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Kupfervenus

Kupfervenus

Titel: Kupfervenus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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blitzschnell zu mir um. Wir hielten beide den Atem an, und sogar der Botengänger wurde starr vor Spannung, weil auch er begriff, was von dieser Aussage abhing. Doch nachdem sie so dramatisch auf ihren großen Augenblick hingesteuert war, enttäuschte die Küchenmagd uns jäh. »Aber dann hat er das Törtchen gar nicht gegessen.«
    Sie saß da und genoß den selbstinszenierten Absturz. »Woher weißt du das denn?« fragte Helena leise.
    »Na, weil ich es doch gefunden habe, dieses Törtchen! Als das Bankett vorbei war und ich vor dem Abwasch die Reste von den großen goldenen Tellern kratzte. Da hab ich das Törtchen in einem Abfalleimer gesehen. Ich weiß das so genau, weil ich es zuerst rausholen und selbst essen wollte, aber es war ganz mit Zwiebelschalen zugeschüttet. Und ich mag doch keine Zwiebeln«, setzte sie hinzu, als ob nur diese Eigenheit sie daran gehindert hätte, das Törtchen trotzdem zu verspeisen.
    »Ich frage mich«, meinte Helena bedächtig, »wer das Törtchen wohl weggeworfen haben könnte.«
    »Das wußte keiner. Ich war sauwütend und hab gebrüllt: ›Welche elende Ratte hat dieses feine Törtchen hier reingeschmissen?‹ Ich hätte den Tolpatsch verprügelt – aber keiner wußte was.«
    Ich rappelte mich hoch. »Anthea, denk mal scharf nach: Sind an dem Abend alle anderen Kuchen aufgegessen worden? Ich meine, kamen die Servierplatten leer in die Küche zurück?«
    »Das will ich meinen! In unserem Haus bleibt von Süßigkeiten nie was übrig!«
    »Und wie wurden die Kuchen serviert – auf den Weinblättern, mit denen Minnius sie garniert?«
    »Nein, einfach auf einem Tablett. Das hab ich auch abgewaschen«, fügte sie bitter hinzu. »Nicht ein Krümelchen haben die übriggelassen, nicht eins! Beinahe hätte ich mir gar nicht die Mühe gemacht, das Tablett überhaupt noch zu schrubben.«
    Ich sank in die Kissen zurück. Mit den Kuchen waren wir offenbar auf der falschen Fährte. Fast alle hatten davon probiert, ohne daß außer dem Opfer noch jemand zu Schaden gekommen wäre.
    Helena sagte ruhig: »Falco ist müde. Ich glaube, ihr solltet jetzt gehen – aber ihr habt uns sehr geholfen. Viridovix wird gerächt werden, das verspreche ich euch.«
    Sie führte die beiden hinaus, aber ihr emsiges Hirn tickte immer noch fleißig weiter, denn ich hörte sie Anthea fragen, ob die Platte, auf der die Kuchen serviert wurden, am Ende die mit der Glasur aus Eischnee gewesen sei.
    Hyacinthus rief mir noch »Gute Besserung« zu und daß wir uns am Donnerstag sehen würden, falls ich dann schon wieder auf dem Posten sei und zum Begräbnis kommen könne; dann gingen er und die kleine Spülmagd. (Auch darin waren Helena und ich hinterher einer Meinung: Wenn unsere Vermutung zutraf und Anthea tatsächlich ein Verhältnis mit Viridovix gehabt hatte, dann war Hyacinthus jetzt wahrscheinlich in die Fußstapfen des Kochs getreten.)
    Ich hörte, wie der Sklave draußen an der Wohnungstür zu Helena sagte, unten auf der Straße ständen zwei Männer, die ganz auffällig unser Haus beobachteten. Rauhbeine, sagte er.
    Helena ging in die Küche. Sie wollte allein über Hyacinthus’ Beobachtung nachdenken – ohne mich zu beunruhigen. Ich hörte, wie sie mit Geschirr rumorte, um sich abzulenken.
    Endlich kam sie wieder zum Vorschein. »Heute abend gibt’s Omelette.«
    »Was ist das denn?« Sie hielt ein Gefäß in der Hand, über dessen Rand feucht-weißer Schaum quoll.
    »Eischnee. Ich denke, wenn ich ihn eine Zeitlang stehen lasse, wird er sich schon setzen. Macht ja nicht gerade besonders viel her. Aber wenn Severina sich das selbst ausgedacht hat, mag sie sich eingeredet haben, so eine Glasur sei ähnlich dekorativ wie eine echte Schneeschicht.«
    »Besonders auf Silber.«
    Helena wunderte sich. »Aber die Teller waren doch aus Gold!«
    »Nicht alle. Anthea sagte doch eben, sie hätte die Kuchenplatte beinahe gar nicht abgewaschen. Ja, und dieses Prachtstück habe ich gesehen: Es war ein riesengroßer Kredenzteller mit Fuß, ein Geschenk von Severina an Novus.«
    »Ich glaub immer noch, sie hat die schönen Eier verschwendet«, grummelte Helena mit skeptischem Blick auf die Schüssel.
    »Laß gut sein. Erzähl mir lieber, was Hyacinthus über die Männer gesagt hat, die vorm Haus rumlungern.« Sie konzentrierte sich auf den Eischnee; Helena hielt nichts davon, ihre Sorgen mit einem Kranken zu teilen. »Ich glaube, wir sind in Sicherheit«, sagte ich, denn ich konnte mir denken, wer die Aufpasser

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