Kupfervenus
geholfen?«
»Die meiste Zeit saß sie auf einer Tischkante. Viridovix war immer sehr aufgeregt, wenn er so viel auf einmal machen mußte und es so heiß war, aber sie hat ihn beruhigt. Ja, und ich glaube, sie hat ein paar Bratensaucen abgeschmeckt.«
»War um die Zeit gerade viel zu tun? So, daß du nicht sonderlich achtgeben konntest auf das, was die anderen machten?«
»Ja, schon, aber ich hab sie den Eischnee schlagen sehen.«
Die Scheuermamsell schniefte von Zeit zu Zeit geräuschvoll. Ursache dafür waren freilich weder Kummer noch ein Katarrh; es brachte einfach ein wenig Abwechslung in ihr ödes Leben, wenn sie ab und an die Nase hochzog. »Schneeschlagen dauert manchmal eine Ewigkeit, nicht?« flötete Helena; sie war viel geduldiger, als ich an ihrer Stelle gewesen wäre. »Am besten, man wechselt sich dabei ab – wozu brauchtet ihr denn den Eischnee?«
»Für eine Glasur.«
»Eine Glasur?«
»Das war ihre Idee.«
»Severinas?«
»Ja. Viridovix war zu höflich, um ihr zu widersprechen, aber er dachte, es würde nichts werden.«
»Warum denn? War die Glasur für eine der Speisen bestimmt?« fragte Helena und beugte sich ein wenig vor.
»Nein, damit wurde bloß eine Platte bestrichen.«
»Eine Platte?«
»Ja, die Glasur war nicht zum Essen, sondern nur zur Dekoration.«
Sowie das Küchenmädchen sich bedrängt fühlte, setzte es eine halb trotzige, halb verwirrte Miene auf. Ich wollte Helena schon ein Zeichen geben, aber sie bohrte unbeirrt weiter. »Anthea, kannst du mir sagen, wie lange Severina im Haus geblieben ist, und was geschah, nachdem sie weg war?«
»Sie ist die ganze Zeit über dagewesen.«
»Was denn – auch während des Essens?«
»Nein, so lange nicht. Nur bis das Fest begonnen hatte. Ja, bis es losging«, wiederholte sie und strich zum x-tenmal das Haar aus den Augen, indes ich mich an der Bettdecke festklammerte.
»Und dann?« fragte Helena freundlich. Ich glaube, sie spürte, daß mir die Galle hochkam.
»Severina stöhnte ein bißchen und sagte, ihr sei gar nicht wohl und sie würde lieber heimgehen.«
»Also hat sie bloß ein paar Speisen vorgekostet, mit Viridovix geredet und diese Platte mit Eischnee bestrichen?«
»Bevor sie ging, hat sie noch die verschiedenen Gerichte inspiziert.«
»Und was kam dabei heraus?«
»Nichts. Sie sagte, alles sähe sehr appetitlich aus und Viridovix könne stolz auf sich sein.«
Falls dieses Verhör Helena anstrengte, war ihr das nicht anzumerken. »Also, Severina fuhr nach Hause, und Viridovix ging hinaus ins Triklinium, wo er die Tranchierer zu beaufsichtigen hatte. Ist danach außer euren eigenen Haussklaven noch jemand in die Küche gekommen?«
»Nein.«
»Und hast du jemanden von den Gästen gesehen?«
»Auf dem Weg zu den Latrinen ist vielleicht der eine oder andere an der Küche vorbeigekommen. Aber inzwischen hatte ich alle Hände voll zu tun.«
»Und es ist niemand hereingekommen, zum Beispiel, um sich für das vorzügliche Essen zu bedanken?« Ich hätte mich vor Lachen fast verschluckt, und Hyacinthus erging es ebenso. Helena beachtete uns gar nicht. »Anthea, wo werden denn bei euch die fertigen Gerichte aufbewahrt, bis es Zeit zum Servieren ist?«
»Auf einem Tisch neben der Küchentür.«
»Und dieser Tisch steht in der Küche?«
»Ja.«
»Hätte sich trotzdem jemand unbemerkt daran zu schaffen machen können?«
»Nein, weil immer ein Küchenjunge dabeistehen und die Fliegen verjagen muß.«
»Ah! Und bei euch im Haus gibt’s bestimmt eine Menge Fliegen«, versetzte Helena mit mildem Spott. Für den Augenblick waren ihr die Fragen ausgegangen.
»Eine Sache war aber doch komisch«, gab Anthea fast vorwurfsvoll zu bedenken. »Severina und Viridovix haben so albern herumgekichert wegen der Kuchen.«
Helena blieb ganz ruhig. »Du meinst das Gebäck, das Viridovix bei dem Konditor Minnius bestellt hatte?«
»Dabei war ein sehr feines Törtchen.«
»Eine besondere Leckerei!« rief Helena atemlos.
»Ja, aber mit diesem Törtchen kann der Herr nicht vergiftet worden sein.« Zum ersten Mal zeigte Anthea selbst Interesse für das, was sie mitzuteilen hatte. »Ich weiß nämlich Bescheid über das Törtchen – ich, und niemand sonst! Severina hat gesagt, es könnte Streit geben, weil alle sich darum reißen würden, gerade diesen Kuchen zu ergattern. Gesagt hat sie, daß sie ihn für Hortensius Novus aufheben will, damit er ihn später in seinem Zimmer ganz für sich allein essen kann …«
Helena drehte sich
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