe hatte, hörte ich ihre Sandalen zu Boden fallen, dann nahm sie die Ohrringe ab. Ich hielt sie mit beiden Armen umschlungen und dämmerte langsam weg. Sie lag ganz still; wenn ich aufwachte, würde sie immer noch dasein und warten. Hätte ich gewußt, daß weiter nichts nötig war, um sie wieder in mein Bett zu kriegen, dann wäre ich schon längst losgezogen und hätte mich von irgendeinem Brutalo zusammenschlagen lassen.

LII
    Sie war da. In einem frischen grauen Kleid und mit adrett aufgestecktem Haar, saß sie an meinem Bett und nippte nachdenklich an einem Becher.
    Am veränderten Lichteinfall merkte ich, daß es bereits Morgen war. Jeder gestern bloß geschwollene Körperteil war nun obendrein auch noch steif geworden. Helena fragte nicht erst, ob ich mich besser fühlte; sie sah, daß es mir schlechter ging.
    Auf ihre besonnene Art pflegte und umsorgte sie mich. Petronius hatte ihr schmerzstillende Mittel, Salben und Schafwollbäusche als Tupfer mitgegeben; die ärztlichen Aufgaben hatte sie bereits gemeistert. Und jeder, der schon

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