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Kupfervenus

Kupfervenus

Titel: Kupfervenus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Falerner?«
    »Der Falerner war untadelig«, beteuerte Priscillus eine Spur zu selbstgefällig.
    »Da geb ich Ihnen recht!« Ich grinste. »Hab selbst ein Schlückchen verkostet. Ein Connaisseur hätte vielleicht bemängelt, daß er durch das lange Stehen im Triklinium zu warm geworden sei – aber es war dennoch der lieblichste Tropfen, den ich je getrunken habe. Allerdings war man wohl gut beraten, ihn nur pur zu genießen! Denn die Gewürze, die dazugehörten, waren eine ziemlich faule Mischung …« Er warf mir einen raschen Blick zu. »Was mich betrifft«, fuhr ich fort, »so nehme ich in einen wirklich ausgereiften, runden Wein niemals Myrrhe oder Kassia. Ist mir zu bitter. Obwohl ich zugeben muß, daß man bei einem minderwertigen Jahrgang mit Myrrhe eine ganze Menge Panscherei kaschieren kann …«
    Genug der Worte. Ich ging ein paar Schritte auf Priscillus zu.
    Er fing an, mit dem spitzen Ende eines Stilus unter seinen Fingernägeln rumzupulen. »Was wollen Sie, Falco?«
    »Ganz einfach: Rache!«
    »Da machen Sie sich mal auf einen ordentlichen Reinfall gefaßt!«
    »Oh, das sehe ich aber ganz anders.« Meine Zuversicht verblüffte ihn. Vor lauter Staunen vergaß er, Verstärkung herbeizurufen. Ich war’s zufrieden. Er hatte offenbar Angst, ich könnte doch Beweise gegen ihn haben, also brauchte ich nichts weiter zu tun, als ihn in diesem Verdacht zu bestärken. »Priscillus, ich weiß, wie Hortensius Novus ermordet wurde. Und wenn die Familie vor Gericht geht, werde ich als Zeuge gehört …«
    »So weit wird es nicht kommen.« Er fuhr fort, sich den Dreck unter den Nägeln vorzukratzen, der zum Teil vermutlich schon seit der Zeit unter seinen Krallen nistete, als er noch Milchzähne gehabt hatte.
    »Irrtum. Was ich weiß, belastet Felix und Crepito viel zu schwer, als daß sie den Prätor kaufen könnten, der die Untersuchung leitet, und wenn der noch so tief bei Crepito in der Kreide steht.«
    »Wie kommt es eigentlich, daß Sie so gut Bescheid wissen?« fragte Priscillus höhnisch.
    »Hab ich alles rausgefunden, als ich beauftragt war, die kleine berufsmäßige Braut aus dem Feld zu schlagen.«
    »Ha, die war’s!« Ein halbherziger Versuch. »Hier in diesem Zimmer saß sie, hat mir die Einladung gebracht und frei heraus gesagt: wenn sie mal einen unerwünschten Ehemann loswerden wollte, würde sie ihn vergiften.«
    »Aber Novus war ja noch gar nicht mit ihr verheiratet. Trotzdem, sehr praktisch für euch! Severinas Anwesenheit muß allen, die Novus aus dem Weg räumen wollten, als ideale Tarnung erschienen sein. Aber glauben Sie ja nicht, daß die Dame das nicht spitzgekriegt hätte! Ich nehme an, sie kam nur hierher, um Ihnen genau diesen Gedanken einzugeben. Severina hat euch reingelegt! Natürlich sollten Sie Novus erst erledigen, wenn die beiden verheiratet waren – aber zu Severinas Pech konnten Sie ja nicht warten.«
    »Haben Sie denn Beweise?« forschte Priscillus grämlich.
    »Ich war am Abend des Banketts bei den Hortensii in der Villa. Und ich war Zeuge, als Ihre Gewürze dem Wein beigemischt wurden; ich sah, wie das Opfer das Gift trank.« Ich war lauter geworden, als ob die bloße Erinnerung daran mich schon wieder aus der Fassung brächte. »Ich weiß ja nicht, worauf Sie kalkuliert hatten, aber den armen Novus hat’s schier umgehauen! Und im nächsten Moment lag er auch schon wie vom Blitz getroffen auf dem Latrinenboden und rührte sich nicht mehr!«
    Dieses kuriose Gemisch aus Lüge und Bluff verfehlte seine Wirkung nicht. »Wieviel?« fragte Priscillus resigniert.
    »Oh, ich will kein Geld!«
    » Wieviel? « wiederholte er gereizt. Offenbar hatte der Mann Erfahrung mit Erpressern, die sich anfangs zierten.
    Ich schüttelte den Kopf. »Mich können Sie nicht kaufen. Außerdem ist die Sache schon viel zu weit gediehen. Ich war ziemlich sauer, als Sie neulich Ihre Schläger auf mich gehetzt haben – wenn ich also, schwer verletzt und unter Schock, den Hortensii was gesteckt haben sollte, dann haben Sie sich das selbst zuzuschreiben.«
    »Hören Sie doch auf mit diesen Mätzchen, Falco«, grollte Priscillus, aber ich sah, wie er überlegte, was ich wohl wirklich ausgeplaudert haben mochte.
    Ich holte tief Luft. »Also, ich denke mir das so: Crepito und Felix hatten mit Ihnen über die Möglichkeit gesprochen, Novus loszuwerden, falls der sich querstellen sollte. Er machte Stunk, und Sie jubelten ihm ein Extrageschenk unter. Als er starb, hielten die beiden anderen zunächst mal dicht.«

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