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Kupfervenus

Kupfervenus

Titel: Kupfervenus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Also war die Stunde gut genutzt.
    Das Emporium liegt an dem der Stadt zugewandten Tiberufer, am Fuße des Aventin, und ist der Hauptumschlagplatz für Importgüter, die übers Meer nach Italia kommen, ja, einfach der größte und faszinierendste Rohstoffmarkt des Römischen Reiches – ach, was sage ich, der Mittelpunkt des Welthandels! Dort kann man alles kaufen, von phönizischem Glas bis zu gallischem Wildbret; indische Rubine; Leder aus Britannia; arabischen Pfeffer; chinesische Seide; Papyrus, Pökelfisch, Porphyr, Oliven, Bernstein, Zinn- und Kupferbarren oder ballenweise honiggelben Wollstoff; und aus Italia selbst Bausteine, Dachziegel, Tafelgeschirr, Öl, Obst und Wein, soviel das Herz begehrt – vorausgesetzt, man kauft en gros. Die höfliche Bitte an den Händler, Ihnen doch eine schöne Muskatnuß rauszusuchen, können Sie sich sparen; es müssen schon zwanzig Fässer voll sein! Andernfalls machen Sie sich besser aus dem Staub, bevor er seinem derben Spott mit dem Stiefelabsatz Nachdruck verleiht. Und für Tagediebe, die bloß ein paar Leckereien für den heimischen Mittagstisch möchten, gibt’s ja die Verkaufsstände draußen, vor dem Emporium.
    Schon als ich noch ein Dreikäsehoch war, kannte ich mich hier aus – in den höhlenartigen Gewölben des Emporiums, auf den Kais, vor denen die einlaufenden Frachtsegler sich drängten, und auf den Verladerampen für die Überlandwagen, die von Ostia angerumpelt kamen. Ich kannte mehr Leute auf dem Emporium als mein Schwager Gaius Baebius, und der arbeitete dort (allerdings, wer außer seinen bedauernswerten Schwagern gab sich schon mit Gaius Baebius ab?). Ich wußte sogar, daß es, auch wenn die Speicher immer vor Waren überzuquellen schienen, auf dem Emporium besonders günstige Tage gab; und wenn gerade die richtigen Schiffe eingelaufen waren, konnte man sogar einen noch besseren erwischen. Allerdings gelten hier die gleichen Regeln wie überall im Leben: Wenn Sie auf genau den rosageäderten Marmor spitzen, den Ihr Architekt als Blendstein für Ihr renoviertes Atrium empfohlen hat, dann können Sie drauf wetten, daß gestern die letzten Platten an irgendeinen Bäcker verkauft wurden, der sich ein scheußliches Mausoleum hinklotzen läßt; ja, und wann die nächste Lieferung reinkommt, Legat – also das hängt vom Steinbruch ab und vom Reeder und von den Winden und ganz ehrlich: Wer kann die schon vorhersagen? Jede Wette, daß Sie zu guter Letzt einen syrischen Parfumflakon kaufen, nur damit Sie den weiten Weg nicht ganz umsonst gemacht haben – und den lassen Sie, wenn Sie nach Hause kommen, auf der Türschwelle fallen.
    Aber das gehört nicht hierher. Und in meinem Fall hatte sich der Weg gelohnt.
    Im Hauptgebäude herrschte das übliche Gedränge; Träger und Packer brüllten durcheinander. Mich in dieses lärmende Gewusel zu stürzen, war nicht eben klug für einen kaum Genesenen. Trotzdem, ich fand ihn. Gemessen an seinem Kiosk auf dem Pincio, hatte er sich verschlechtert, aber er stand sich immer noch besser als seinerzeit mit dem Tablett. Jetzt verkaufte er seine Kuchen über einen mit Tuffstein verblendeten Tresen; allerdings mußte er sie, wie er mir erzählte, zum Backen in eine öffentliche Bäckerei bringen.
    »Warum hat Felix Sie denn rausgeworfen?«
    »Na ja, der Naschkater in dem Haus war eben Novus«, antwortete Minnius ausweichend.
    »Weiß ich, weiß ich! Ich hab sogar den Verdacht, daß Novus seine Naschhaftigkeit das Leben gek…« Ich bremste mich gerade noch. Lieber nicht zu sehr auf der Theorie rumreiten, daß Minnius Kuchen verkaufte, mit denen man sich vergiften konnte – auch wenn es andere waren, die das Gift hineinpraktiziert hatten. »Und wie kommen Sie hier zurecht?«
    »Ach, ich hab mich schnell wieder eingewöhnt. Hätte schon vor Jahren zurückkommen sollen. Hab mir immer eingeredet, ich könnte den Stand nicht aufgeben, weil das Geschäft so gut lief, aber Stammkundschaft kann ich mir hier genauso ziehen.«
    »Sie mögen halt das pralle Leben. Und auf dem Pincio sind ja selbst die Flöhe Snobs.« Minnius reichte einem Dienstmann ein Riesenstück Weinschaumtorte über die Theke. »Hören Sie, lieber Freund – drei Fragen, und dann störe ich Sie nicht weiter!« Er nickte. Es empfiehlt sich, die Leute wissen zu lassen, daß man ihre Zeit nicht über Gebühr in Anspruch nehmen wird. »Erstens: Beschreiben Sie mir doch mal, was Sie den Hortensii an dem Abend, als Novus starb, geliefert haben. Wurden da besondere Wünsche

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