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Kupfervenus

Kupfervenus

Titel: Kupfervenus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Blick starr geradeaus, und ignorierten mich. Vielleicht waren sie stumm oder blöd oder Ausländer – oder alles drei. Ich sah mich noch einmal um, nach links, nach rechts, dann trat ich näher. Als ich den glatten Ledervorhang zurückschlug, war ich bereits überzeugt, daß Appius Priscillus gar nicht in der Sänfte saß. Aber ich hatte mich geirrt.
    » Steigen Sie ein! « befahl er.
XLIX
    Es war, als wäre ich abermals auf eine Ratte getroffen: Mein Gegner bestand praktisch nur aus gefletschten Zähnen und stechendem Blick. Ich stieg ein, aber lieber hätte ich mich auf einen Kampf mit meinem Zellengenossen in den Lautumiae eingelassen. Niemand konnte Priscillus vorwerfen, daß er dem Luxus frönte. Seine dürre Gestalt verriet einen Mann, der viel zu geizig auf seine Zeit schielt, um mit Genuß zu essen. Er trug eine abgeschabte alte Tunika, an der es zwar nichts auszusetzen gab, die aber so jämmerlich schlabberte, daß sogar ich sie ausrangiert und einem Landstreicher geschenkt hätte (nur, daß die meisten Landstreicher, die ich kannte, modebewußter waren). Ein Barbier hatte kürzlich ein paar Übungsstriche über sein schmales Kinn geschabt, aber wahrscheinlich war es auch dazu nur gekommen, weil alle Geschäftsleute glauben, daß man auf einem Friseursessel die besten Tips aufschnappen kann. (Warum, weiß ich nicht; alles, was ich je dort abbekomme, ist ein Ausschlag.) Jedenfalls hatte Priscillus an seiner Toilette gehörig geknausert. Sein schütteres Haar war zu lang; seine Krallen gehörten gereinigt und geschnitten. Und ich konnte mir nicht vorstellen, daß sein Barbier je auf die Idee kam, ihm solche Kinkerlitzchen wie ein Fläschchen Zedernharz zu Verhütungszwecken anzubieten …
    Priscillus war unverheiratet; jetzt wußte ich auch, warum. Nicht, weil die Frauen zu anspruchsvoll waren (die meisten würden schwarze Fingernägel in Kauf nehmen, wenn dafür so viel Bargeld winkte), aber diesem geizigen Zwerg, der kaum sich selbst am Leben erhielt, wäre es gar nicht eingefallen, obendrein noch einer Ehefrau Kost und Logis zu zahlen.
    Obwohl wir nun zu zweit in der Sänfte saßen, legten die Träger ein phantastisches Tempo vor. »Wo soll’s denn hingehen?« fragte ich verblüfft, noch ehe ich mich vorgestellt hatte.
    »Hab Geschäfte auf dem Campus Martius.« Nun, daß es sich um Geschäfte handelte, war mir ohnehin klar; dieser Mann würde seine Zeit nicht damit vergeuden, einen Tempel oder ein Gymnasium zu besuchen! »Sie sind also Falco. Was wollen Sie von mir?« Er schnaufte beim Sprechen, als wolle er seinen Atem genauso eifersüchtig hüten wie seinen übrigen mühsam zusammengesparten Besitz.
    »Ein paar Antworten möchte ich, wenn’s recht ist. Ich arbeite am Fall Novus …«
    »Und für wen arbeiten Sie?«
    » Bezahlt werde ich von Severina Zotica«, antwortete ich pedantisch.
    »Ganz schön dumm von Ihnen! Sie sollten mal Ihre eigene Klientin unter die Lupe nehmen, Falco!«
    »Oh, vor der nehme ich mich schon in acht – aber unter die Lupe nehmen möchte ich zuerst Sie !« Es war eine mühsame Unterhaltung, denn die Träger rannten immer noch so schnell, daß jede Silbe, die wir über die Lippen brachten, kräftig durchgeschüttelt wurde. »Severina ist eine berufsmäßige Braut; sie hatte kein Motiv, Novus zu töten, bevor ihr der Anspruch auf sein Erbe sicher war. Sie, Priscillus, und die Hortensii kommen da als Verdächtige schon eher in Frage …«
    In den Rattenaugen blitzte eine Drohung auf, die mich frösteln machte. »Verzeihung, aber ich halte mich nur an die Fakten: Was Ihre Fusion mit Felix und Crepito angeht, da sah es doch zappenduster aus für Sie – schließlich weiß ganz Rom, daß Novus einen solchen Zusammenschluß mit allen Mitteln verhindern wollte. Ach, warum war er eigentlich so dagegen?« Priscillus funkelte mich stumm an; ich beantwortete meine Frage deshalb selbst. »Er sah das Geschäft nicht als Fusion, sondern als Übernahme – durch Sie! Aber er war es nun einmal gewohnt, auf seinem Misthaufen den Ton anzugeben, und weigerte sich, künftig nur noch die zweite Geige zu spielen … die beiden anderen kratzte das dagegen wenig, denn die hatten ja immer schon in Novus’ Schatten gestanden …«
    »Sie werden langsam lästig, Falco.« Priscillus pflegte jenen trägen Nuschelton, in dem Gangster ihre Drohungen vorzubringen pflegen. Er hätte genausogut irgendein verfetteter Gardist außer Dienst sein können, der mal eben die Straße überquerte, nur um mich vom

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