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Kupfervenus

Kupfervenus

Titel: Kupfervenus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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und kleiner werdenden Spiralen in den hitzeflimmernden Himmel schraubte.
LX
    Der Abschied war nicht länger hinauszuzögern.
    »Ach, Geliebte, was habe ich nur für einen blöden Beruf! Man bezieht Prügel; das Haus stürzt ein; die wundervollste Frau, mit der man je ins Bett gegangen ist, sagt einem, daß sie dich braucht; aber man muß losziehen, um eine Verbrecherbande auszuheben – und das, obwohl man inzwischen weiß, daß der, den sie abgemurkst haben, ein Kerl war, den man bestenfalls vor ihnen gerettet hätte, um ihn selbst umbringen zu können!«
    Ich warf mir den schwarzen Mantel über. Dabei fiel mir ein, daß in meinem Hut ja noch die beiden Kuchen von Minnius lagen, dank ihrer Weinblatthülle einigermaßen staubgeschützt. »Hier, nimm du sie; heute abend essen wir sie im Haus deines Vaters«, sagte ich, bemüht, nicht schwach zu werden. »Versprochen!«
    Sie seufzte. »Vater will dich ohnehin sehen, jetzt, wo du wieder auf den Beinen bist.«
    »Daß ich dich ihm zurückgeben muß, dürfte seine Laune doch heben!«
    »Darüber reden wir noch«, sagte Helena – in einem Ton, der verhieß, daß es da nichts mehr zu bereden gab.
    Ich klopfte an meinem Hut herum, um den Mörtelstaub ein bißchen zu verteilen, und stülpte ihn mir auf die Birne.
    »Du siehst aus wie der Rachegott persönlich! Wer dich so unter einem Torbogen stehen sieht, gibt bestimmt gleich Fersengeld …«
    »Na prima!«
    Der Dreck auf der Haut und im Haar machte mich verrückt; also schrubbte ich mich in den nächsten Thermen rasch ab und legte mir derweil einen Plan zurecht.
    Inzwischen war es Nachmittag geworden. Ich hatte jetzt das Mosaik so weit beisammen, daß ich die Lücken mit Kombinationsgabe und etwas Glück würde schließen können, sobald ich die Steinchen in die richtige Reihenfolge schob. Ich mußte Priscillus sprechen, die Frauen der Hortensii und Severina Zotica. Der Hinweis auf Cerinthus war vielleicht Unsinn. Aber wenn ich herauskriegen konnte, wo dieser Cerinthus sich rumtrieb, würde ich auch mit ihm reden müssen.
    Ich wollte mit Appius Priscillus anfangen, und zwar in seinem Haus auf dem Janiculum. Das knapp überstandene Unglück hatte mich angespornt, und ich traf instinktiv die richtige Wahl.
    Bei dem Gedanken an ein Wiedersehen mit der phrygischen Leibwache wurde mir ganz mulmig, aber Priscillus’ Schlägertrupp war nicht auf seinem Posten – hatte wohl dienstfrei während der Siesta. Priscillus selbst war im Haus, das verriet mir die häßliche braune Sänfte vor dem Portal.
    Sein Pförtner machte den ersten Fehler: Er ließ mich ein. Der zweite bestand darin, daß er seinem Herrn melden ging, es sei Besuch gekommen, und nicht merkte, wie dieser Besuch ihm auf leisen Sohlen nachschlich.
    »Besten Dank!« sagte ich lächelnd, schob den Pförtner aus der Tür und trat ein. »Die Vorstellung erübrigt sich – Appius Priscillus und ich sind alte Freunde.«
    Zu meinem Groll gegen Priscillus gesellte sich jetzt auch noch ein gehöriger Schuß Neid.
    Ich stand in einem geräumigen Arbeitszimmer; die großen holzgetäfelten Terrassentüren waren offen, so daß sich mir ein atemberaubender Blick auf den Tiber und das jenseitige Ufer bot. Ein begabter Innenarchitekt hätte aus diesem Haus bestimmt etwas Großartiges gemacht. Aber Priscillus, der es vermutlich schon wegen seiner Lage gekauft hatte, ließ seine Reize brachliegen. Die Villa war erfüllt von natürlichem Licht – und ansonsten vollgestopft mit schwer verriegelten Geldtruhen. Priscillus gönnte sich nicht einmal die allernotwendigsten Möbelstücke. Und bei Anstrich und Inventar hatte der Geizhals mit so billigem Plunder vorlieb genommen, daß nun alles ruiniert war – es müßte gesetzlich verboten sein, daß einer ein herrliches Anwesen so verhunzt.
    Unwillkürlich zog ich die Nase kraus. Die schöne Lage machte dieses Haus zwar sehr viel angenehmer als das Geschäftsdomizil auf dem Esquilin; aber es roch hier scheußlich modrig und muffig.
    »Das Spiel ist aus, Priscillus! Höchste Zeit, daß Sie aus Rom verschwinden!«
    Priscillus, immer noch der rattengesichtige Gnom in der nämlichen miefigen Tunika, spuckte Gift und Galle, als er seine Stimme wiederfand. »Vergeuden Sie nicht meine Zeit, Falco!«
    »Und Sie nicht die meine! Ich klage Sie an, Hortensius Novus ermordet zu haben!«
    »Sie haben nichts in der Hand gegen mich, Falco, gar nichts!«
    »Ach, nein? Und was ist mit Ihrem Gastgeschenk fürs Bankett – diesem ausgezeichneten

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